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Punk-Revoluzzerin war am Freitag in der Arena

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Als Amanda Palmer vergangenen Dezember alle anstehenden Konzerte absagte, um an der Seite ihres krebskranken besten Freundes zu bleiben, war das Verständnis und der Rückhalt in der Fangemeinde groß. Jetzt, sieben Monate später, kämpft die exzentrische Punk-Kabarettistin, weil sie die damals ausverkaufte Arena nicht voll bekommt. Am Samstag spielt sie in der Arena beim "Harvest of Art Warm up, am Donnerstag davor in Graz.

Als Amanda Palmer vergangenen Dezember alle anstehenden Konzerte absagte, um an der Seite ihres krebskranken besten Freundes zu bleiben, war das Verständnis und der Rückhalt in der Fangemeinde groß. Jetzt, sieben Monate später, kämpft die exzentrische Punk-Kabarettistin, weil sie die damals ausverkaufte Arena nicht voll bekommt. Am Samstag spielt sie in der Arena beim "Harvest of Art Warm up, am Donnerstag davor in Graz.

"Jetzt zahle ich den Preis für diese damals so einfache Entscheidung", sagte sie vor dem Graz-Konzert am Donnerstag im ppc, das bei Weitem nicht ausverkauft ist. Auch für ihren Auftritt beim "Harvest of Art - Warm Up" in der Wiener Arena am Freitag gibt es noch Karten.

Ebenfalls beim "Harvest of Art Warm up": Calexico, Jamie in Commons und Depedro. Karten gibt es zum Beispiel bei

"Die Fans können einen noch so emotional unterstützen, die Welt wartet nicht. Die Promotion-Maschine schert sich nicht um Emotionen, Krebs oder Zeit", sagt Palmer ernüchtert. "Ich bereue gar nichts, aber das Preisschild war brutal: Die ganze Promotion musste ein zweites Mal stattfinden, alle Beteiligten waren weniger enthusiastisch. Es ist Sommer, die Termine sind nicht so gut wie ursprünglich, alles ging ein bisschen den Bach runter", resümiert die 37-jährige ehemalige Dresden Dolls-Sängerin. Langfristig gesehen sei das alles aber "doch wieder ein kleiner Preis, um an Anthonys Krankenbett zu bleiben. Für ihn würde ich meine ganze Karriere wegschmeißen." Dem Freund gehe es mittlerweile besser.

Crowdfunding-Pionier

Dass Amanda Palmer fast ununterbrochen ihren Twitter-Feed beobachtet und sich online intensiv mit Fans austauscht, ist ihr persönlicher Beitrag zum Gelingen der aktuellen Tour. Schließlich kommt sie ohne Plattenfirma aus, die normalerweise die ganze Organisationsarbeit übernimmt. Stattdessen hat Amanda Palmer als erste bekannte Künstlerin gewagt, ihr aktuelles Album "Theatre is Evil" über die Crowdfunding-Plattform "Kickstarter" zu finanzieren, wo sie immerhin rund 25.000 Fans dazu gebracht hat, ihr knapp 1,2 Millionen US-Dollar (rund 925.000 Euro) zu überweisen. Je nach Höhe des Beitrags erhielten die Spender etwa digitale Downloads (1 Dollar, 4744 Spender), ein signiertes Künstlerbuch (100 Dollar, 488 Spender) oder exklusive Haus-Partys (5000 Dollar, 34 Spender).

Dass sie mit ihrem Kickstarter-Projekt keineswegs Gewinn gemacht hat, wissen die Wenigsten. "Aber ich bin auch selbst schuld, indem ich täglich predige, die Leute sollen sich meine Musik gratis runterladen. Warum sollen sie dann die Geschäfte stürmen und das Album kaufen?" Dennoch habe sie durch das Kickstarter-Projekt gelernt, sich die Zahlen anzuschauen. Während die meisten nur einen Dollar gezahlt hätten, gaben andere großzügige hundert Dollar. Im Durchschnitt bringe ein verkauftes Album ein paar Dollar. Auch das 1.000-Dollar "Bed Song Book", das die Größe eines Esstischs hat und aufwendig verpackt ist, habe insgesamt inklusive Zusatzleistungen und Versand 900 Dollar gekostet. Laut lachender Nachsatz: "Da merkt man, wo die Geschäftsfrau und die Künstlerin nicht zusammenpassen."

APA/red.