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Rampling: Oscar-Debatte "rassistisch gegen Weiße"

Heute Redaktion
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Charlotte Rampling, in diesem Jahr für den Oscar als beste Hauptdarstellerin ("45 Years") nominiert, nennt den Oscar-Skandal "rassistisch gegen Weiße". Mittlerweile hat sie ihre Aussage relativiert. Diese hinterlässt trotzdem einen üblen Nachgeschmack.

Der Oscar-Skandal erhitzt weiterhin die Gemüter: Zum zweiten Jahr in Folge sind keine AfroamerikanerInnen für die vier Schauspiel-Trophäen nominiert. Charlotte Rampling ("45 Years") schaffte es hingegen in die Top 5 für den besten weiblichen Lead - und nannte die Oscar-Debatte nun "rassistisch gegen Weiße". 

In einem Interview mit dem französischen Radiosender "Europe 1" meinte die 69-Jährige vor Kurzem: "Wir können nicht wissen, ob das tatsächlich der Fall ist, aber vielleicht haben die schwarzen Schauspieler es nicht verdient, es in die endgültige Entscheidung zu schaffen." 

Von einer fixen Quotenregelung hält Rampling nichts: "Warum die Leute klassifizieren? Wir leben in einer Zeit, in der jeder mehr oder weniger akzeptiert wird." Solche Worte - aus dem Mund einer älteren, hellhäutigen Britin - gießen freilich Öl ins Feuer der ohnehin schon hitzigen Diskussion. Die Schauspielerin setzte noch einen drauf: Ihrer Meinung nach sei der Ärger um die Oscars "rassistisch gegen Weiße". 

Interpretationssache?

Das klingt im ersten Moment schwer bedenklich, lässt sich aber auch wie folgt interpretieren: Es wäre rassistisch, SchauspielerInnen nur aufgrund ihrer Hautfarbe, nicht aufgrund ihrer Leistung zu nominieren. Rampling äußerte sich ähnlich, als sie in einem Statement gegenüber "CBS News' Sunday Morning" ihre Aussagen relativierte: "Ich wollte einfach nur sagen, dass in einer idealen Welt jede Performance die gleichen Möglichkeiten zur Berücksichtigung erhalten würde. Ich fühle mich sehr geehrt, in diesem Jahr der wundervollen Gruppe nominierter Schauspieler und Schauspielerinnen anzugehören." 

Einen üblen Nachgeschmack hinterlässt Ramplings Rassismus-Sager trotzdem. Schließlich geht es nur in zweiter Linie darum, dass das Können der afroamerikanischen SchauspielerInnen in diesem (und dem letzten) Jahr nicht im Rahmen der Oscars honoriert wird. Das wahre Problem liegt darin, wer die Nominierungen vergibt: Die Academy besteht immer noch vorwiegend aus weißen, alten Männern. Diese Tatsache in einer Diskussion über den Skandal auszuklammern und dann von Leistung, Verdienst und Rassismus gegen Weiße zu sprechen ist im besten Fall naiv, im wahrscheinlichsten Fall dumm und im schlechtesten Fall rassistisch (im "traditionellen" Sinn des Wortes).