Politik

Radikaler Impfplansoll scharfe Corona-Regeln verhindern

SPÖ-Chefin Rendi-Wagner fordert gemeinsam mit Ärzten einen Kraftakt zur Anhebung der Impfquote sowie eine "Nationale Impfwoche".

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SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert einen "nationalen Kraftakt"
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert einen "nationalen Kraftakt"
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Die viel zu niedrige Impfquote in Österreich und die hohen Infektionszahlen waren Anlass für eine Pressekonferenz der SPÖ-Partei- und Klubvorsitzenden Pamela Rendi-Wagner mit prominenten medizinischen Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehörten Virologin Heidemarie Holzmann, Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, Infektiologe Christoph Wenisch, die Leiterin des nationalen Impfgremiums, Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt sowie der Onkologe Christoph Zielinski.

Die einheitliche Expertise lautet, dass es notwendig sei, eine Impfquote von 80 Prozent zu erreichen. Dabei bieten die Ärzte der Regierung ihre Unterstützung an. "Es ist notwendig, möglich und machbar, die entscheidenden 80 Prozent zu schaffen, um unser Land aus den Fesseln der Pandemie zu befreien. Dafür braucht es aber einen nationalen Kraftakt", betonte Rendi-Wagner. Als erste wichtige Maßnahme schlagen die Ärzte der Regierung unter anderem vor, eine "Nationale Impfwoche" auszurufen, im Rahmen derer Nicht-Geimpften auch konkrete Impftermine bei ihrem Arzt angeboten werden.

"Wie viele Tote wird es noch geben?"

Rendi-Wagner betonte, dass es ihr ein "großes persönliches Anliegen anlässlich der steigenden Corona-Zahlen und der geringen Impfquote" sei, etwas dagegen zu unternehmen. Es gehe um ihre Besorgnis wegen der steigenden Fallzahlen, der zu geringen Impfquote und einer "gewissen Resignation", die sich breit gemacht habe. "Die Bevölkerung, die Politik und das Gesundheitspersonal sind müde“, sagte die SPÖ-Klubobfrau. "Aber Resignation kann keine Option sein. Aufgeben ist niemals eine Option. Ohne eine 80-prozentige Durchimpfung in der Bevölkerung werden wir Corona nicht los", erklärte Rendi-Wagner und prognostizierte, dass die Zahl der Todesfälle ansteigen werde. "Wie viele Tote wird es noch geben, bis wir Corona besiegen?", so Rendi-Wagner.

Es wiederhole sich das Bild des letzten Winters, "wenn es nicht endlich gelingt, eine höhere Durchimpfungsrate in der Bevölkerung zu schaffen", sagt Rendi-Wagner eindringlich und resümiert: "Der Schlüssel, um Corona hinter uns zu lassen mit all seinen Folgen, ist die Impfung." Um den dafür notwendigen nationalen Kraftakt zu schaffen, richten Rendi-Wagner und die anwesenden Mediziner*innen einen dringenden Appell an Politik und Bevölkerung. "Wir wollen nicht Schlusslicht in Europa sein. Wir wollen das Virus besiegen", betont Rendi-Wagner.

"Habe viele gute Freunde verloren"

Wenisch schilderte die Situation in den Intensivstationen und erklärte, dass es dort für die Patienten immer einen Überlebenskampf gebe, "der in jedem einzelnen Fall eine Katastrophe ist, sowohl für den Patienten als auch für die Angehörigen“. Dazu komme oft Long Covid mit allen bekannten Symptomen. Wenisch weist darauf hin, dass auch medizinisches Personal krank geworden ist in dieser Pandemie: "Ich habe viele gute Mitarbeiter und Freunde verloren." Es solle sich daher jeder überlegen, was sein Beitrag zur Überwindung der Pandemie ist. "Wir haben keine Zeit zu verlieren – die Impfung ist ein probates Mittel, ums sich selbst und andere zu schützen."

Szekeres wies darauf hin, dass seine Kollegen in den Spitälern und Stationen seit Beginn der Pandemie Übermenschliches geleistet haben. In Israel, das sehr früh mit den Impfungen begonnen und jetzt nachgeimpft habe, seien die Infektionen wieder im Griff. "Auch Dänemark, Portugal und Spanien haben das vorgemacht, es muss uns auch gelingen", sagte Szekeres. Eine große Rolle um Corona zu besiegen würden die niedergelassenen Ärzten spielen. "Sprechen Sie mit dem Arzt, der Ärztin, ihres Vertrauens", appellierte Szekeres.

Wiedermann-Schmidt erklärte, dass mittlerweile sehr gute Daten hinsichtlich der Wirksamkeit und der Sicherheit der Impfungen zur Verfügung stünden. Das bestätige auch eine neue Studie aus Schottland. Nur 0,007 Prozent der Geimpften sind trotz Impfung an Corona verstorben. "Insbesondere bei Älteren hat man einen sehr hohen Schutz, der um das 60-fache höher ist als bei nicht geimpften Personen", stellte Wiedermann-Schmid fest.

Keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit

Holzmann betonte, dass der Vorschlag einer nationalen Impfwoche "ganz hervorragend" sei, denn er beinhaltet einen leichten Zugang für bestimmte Personengruppen, die sich bisher nicht impfen ließen. Die Gruppe der Ungeimpften bestehe laut einer Studie der Uni Wien besonders aus jüngeren und mittleren Altersgruppen, Personen mit geringerem Einkommen, teilweise mit Migrationshintergrund sowie bildungsfernen Schichten, die von den Medien, die Aufklärung anbieten, nicht erreicht werden.

Es brauche daher auf diese Zielgruppen ausgerichtete Strategien. Auch würden genug Daten zeigen, dass es keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit bei Geimpften gibt. Holzmann bedauerte, dass die Briefe an Nicht-Geimpfte "leider erst sehr spät" im Dezember verschickt werden. "Auch wäre ein Vorschlag für einen konkreten Termin gut, um mit dem Arzt des Vertrauens zu reden, oder sich gleich impfen zu lassen", so Holzmann.

Zielinski stellte fest, dass im Laufe der Jahre die Todesraten bei Krebs zurückgegangen sind. Der Rückgang sei das Ergebnis klinischer Studien gewesen. "Jeder will die beste Therapie haben. Da gibt es keine Diskussionen", konstatierte Zielinski. Aber durch die Pandemie haben Krebspatienten eine um 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit an Corona zu sterben. "Wir müssen mit diesen Menschen solidarisch sein, wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Das ist unsere menschliche Pflicht – wir haben unsere Mitbürger zu schützen", sagt Zielinski.

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