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Rainhard Fendrich "Habe das Gefühl, dass ich das Ric...

Heute Redaktion
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Am 7. Oktober erscheint das neue Album von Austropop-Legende Rainhard Fendrich mit dem Titel "SCHWARZODERWEISS". "Heute" hat den österreichischen Liedermacher zum Gespräch gebeten und mit ihm nicht nur über seine neuen Songs gesprochen, sondern auch erfahren, was er von dem Smartphone-Wahn der Gegenwart hält.

Am 7. Oktober erscheint das neue Album von Austropop-Legende Rainhard Fendrich mit dem Titel "SCHWARZODERWEISS". "Heute" hat den österreichischen Liedermacher zum Gespräch gebeten und mit ihm nicht nur über seine neuen Songs gesprochen, sondern auch erfahren, was er von dem Smartphone-Wahn der Gegenwart hält.

"Heute":Wer gibt Ihnen die Themen für Ihre Songs vor?

Rainhard Fendrich: Die Zeit in der wir leben, gibt mir die Themen vor. In der Nachkriegszeit haben alle in eine Richtung gedacht, da gab's keine Reibungen, keine Probleme. Bis zu den 60ern war die Kunst relativ banal. Da war alles Zucker. Heutzutage haben wir sehr viele Dinge, die uns zum Nachdenken anregen sollten. Nicht nur mich als Songschreiber, sondern es trifft jeden. Demokratie heißt nicht: Ich lasse alle machen und rege mich dann auf, sondern: Ich muss mich dafür interessieren, dass meine Interessen vertreten werden. Ein Künstler fängt in Gedanken auf, ist ein Seismograph für Stimmungen. Die Zeit, in der wir leben, ist voller Themen. Ich bestimme ja nicht, was ich schreibe, das kommt von selber. Man kann sich nicht aussuchen, wann einem wo etwas einfällt.

Ihre Single "SCHWARZODERWEISS" hat für Aufregung gesorgt. Wie waren die Reaktionen?

Die Reaktionen auf "Schwarzoderweiß" waren fast durchwegs positiv. Natürlich gibt's auch welche, die anderer Meinung sind. Das geht hin bis zu eingefleischten FPÖ-Wählern, die das nicht gut finden. Aber das ist ganz einfach so, wenn man etwas macht, was aus dem Normalen herausragt. Ich ertrage es nicht, dass eine ganze Religion unter Generalverdacht gestellt wird. Ich ertrage es nicht, dass man den Menschen Angst macht. Das ist alles so absurd, weil diese Religionen ja miteinander verwandt sind. Auch wenn ich aus der Kirche ausgetreten bin. Im europäischen Grundgesetz ist das Asylrecht verankert. Dass das jetzt aus dem Ruder läuft und verschlafen wurde und man immer noch Italien und Griechenland alleine lässt – das ist der Aufschrei, ein Weckruf an die Menschlichkeit. Österreich war auch immer ein Land, das anderen geholfen hat. Ich glaube nicht, dass sich Österreich plötzlich umgedreht hat. Es ist ein Stellvertreter-Krieg, der geführt wird. Die Präsidentenwahl ist eine Unzufriedenheit der momentanen Regierung. Und da muss wirklich etwas passieren, um diese Verdrossenheit der Wähler wieder in eine gewisse Zuversicht zu verwandeln. Doch das steht außerhalb meines Machtbereichs. Ich kann es beobachten, aber ich erhebe nicht meinen Zeigefinger, sondern maximal meine Stimme. Ich habe das Gefühl, dass ich das Richtige tue. Wir leben in einer Zeit, in der die Unterhaltung oft mehr auf Gaudi ausgelegt wird, was auch gut ist, aber es gab auch Zeiten, an die ich mich erinnere, da waren Gaudi out und gesellschaftskritische Lieder in. Schwarzoderweiss ist ein Protest-Song. Im Laufe der Zeit hat sich das politische Interesse der Menschen zurückgebildet, stattdessen ist Frust entstanden. Ein Teufelskreis, aus dem man raus muss. Politik ist nicht ein trockener Keks, den man nicht schlucken will. Es bestimmt unser Leben. Ich bin auch nicht politisch gebildet, sondern interessiere mich, was passiert. Und was passiert, ist mir nicht immer recht.

In einem Ihrer Songs besingen Sie den Smartphone-Wahn. Haben Sie selbst überhaupt eines?

Natürlich habe ich ein Smartphone! Ich bin kein Typ, der sich gegen technische Entwicklungen stellt. Mir fällt nur auf, dass sich die Kommunikation der Menschen verändert hat. Sie wird unpersönlicher. Man kann über ein SMS beleidigender und frecher sein, ist aber nicht konfrontiert. Die Tatsache, dass man sich nicht mehr in die Augen schauen kann, ist ein Riesen-Verlust. Es ist ja fast schon so, dass die Menschen das Handy als Gliedmaße ansehen. Ich stoße mit diesem Song bei meinen Söhnen (26 und 32) auch auf Unverständnis. "Papa was willst du, das ist halt so". Eh, ich verwende es auch! Zum Beispiel brauche ich Google, wenn ich etwas nicht weiß. Oder zur Navigation. Und zum Email-Schreiben. Ich brauche die Konfrontation. Deswegen ist das Live-spielen so wichtig. Ich brauche die Konfrontation mit dem Publikum, auch die Reaktionen auf Facebook sind für mich interessante Rückmeldungen. Was halten Sie von der neuen Austropop-Generation wie Wanda oder Bilderbuch? Ich verfolge die neue "Austropop"-Generation nicht genau. Aber es ist ein ganz starkes Lebenszeichen, was da so nachkommt. Ich habe es schon immer schade gefunden, dass Österreich das Selbstverständnis der eigenen Kultur nicht entdeckt. Wanda oder Bilderbuch sind Gruppen, die einen Zeitgeist reflektieren, wie wir es damals getan haben. Eine höchstinteressante Entwicklung, aber es ist nicht die Musik, die ich privat höre.