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Putin-Gegner werden vor Russland-Wahl verhaftet

Heute Redaktion
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In Russland hat am Sonntag die Präsidentschaftswahl begonnen. Das riesige Land ist in neun Zeitzonen unterteilt. Die letzten der 95.000 Wahllokale schließen um 18 (MEZ). Es wird erwartet, dass der jetzige Regierungschef Wladimir Putin zum Nachfolger von Staatschef Dmitri Medwedew gewählt wird. Umfragen zufolge wird sich Putin mit 60 Prozent der Stimmen deutlich gegen seine vier Herausforderer durchsetzen.

Kurz vor der Präsidentenwahl sind vier Moskauer Punk-Musiker nach spektakulären Protestaktionen gegen Putin festgenommen worden. Den drei Frauen sowie einem Mann werde Rowdytum vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher. Die vermummt auftretende Band Pussy Riots war vor kurzem in die Moskauer Erlöserkathedrale eingedrungen. Im Mutterhaus der russisch-orthodoxen Kirche, das als nationales Heiligtum gilt, führte die Gruppe ein lautstarkes "Punk-Gebet" gegen Putin auf und flüchtete anschließend.

Bereits zuvor hatte Pussy Riots im Wahlkampf für Aufsehen gesorgt, als sie ihren Anti-Putin-Protest direkt bis vor den Kreml getragen hatte. Ein Video im Internet zeigt, wie die Musikerinnen spontan auf dem Roten Platz losrocken. "Putin ist abgeschlafft! Aufstand in Russland", singt die Gruppe, bis Polizisten das Spektakel beenden.

109 Millionen Wahlberechtigte

Putin war bereits von 2000 bis 2008 Präsident, konnte nach zwei Amtszeiten in Folge aber nicht sofort wieder antreten. Seit der umstrittenen Parlamentswahl im Dezember sieht sich die russische Führung beispiellosen Massenprotesten ausgesetzt. Rund 109 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen.

Mehrere Demonstrationen sind rund um die russische Präsidentenwahl geplant. Unterstützer des Regierungschefs und Präsidentschaftskandidaten Putin und die kremlkritische Oppositionsbewegung haben dafür tagelang - im Ungleichgewicht der Kräfte - um die "besten" Plätze gerungen, wobei der Opposition von den Behörden lange überhaupt kein Platz für ihren Protest zugesagt wurde.

Gegenkandidaten haben es schwer

Bekannt ist, dass die russische Opposition im Präsidentenwahlkampf, ein mediales Ungleichgewicht wiederholt beklagt hat. Regierungschef und Präsidentschaftskandidat Wladimir Putin kommt dabei auf rund 70 Prozent Medienpräsenz, wobei von offizieller Seite mit seiner Tätigkeit als Ministerpräsident, Leiter der "Volksfront" und in dritter Funktion als Kandidat argumentiert wurde.

Mit einem offenen Auge gewinnen aber auch Besucher schnell den Eindruck, dass die Wahlkampfaktionen offenbar recht einseitig zu sein scheinen. So etwa am Moskauer Flughafen Domodedowo, wo in einer Halle mit Dutzenden Plakaten mit dem Logo der Kremlpartei und der Bildunteschrift "Unser Land - Unser Präsident" für Putin geworben wird. Plakate von Gegenkandidaten, oder andere Werbeposter, sind dort keine zu finden. Aber es kann sich natürlich auch um eine Einzelerscheinung handeln...