Ukraine

Rätsel um Russen-Jet am Weg zu brisantem Treffen

Aus Sergej Lawrows Reise nach China wurde nichts. Mitten über Sibirien drehte sein Flieger um. Weil es keine Erklärung gibt, rätselt die Welt nun.
20 Minuten
17.03.2022, 13:18

Das war wohl nicht der Plan: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kehrte das Flugzeug von Russlands Außenminister nach rund 3.000 geflogenen Kilometern und mitten über der sibirischen Stadt Nowosibirsk wieder um. Sergej Lawrow war unterwegs von Moskau nach Peking, wie unter anderem die "Bild"-Zeitung berichtet. Was er in der chinesischen Hauptstadt wollte, bleibt genau so unklar wie der Grund für die abrupte Umkehr.

Während fast die gesamte Welt die russische Invasion der Ukraine seit Wochen verurteilt, hat sich China wiederholt zurückhaltend geäußert. Im UN-Sicherheitsrat enthielt sich Peking bei der Abstimmung über eine formelle Verurteilung Russlands. Seit Tagen machen Gerüchte über eine Zusammenarbeit die Runde. War der Grund für Lawrows Reise also eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Peking und Moskau? Oder ändert China nun seinen pro-russischen Kurs?

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China befindet sich wegen Ukraine-Krieg in der Zwickmühle

Bereits in den Wochen vor der Invasion und rund um die olympischen Winterspiele in Peking demonstrierten die russische und chinesische Staatsführung Einigkeit. 28 Mal zeigten sich der chinesische Staatspräsident Xi Jinping und sein Gegenüber Wladimir Putin in den vergangenen Jahren gemeinsam, wie SRFberichtete. Laut Geheimdienstinformationen soll Moskau Peking bereits vor der Invasion über seine Pläne informiert haben. Sogar Diskussionen über die Lieferung von Kriegsmaterial und weiterer militärischer Unterstützung soll es gegeben haben.

Tag 22 - das aktuelle NEWS-Video zum Ukraine-Krieg:

Experten der internationalen Szene haben jedoch schon seit längerem den Zwiespalt in der Position Pekings im Krieg betont. Das Land hatte sich zuvor jahrzehntelang als Fürsprecher der territorialen Integrität von Staaten als oberste Maxime in den internationalen Beziehungen ausgesprochen. Der russische Einmarsch in die Ukraine widerspricht dem diametral. Nun könnte Bewegung in die chinesische Position gekommen sein. In einem ausführlichen Meinungsbeitrag für die "Washington Post" am Dienstag erklärt der chinesische Botschafter in den USA die Haltung Pekings zum Krieg in der Ukraine. Als verantwortungsvoller und wichtiger Akteur in den internationalen Beziehungen würde sich Peking für eine friedliche Lösung im Konflikt einsetzen. Er bezeichnet sein Land außerdem als "Verteidigerin der Justiz".

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