Der Beschuldigte – er war fast 30 Jahre bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) Kärnten beschäftigt – ging äußerst raffiniert vor: Bei der Umstellung von Papier-Akten auf digitale Unterlagen im Jahr 2006, die der Mitarbeiter führend mitbetreute, erfand der Mann mindestens drei Pensionisten, für die er elektronische Akten anlegte, berichtet die "Kleine Zeitung". Für die erfundenen Pensionisten eröffnete der Kärntner dann wiederum eigene Konten, auf die das Geld überwiesen wurde.
Um bei den Kontrollen – von denen er als leitender Angestellte vorab Bescheid wusste – nicht aufzufliegen, meldete er die erfundenen Pensionisten kurzfristig ab. Nach den Kontrollen schienen die Pensionsbezieher wieder im EDV-System auf, der Mann kassierte weiter – und zwar bis Ende 2020. Damit ihm niemand auf die Schliche kam, arbeitete er im EDV-System mit den Signaturen anderer Mitarbeiter, natürlich ohne deren Wissen.
Vor rund sechs Monaten flog der Fall schließlich auf, als eine Angestellte bemerkte, dass mit ihren Zugangsdaten ein Akt bearbeitet worden war, den sie überhaupt nicht kannte. Die PVA kam dem Betrug dann durch eine genaue Kontrolle auf die Schliche. Es wurde Anzeige erstattet, der leitende Mitarbeiter wurde entlassen.
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt nahm die Ermittlungen auf, diese befinden sich bereits in der Abschlussphase, wie Markus Kitzk, Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, der "Kleinen Zeitung" bestätigt. Nun muss der zuständige Staatsanwalt entscheiden, ob weitere polizeiliche Erhebungen nötig sind oder ob der Fall zur Anklage kommt. Die Ermittler gehen von rund 1,3 Millionen Euro Schaden aus. Der Beschuldigte (es gilt die Unschuldsvermutung) ist voll geständig und erstattete nach dem Auffliegen Selbstanzeige. Laut seinem Anwalt Daniel Klatzer will er keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben.