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So sieht es im Inneren der letzten IS-Festung aus

Heute Redaktion
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Über 60.000 Dschihadisten und ihre Gefangenen haben die letzte IS-Bastion bereits verlassen. Ein neues Propaganda-Video des IS zeigt, wie so viele auf so kleinem Raum hausen konnten.

"Der entscheidende Moment ist näher als je zuvor", twittert Mustafa Bali. Der Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) hat guten Grund zum Optimismus: Nach tagelangen Angriffen auf die letzte IS-Bastion Baghus im Osten Syriens haben sich innerhalb 48 Stunden 3.000 Mitglieder der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ergeben.

Mit der sich abzeichnenden Einnahme von Baghus ist das selbsternannte "Kalifat" der IS-Miliz im Irak und Syrien endgültig Geschichte.

Auch US Special Forces überrascht

Seit Beginn der Belagerung im Dezember haben 60.000 Menschen das IS-Dorf nahe der irakischen Grenze verlassen. Dass unter ihnen viele Ausländer sind, machen Bilder deutlich, die SDF-Milzsoldaten dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten" zeigen (siehe Diashow oben).

Die schiere Maße an Aufgabewilligen verblüfft nicht nur die SDF. "Es kamen Zehntausende – wir hatten damit gerechnet, dass es vielleicht um die 5.000 IS-Leute sein werden", sagte ein Vertreter der US Special Forces letzte Woche zu "20 Minuten". Über 60.000 IS-Anhänger – wo verschanzten sich all diese Personen, bevor sie sich zur Kapitulation entschlossen?

Zelte und zugeschüttete Fahrzeuge

Das Areal des IS, auf wenige hundert Quadratmeter zusammengeschrumpft, ist übersät mit Zelten. Hier sind die "wertlosen" Gefangenen, einfache IS-Kämpfer und niedrige Kommandanten mit ihren Familien untergebracht – sie sind die berüchtigten "menschlichen Schutzschilde", die der IS seit jeher zu seiner Verteidigung einsetzt.

Propaganda-Video zeigt das Innere der letzten IS-Bastion (Quelle: YouTube/The Guardian)

Neben den Zelten und einer Handvoll Gebäuden nutzt der IS aber auch Fahrzeuge zur Unterbringung seiner zahlreichen Anhänger: Dafür schüttet ein Bagger Erdwälle auf, die Autos werden teilweise darin vergraben und mit Decken und Planen umhüllt. Diese Konstruktion lässt sich gut im Hintergrund eines Propagandavideos erkennen, das der IS jetzt aus Baghus veröffentlicht hat. Sie schützt etwas mehr vor der Kälte als die Zelte. Zudem lassen sich so Waffen und Kriegsmaterial besser vor einem Blick von oben verbergen.

IS gab Handbuch zum Tunnelbau heraus

Vor allem aber hat der IS seine Gefangenen und jesidischen Sklaven rund um Baghus weitläufige Tunnelsysteme anlegen lassen. Darauf verstehen sich die Jihadisten: Auf dem Höhepunkt ihres "Kalifats" gaben sie dicke Handbücher mit Anweisungen zum Ausheben solcher Tunnels heraus. Die verbleibenden hohen IS-Kommandanten und "wertvollen" Gefangenen dürften bereits seit Wochen und Monaten in den Tunnels um Baghus ausharren – wenn sie nicht durch eben diese geflohen sind.

Die riesige Anzahl von IS-Leuten, die in Baghus im wahrsten Sinne aus den Löchern gekrochen kommen, könnte sich auch damit erklären, dass der IS nebst den Tunneln auch riesige Höhlen in den umliegenden Hügeln und Felswänden ausgehoben hat.

Geiseln in Höhlen gehalten?

Hier sollen die Extremisten noch immer jesidische Gefangene und einige westliche Geiseln halten. Verifizieren lässt sich das nicht – noch nicht. Doch SDF-Vertreter sowie ein Vertreter der US Special Forces haben letzte Woche bestätigt: Es gibt Hinweise, die nahelegen, dass der britische Fotograf John Cantlie am Leben ist und in Baghus festgehalten wird.

Cantlie war 2012 zusammen mit dem US-Amerikaner John Foley vom IS entführt worden. Foley wurde zwei Jahre später öffentlichkeitswirksam enthauptet. Cantlie tauchte später mehrfach in IS-Videos auf, ab 2014 verlor sich seine Spur.

In dem Propagandavideo aus Baghus – das genaue Aufnahmedatum ist unklar – rufen drei IS-Kämpfer Durchhalteparolen. Sie berufen sich auf Gott. Der Film zeigt auch zerlumpte und abgemagerte Kinder, die auf wässrigen Brei warten, apathisch wirkende Menschen, das schlammige Elend dieser Zeltstadt. Es ist ein ziemlich durchsichtiger Versuch der Extremisten, das Auseinanderbrechen ihres "Kalifats" aus der Opferperspektive zu inszenieren.

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