Österreich

Prozess: Mordversuch am Chef nach Kündigung

Heute Redaktion
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Am kommenden Freitag muss sich der 44-Jährige am Wiener Landesgericht verantworten, der seinen Chef in Wien-Alsergrund niedergeschossen hat. Nach der Kündigung war der Blitzableiter-Monteur stundenlang wach gelegen und hatte schließlich beschlossen, den Chef mit einem seiner Gewehre zu töten, so die Anklage. Umgesetzt hat er den Beschluss am 23. Mai 2013.

Der von Verteidiger Georg Morent vertretene Angeklagte wird den Mordversuch bestreiten. Der gebürtige Iraner, der 1996 nach Österreich gekommen war, hatte nach seiner Festnahme erklärt, er habe auf den 52-jährigen Firmenbesitzer geschossen, um ihn "schwer zu verletzen". Er hatte in die Firma, wo er um 7.00 Uhr auftauchte, nicht nur ein in einem Gitarrenkoffer verstecktes Unterhebelrepetiergewehr Marke "Henry Repeating Arms" samt 50 Patronen mitgenommen, sondern auch Kabelbinder. Mit diesen habe er seinen Chef fesseln und quälen wollen, erklärte der Mann beim Verhör.

Monatelange Konflikte

Zwischen Chef Harald U. und seinem Mitarbeiter hatte es schon länger Konflikte gegeben. Der 44-Jährige war schon einmal gekündigt, im März des Vorjahrs wegen Personalmangels aber wieder eingestellt worden. Der letzte Streit entzündete sich , das der 44-Jährige für private Zwecke nutzen durfte. Weil der andere Wagen defekt war, forderte der Chef den Monteur am 22. Mai auf, es herauszugeben, was jener ablehnte. Darauf sprach Harald U. erneut die Kündigung aus und bemächtigte sich mit einem Zweitschlüssel des Fahrzeugs.

"Du bist ein Arschloch"

Als der Angeklagte am folgenden Morgen dennoch an seinem Arbeitsplatz erschien, stellte er zunächst den Gitarrenkoffer am Gang vor dem Chefbüro ab. Dann trat er ein und verlangte von Harald U. die Auszahlung von 20 offenen Überstunden. Außerdem wies er ihn darauf hin, dass die zweiwöchige Kündigungsfrist einzuhalten sei. Weil Harald U. darauf nicht einging, verließ der 44-Jährige kurz den Raum, kehrte mit dem Gewehr in der Hand zurück und schoss ihm mit den Worten "Du bist ein Arschloch" in die Brust.

Blutiges Gemetzel

Während der Schwerverletzte vom Sessel kippte - dass Projektil traf ihn im Bereich der dritten Rippe rechtsseitig und drang auf Höhe der fünften Rippe aus -, feuerte der Schütze noch einmal in die Luft, um laut Anklage dem Chef, der mittlerweile unter den Schreibtisch gerobbt war, Angst zu machen. Dann trat der Bewaffnete, dem laut Anklage eine "Vorliebe für Waffen" inne wohnen soll - er besaß legal zwei Gewehre, einen Taser und eine Gaspistole - um den Tisch herum und repetierte noch mehrfach vor dem in einer Blutlache liegenden Mann.

war unterdessen infolge der Schüsse auf die Vorgänge aufmerksam geworden und eilte diesem zu Hilfe. Er schleuderte ein Werkzeug auf den Schützen und brachte Harald U. aus der Gefahrenzone.

Kein Tötungsvorsatz

"Der behauptete Tötungsvorsatz liegt sicher nicht vor", meint Verteidiger Georg Morent. Sein Mandant sei von Harald U. über einen längeren Zeitraum schlecht behandelt worden. Am Tag vor der Schussabgabe hätte dieser den 44-Jährigen "vor anderen gedemütigt. Er hat ihn relativ unsanft behandelt und heftig beschimpft". Nachdem der Arbeiter die Nacht aus Ärger fast nichts geschlafen habe, "ist bei ihm offenbar der Film gerissen und er hat sich dazu hinreißen lassen", sagte Morent. Er habe den Chef "zur Rede stellen wollen. Aber sicher nicht so, dass dieser tot ist".