Szene

Rammstein brannten Wien ohrenbetäubend nieder

Die Berliner Band legte am Donnerstag bei ihrem ersten von zwei Konzerten das Happel-Stadion in Schutt und Asche

Heute Redaktion
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"Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen", lautet einer der bekanntesten Sprüche aus dem Filmklassiker "Apocalypse Now". Colonel Bill Kilgore, der Charakter von Robert Duvall, hätte sich am Donnerstagabend aus olfaktorischen Gründen vermutlich auch im Wiener Ernst-Happel-Stadion recht wohl gefühlt. Es war zwar nicht ganz der Vietnamkrieg, so sehr gebrannt hat es im Prater allerdings noch nie zuvor.

Feuriger als Slayer

Rammstein fuhren in den etwas mehr als zwei Stunden, die ihr erstes von zwei Wien-Konzerten dauerte, alle Geschütze auf. Feuerwerk, zahlreiche selbstgebastelte Flammenwerfer, meterhohe Pyrosäulen auf der Bühne, vor der Bühne und von den Lautsprechersäulen, die im Stadion verteilt waren, sorgten für Gänsehaut. So was hat man noch nicht gesehen. Das toppte sogar die Oberzündler von Slayer noch um einiges.

Rammstein - Sonne

Bevor die Bude jedoch angezündet und abgebrannt wurde, durfte sich das Piano-Duo Jatetko auf der kleinen Bühne beweisen. Die beiden Damen sorgten mit ihren Klaviernummern, von denen einige auch Rammstein-Cover waren für angenehme Hintergrundmusik, zu der man sich noch nett unterhalten konnte, ehe es dann um einiges lauter wurde.

Rammstein setzten nämlich nicht nur pyrotechnisch neue Maßstäbe, auch der Sound war für Stadionverhältnisse absolut traumhaft. Vor der Bühne wurde man von der Intensität des Basses fast umgeworfen, auch auf den Rängen konnte man sich nicht über die sonst eher suboptimale Stadionakustik beschweren.

Soundgenuss von erster Güte

Von der ersten Minute an dröhnte der schneidende Rammstein-Signature-Sound mit einer derartigen Intensität durch das Happel-Stadion, dass man vielleicht sogar bei der gleichzeitig stattgefundenen RAF-Camora-Aktion am Donaukanal noch etwas davon mitbekommen haben könnte.

Mit "Was ich liebe" vom aktuellen, selbstbetitelten Album startete man pünktlich um 20.30 Uhr ins Programm. Auf dem am 17. Mai diesen Jahres erschienen Album lag auch die Gewichtung der Setlist der aktuellen Tour. Songs wie "Radio", "Zeig dich", "Puppe" oder das ruhige "Diamant" fügten sich hervorragend ins Programm. Mit "Deutschland" und dem Ohrwurm "Ausländer" bildeten zwei neue Titel außerdem auch Höhepunkte des Programms, die von den mehr als 50.000 Fans frenetisch abgefeiert worden sind.

Flammenwerfer auf Mitmusiker

Frontmann Till Lindemann wirbelte mit ständig wechselnden Grimassen über die Bühne. Bei alten Hits wie "Mein Herz Brennt" oder "Du Hast" dirigierte er das gesamte Publikum. Eine Handbewegung und die Massen gehorchten. Ständig hatte er irgendwelche Flammenwerfer in der Hand. Bei der Kannibalen-Nummer "Mein Teil" heizte er damit Keyboarder Christian "Flake" Lorenz ordentlich ein. Sogar in einem Anzug, wie ihn sonst nur Vulkanforscher oder Arbeiter in einem Hochofen tragen, trotzte er mutig dem Feuer.

Rammstein - Pussy

Bei der Zugabe "Pussy" nahm Lindemann auf einem überdimensionalen Metallpenis Platz und bespritze damit die ersten paar Reihen mit Seifenschaum. Zwischen all den Showelemente und Spezialeffekten kam die Musik von Rammstein absolut nicht zu kurz. In der wie oben schon erwähnt mit vielen Songs vom neuen Album gespickten Setlist fehlten die ganz großen Hits der Bandgeschichte natürlich nicht.

Flammender Höhepunkt dabei war das Lied "Sonne", bei dem durch den exorbitanten Einsatz von Pyrotechnik die Nacht zum Tag gemacht wurde. "Engel" ging in der Pianoversion ein wenig unter, die darauffolgende Schlauchbootfahrt über die Menschenmenge hinweg kompensierte das allerdings wieder.

Mit "Rammstein" und "Ich Will" verabschiedete man sich kurz nach 22.30 Uhr vorerst vom Wiener Publikum. Denn am Freitag setzen die Berliner noch eins drauf. Und weil es der Abschluss der Tour ist, wird man sich musikalisch und pyromanisch noch ein kleines bisschen mehr ins Zeug legen. Klagenfurt wird dann im Mai 2020 flambiert.