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Baby getötet und in Teddy versteckt: "Es tut mir leid"

Die Frau, die nach der Geburt ihren Buben tötete und in einen Teddybär versteckte, stand am Mittwoch vor Gericht. Das Urteil ist gefallen.

Heute Redaktion
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Rosa Teddybär mit farbigen Pfoten und Gesicht. Symbolfoto
Rosa Teddybär mit farbigen Pfoten und Gesicht. Symbolfoto
Bild: iStock (Symbolbild)

"Es tut mir mega leid", sagte die angeklagte Serbin am Schluss der Verhandlung vor dem Luzerner Kriminalgericht. Sie hat 2015 in ihrer Wohnung zwei Babys zur Welt gebracht.

Den ersten Buben tötete sie nach der Geburt, indem sie ihn gegen die Wand und gegen den Boden geschlagen und den Leichnam im Keller versteckt hat. 31 Stunden später gebar sie den Zwillingsbruder. Dieser kam tot zur Welt - "Heute.at" berichtete.

Der Staatsanwalt forderte eine Freiheitsstrafe von 8 Jahren: Im Falle des totgeborenen Kindes habe sie sich mindestens der eventualvorsätzlichen Tötung schuldig gemacht, weil sie nach der ersten Geburt keine medizinische Hilfe in Anspruch nahm.

Der Verteidiger sah dies anders und beantragte dem Gericht, seine Mandantin nur wegen des Todes des Erstgeborenen zu verurteilen, und zwar nicht wegen vorsätzlicher Tötung, sondern wegen Kindstötung. Dieser Tatbestand sieht für Mütter, die ihr Kind während der Geburt oder unter dem Einfluss des Geburtsvorgangs töten, eine milde Strafe vor.

Die Richterin urteilte am Ende mit einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten. Ein Jahr davon muss die Angeklagte laut "Blick" ins Gefängnis.

Vom Kindsvater im Stich gelassen

Die Frau war im Dezember 2015 im siebten Monat schwanger gewesen, als unvermittelt die Wehen einsetzten. Die Beschuldigte sagte vor Gericht, der Kindsvater habe sich von ihr getrennt, weil sie eine Abtreibung verweigert habe. Die Schwangerschaft habe sie vor ihren Eltern und ihrer Schwester, mit der sie in einer gemeinsamen Wohnung lebte, geheim gehalten. Das Verhältnis zu ihren Eltern beschrieb sie als: "Nicht so gut. Mit meiner Schwester ist es ok, aber mit den Eltern war es immer schwierig."

Sie wisse nicht, was passiert wäre, wenn sie ihnen von der Schwangerschaft erzählt hätte, sagte die Beschuldigte. Sie habe wegen der Kontrolle durch ihre Eltern auch keinen Arztbesuch machen können, sagte der Verteidiger. Er begründete dies damit, dass ihr Vater ihre Post kontrolliere.

Sie hat sich auf Youtube über die Geburt informiert

Die anstehende Geburt traf die junge Frau völlig unvorbereitet. Auf Youtube informierte sie sich darüber, wie eine Geburt abläuft. Als der Erstgeborene entgegen ihrer Erwartungen nicht schrie und nicht an ihrer Brust saugen wollte, glaubte die Frau, alles falsch gemacht zu haben. Sie tötete den Buben. Sie habe Wut verspürt, sagte sie vor Gericht. Was in ihrem Kopf vorgegangen sei, wisse sie nicht.

Rund 31 Stunden nach der ersten Geburt gebar die Beschuldigte, wiederum in der Badewanne, den Zwillingsbruder, der mit den Füssen voraus zur Welt gekommen sein soll. Der Junge kam tot zur Welt. Laut Aussagen der Beschuldigten wickelte sie ihn in ein Frotteetuch und legte ihn in den Wäschekorb. Ihre Mutter habe das Blut, aber nicht das Baby gesehen: "Ich wurde zusammengeschissen, ich soll das Blut weg putzen", sagte die Frau.

Für diesen Todesfall forderte die Verteidigung einen Freispruch. Es gebe keine Indizien, dass seine Mandantin dieses Kind habe loswerden wollen. Eine Hausgeburt sei keine Verletzung der Fürsorgepflicht, und es sei nicht gesichert, dass der Bub mit medizinischer Hilfe lebend zur Welt gekommen wäre.

Staatsanwalt zeichnet negatives Bild

Die Beschuldigte war ganz in schwarz gekleidet und sie machte vor Gericht den Eindruck einer jungen Frau, die in beengenden familiären Verhältnissen lebte sowie naiv und überfordert war. Vor Gericht sagte sie aus, dass sie bei der Beerdigung der Buben anwesend gewesen sei, das Grab besuche und dass sie oft an die Kinder denke. Wünsche oder Pläne für ihre Zukunft konnte sie keine nennen.

Auf die Fragen antwortete sie sehr leise, sodass die Antworten teilweise fast unverständlich waren. Viele Fragen konnte sie nicht beantworten und sagte dann jeweils: "Ich weiß es nicht."

Am Ende der Verhandlung konnte sie sich noch einmal äußern. "Es tut mir mega leid", sagte sie mit weinerlicher Stimme. Während den Pladoyers des Staatsanwalts und ihres Verteidigers, sass sie regungslos auf ihrem Stuhl.

Der Staatsanwalt sagte, dass dies nur gespielt sei. "Sie gibt sich hier als naive und dümmliche Frau. Aber diese Person hat zwei Gesichter", sagte der Staatsanwalt. Er warf ihr vor, sie hätte gelogen und gelogen, bis das Lügengebäude zusammengebrochen sei. Die Frau sei berechnend und habe ihre Interessen über die der unschuldigen Säuglinge gestellt. Sie habe ihre Probleme vor sich hingeschoben und sich ihrer am Ende auf eine Art entledigt, wie sie es auf dem großelterlichen Bauernhof in Serbien gelernt habe. (dag/sda)