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Prostitution und Drogenhandel zählen zu BIP

Heute Redaktion
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Politische Parteien, Richterverbände und Konsumentenschutzorganisationen laufen in Italien Sturm gegen neue Vorgaben der EU bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die ab September auch in Italien angewandt werden. Demnach sollen auch Drogenhandel, Prostitution und Zigarettenschmuggel bei der BIP-Berechnung berücksichtigt werden.

Ab September wird sich daher auch Italiens Statistikamt Istat an neue Eurostat-Regeln anpassen und illegale Geschäfte in die Berechnungen des BIP aufnehmen. Das wird modellmäßig berechnet, weil es für diese Kategorie von Aktivitäten keine Basisstatistiken oder Erhebungen gibt, berichten italienische Medien. Zu diesem Zeitpunkt wird das System zur Berechnung des BIP in allen EU-Ländern auf das neue Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung (ESVG) umgestellt, bisher galt die Version von 1995.

Das BIP, das den Wert aller innerhalb eines Jahres hergestellten Waren und Dienstleistungen misst, werde so im Vergleich zur bisherigen Berechnungsmethode zulegen, heißt es in Rom, wo eine heftige Polemik tobt. "Die Regierung Renzi hat Wirtschaftswachstum versprochen, das nicht eintrifft. Mit Drogen und Prostitution wird Italien BIP jetzt automatisch um zwei Prozentpunkte wachsen", protestierte der Populist Beppe Grillo, Chef der oppositionellen Fünf Sterne-Bewegung.

Illegales werde Legal

Der Sekretär des italienischen Richterverbands, Maurizio Carbone, warnte vor der Gefahr, dass die illegalen Aktivitäten der organisierten Kriminalität jetzt de facto legalisiert werden. Der Konsumentenschutzverband Adusbef sprach von einem "vom ethischen Standpunkt unannehmbaren Beschluss".

Auch im konservativen Mitte-Rechts-Lager herrscht Empörung. "Es ist eine Schande, dass bei der BIP-Berechnung illegale Aktivitäten berücksichtigt werden", kommentierte Senator Maurizio Gasparri von der konservativen Oppositionspartei Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi. Die Schattenwirtschaft in Italien macht laut Schätzungen 21,1 Prozent des BIP aus. Unter Schattenwirtschaft verstehen die Experten vor allem Schwarzarbeit, aber auch andere kriminelle Aktivitäten.