Ukraine

Putin fackelt täglich Gas für 1,6 Mio. EU-Haushalte ab

Wladimir Putin befeuert die Gas-Krise und Teuerung in Europa noch weiter: Er lässt den wichtigen Rohstoff jetzt in riesigen Mengen abfackeln.

Roman Palman
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    An der Grenze zu Finnland verbrennt Russland in einer riesigen Flamme Gas, das eigentlich nach Deutschland exportiert werden würde.
    An der Grenze zu Finnland verbrennt Russland in einer riesigen Flamme Gas, das eigentlich nach Deutschland exportiert werden würde.
    REUTERS (Archivbild)

    An der russisch-finnischen Grenze lodert eine gigantische Gasflamme – so groß und so hell, dass sie auch noch aus 40 Kilometern Entfernung sichtbar ist. Selbst aus dem Weltraum ist sie erkennbar. Das berichtet das ORF-Radio Ö1 am Freitag.

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    Ihren Ursprung hat sie in einer neuen Gazprom-Anlage für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Portowaja nördlich von St. Petersburg. Während Europa für Gas brennt wie ein Luster, verbrennt Wladimir Putin dieses lieber, als es durch die in unmittelbarer Nähe liegende Pipeline "Nord Stream 1" nach Deutschland zu liefern. Und das nun schon seit Wochen.

    Desaster

    Nach Schätzungen des weltweiten Energieberatungsunternehmens Rystad Energy lässt der Kreml dort täglich Erdgas im Wert von fast 10 Millionen Euro einfach in Rauch aufgehen. Gas, das eigentlich laut den bestehenden Verträgen nach Deutschland fließen sollte und hierzulande täglich 1,6 Millionen Haushalte versorgen könnte.

    Wladimir Putin (m.) mit seinem Freund und Pipeline-Fan, dem deutschen Altkanzler Gerhard Schröder (r.) bei einem Besuch der Gazprom-Anlage in Portowaja im September 2011.
    Wladimir Putin (m.) mit seinem Freund und Pipeline-Fan, dem deutschen Altkanzler Gerhard Schröder (r.) bei einem Besuch der Gazprom-Anlage in Portowaja im September 2011.
    REUTERS

    9.000 Tonnen CO2 pulvern die Russen so tagtäglich ohne Sinn in die Luft. Das ist nicht nur ein Umwelt-Desaster, sondern auch eine Methode, den Preis noch weiter nach oben zu treiben.

    "Es könnte kein klareres Signal geben – Russland könnte die Energiepreise schon morgen wieder runterrasseln lassen. Das ist Gas, das sonst via Nord Stream 1 oder anderen Alternativen exportiert werden würde", fasst Sindre Knutsson von Rystad Energy gegenüber der BBC zusammen.

    Schon länger hat Russland die Gaslieferungen nach Deutschland über "Nord Stream 1" auf täglich 33 Millionen Kubikmeter Erdgas gedrosselt. Das entspricht einem Fünftel der maximalen Kapazität. Vom 31. August bis zum 2. September soll wegen "Wartungsarbeiten" dann überhaupt kein Gas nach Deutschland fließen, teilte der Staatskonzern Gazprom mit.

    Preistreiberei schon vor Sanktionen

    Hätte man mit den Sanktionen gegen Russland den höchsten Mann im Kreml nicht verärgert, würde dieser weiterhin brav Erdgas nach Europa liefern – so argumentieren zumindest Putin-Sympathisanten und Sanktionsgegner.

    Allerdings ist auch klar, dass der Kreml-Despot die Abhängigkeit Europas von seinem Erdgas schon vor Kriegsbeginn ausgenutzt und als Waffe benutzt hat. Denn nicht erst seit den Sanktionen treibt er die Preise in die Höhe.

    Schon davor hatte sein Energieriese Gazprom immer weiter in den europäischen Markt hineingedrängt und sowohl in Österreich als auch in Deutschland mit Haidach und Rehden die jeweils größten Gasspeicher unter seiner Kontrolle. Und in diese wurde schon Monate vor Kriegsbeginn kaum noch Gas eingespeichert.

    "Waren naiv und blauäugig"

    Haidach war fast vollständig entleert als der Speicher durch die neue "Use-it-or-lose-it"-Regelung Gazprom abgenommen wurde, im deutschen Rehden betrug laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" vom 28. Jänner 2022 der Füllstand magere 4,13 Prozent.

    "Es war naiv und blauäugig, in diese starke Abhängigkeit oder Verflechtung hinein zu laufen", zog CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen damals erschüttert Bilanz. Die leeren Speicher seien bezeichnend für die Weigerung der Russen, mehr Gas zu liefern als in langfristigen Verträgen vereinbart ist.

    "Russland und Gazprom erfüllen alle Verpflichtungen. Aber sie könnten mehr Gas liefern. Das treibt die Preise kurzfristig hoch", sagte Röttgen einen knappen Monat vor Kriegsbeginn. Und als hätte er es gewusst: "Wenn es zum Konflikt [in der Ukraine, Anm.] kommt, wird Erdgas eine Rolle spielen. Wenn unsere Speicher dann nicht voll gefüllt sind, sind wir in unserer Widerstandsfähigkeit, in unserer Resilienz eingeschränkt."

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