Putin belohnt "Mutterheldinnen" mit einer Million Rubel

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine aus der Sowjetzeit stammende Auszeichnung wiederbelebt: Jede Frau, die zehn oder mehr Kinder geboren und großgezogen hat, soll eine einmalige Zahlung von einer Million Rubel (umgerechnet rund 16.000 Euro) erhalten. Mit dieser Maßnahme will der Kreml nun gegen eine demografische Krise ankämpfen, die durch sinkende Geburtenraten verursacht wird.

Auf den Spuren von Josef Stalin und Adolf Hitler

Putin unterzeichnete am Montag ein Dekret für den Verleih des Ehrentitels "Mutterheldin", den der sowjetische Staatschef Josef Stalin 1944 eingeführt hatte. Damals sollte die Bevölkerungspolitik des Sowjetdiktators das Problem der schrumpfenden Einwohnerzahlen lösen, die der Erste und der Zweite Weltkrieg sowie die Hungersnot der 1930er-Jahre hinterlassen hatten. Der Titel wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 nicht mehr verliehen.

In Deutschland und Österreich wurde im 2.Weltkrieg das "Ehrenkreuz der Deutschen Mutter", auch "Mutterkreuz" genannt, 1938 als Auszeichnung in Form eines Ordens von der NSDAP verliehen. Es sollte eine ähnliche Funktion für die Mütter erfüllen wie das Eiserne Kreuz für Soldaten. Das "Mutterkreuz" zählt heute in Deutschland zu den verfassungsfeindlichen Propagandamitteln.

Mütter erhalten Medaille und Wappen

Der Titel "Mutterheldin" stehe auf der gleichen Statusstufe wie hochrangige staatliche Orden wie "Held Russlands" und "Held der Arbeit", berichtet das russische Portal "Moscow Times". Die "Heldinnen" erhielten außerdem eine Medaille mit der Flagge und dem Wappen der Russischen Föderation.

Die Mütter sollten auch dann Anspruch auf den Titel haben, wenn sie eines ihrer Kinder im Kampf, durch einen terroristischen Angriff oder in einer Notsituation verloren hätten, heißt es in dem Dekret.

Tausende junge Russen sterben auf ukrainischen Schlachtfeldern

Das schrumpfende Bevölkerungswachstum ist seit Jahrzehnten eine große Sorge des Kreml: Russlands Einwohnerzahlen sind nahezu konstant rückläufig, mit der Pandemie verdreifachte sich 2020 fast die Geschwindigkeit des Bevölkerungsrückgangs. Anfang des Jahres sank die Einwohnerzahl noch einmal stark um rund 400.000 Menschen auf 145,1 Millionen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis 2050 um weitere zehn Prozent sinken könnte.

Der Krieg in der Ukraine hat das Problem nur noch verschärft. Zwischen Jänner und Juni verließen rund 380.000 russische Bürger das Land und Tausende von Männern – im Durchschnittsalter von 21 Jahren – sind auf den ukrainischen Schlachtfeldern bereits gestorben.