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Ranftl: LASK kann sich vor Wiener Klubs etablieren

Reinhold Ranftl siegte mit der Austria zum Liga-Auftakt. "Heute" verrät der Nationalspieler, wie der LASK unter der neuen sportlichen Leitung tickt. 

Sebastian Klein
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Reinhold Ranftl schlug mit dem LASK die Austria.
Reinhold Ranftl schlug mit dem LASK die Austria.
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Ex-LASKler Peter Stöger gab am Freitag auf der Gugl sein Trainer-Comeback bei der Wiener Austria. Die Linzer vermiesten dem letzten Veilchen-Meistertrainer am Freitagabend seine Rückkehr auf die Trainerbank, siegten vor 4000 Zusehern zum Auftakt der Bundesliga mit 1:0.

Reinhold Ranftl spulte dabei auf der rechten Bahn sein gewohnt intensives Programm ab. Seit 2015 ist der 28-Jährige beim Klub. Er stieg mit dem LASK in die Bundesliga auf. Einst bei Sturm aussortiert, zählt er in Linz zu den Leistungsträgern und ist mittlerweile ÖFB-Nationalspieler. Teamchef Franco Foda ließ Ranftl für den verletzten Valentino Lazaro in den Nations-League-Kader nachrücken – zum Einsatz kam er gegen Norwegen und Rumänien nicht.

Sieg gegen die Austria

In den hektischen Tagen zwischen Teamcamp und Ligastart nahm sich Ranftl für "Heute" Zeit. Er rechnete mit einer spielstarken Austria. "Ich glaube schon, dass ein Trainer viel bewegen kann. Stöger kann ihnen das Selbstvertrauen zurückgeben und ihre Stärken zum Vorschein bringen. Die sind auf jeden Fall vorhanden." Er sollte rechtbehalten. Die Veilchen zeigten über weite Strecken ein anderes Gesicht als im verkorksten Vorjahr (Platz sieben) unter Christian Ilzer. Sportvorstand Stöger übernahm mangels Geld und Alternativen, nachdem sich Ilzer überraschend in Richtung Graz verabschiedet hatte. 

Ranftl im neuen ÖFB-Trikot.
Ranftl im neuen ÖFB-Trikot.
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Die Linzer kontrollierten das Spiel. Stögers Offensive rund um Teamstürmer Christoph Monschein und die jungen Sarkaria, Pichler und Wimmer sorgte mit schnellen Gegenstößen aber immer wieder für Gefahr und ließ in der Schlussphase gute Möglichkeiten auf ein Remis aus. Sie trug die Konter überzeugter vor als noch bis vor einigen Wochen – Ranftl sprach das Selbstvertrauen als wichtigen Faktor an.  

Absturz in Meisterrunde

Nicht nur im Hinblick auf den Gegner. Der LASK hat sich selbst ausgiebig mit diesem Thema auseinandergesetzt. Nach dem Sieg im Grunddurchgang, der Corona-Zwangspause und den verbotenen Mannschaftstrainings stürzten die Linzer in der Meisterrunde auf Platz vier ab. Für Ranftl ein klarer Fall: "Wir hatten einen super Start. Wir hatten so viel Selbstvertrauen, dass wir einfach immer gewusst haben: Uns passiert nichts. Wir waren locker und mit Freude am Werk. So haben wir auch Gegner wie Red Bull oder Basel geschlagen, die uns eigentlich überlegen sein sollten."

Es folgte der Skandal, der Punkteabzug kurz vor dem Re-Start: "Wir haben einen Fehler gemacht und wurden dafür bestraft. Es war dumm, aber es ist passiert. Ich glaube, das mit dem Punkteabzug hat uns schon belastet. Dann haben wir die ersten Spiele verloren." Das angesprochene Selbstvertrauen war weg. Der LASK, der in den ersten 22 Runden nur zwei Niederlagen eingesteckt hatte, wirkte wie ausgewechselt. "Man kann nicht immer gewinnen. In solchen Phasen merkt man, dass man keinen Meter sparen kann. Das haben wir gemacht und haben Tore bekommen, die vorher nicht passiert wären."

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    <em>"Heute"</em>-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
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    Die Ismael-Trennung

    Wie bei der Austria kam es auch in Linz zum Trainerwechsel, wenngleich unter anderen Umständen. Valerien Ismael ging nicht freiwillig, er wurde gefeuert. Spieler hätten gegen ihn interveniert, er hätte die Mannschaft verloren, hieß es in Berichten aus Oberösterreich, noch bevor die offizielle Bekanntgabe erfolgte. Ex-Frauen-Teamchef Dominik Thalhammer wurde umgehend als neuer Trainer und Sportdirektor vorgestellt. Gerüchte, wonach auch Vizepräsident Jürgen Werner vor dem Aus gestanden sei, stellten sich als falsch heraus.

    Ranftl mit Klartext: "Ich kann nur sagen, dass ich immer gut mit dem Trainer ausgekommen bin. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass berichtet wurde, Spieler hätten sich beschwert. Ich habe das so nicht erlebt."

    Thalhammer – neuer Coach

    Thalhammers erste Dienstreise führte ihn ins Old Trafford. Dort stieg das Achtelfinal-Rückspiel der Europa League, nachdem der LASK im Frühjahr auf der Gugl mit 0:5 verloren hatte. Die Linzer spielten stark, ließen beim 1:2 große Chancen aus. "Eine Topleistung, es war auch der Sieg drin", formulierte es Ranftl. Thalhammer stellte sich mit einem Achtungserfolg vor, ließ die Fans hoffen, dass die Krise durchgestanden sei.

    "Es ist vieles neu. Der Trainer verlangt sehr viel von uns. Es läuft gut, wir sind auf einem guten Weg, aber natürlich ist noch nicht alles perfekt. In der Vorbereitung ist noch nicht alles so gelaufen", bremste Ranftl nach durchwachsenen Testspielergebnissen und dem 3:0 im Cup gegen Siegendorf. "Wir haben gut gespielt, aber uns im letzten Drittel dann nicht genügend Torchancen herausgespielt. Daran haben wir viel gearbeitet. Im letzten Test gegen Regensburg hat das schon sehr gut geklappt."

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      Peter Michorl beim Schuss im neuen Trikot.
      Peter Michorl beim Schuss im neuen Trikot.
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      Gegen die Austria gab es Chancen in Hülle und Fülle. Wirbelwind Husein Balic setzte eine davon an die Stange. Keeper Patrick Pentz parierte nach einem wuchtigen Kopfball von LASK-Kapitän Gernot Trauner sehenswert. Mehrmals verfehlten finale Pässe im Strafraum ihr Ziel knapp. Es mangelte also nur mehr an der Effizienz. Weil hinten die Null stehen blieb, dürfte das "mulmige Gefühl" von Ranftl nach der ersten Runde weg sein.

      "Der erste Sieg ist einfach sehr wichtig. Man kommt in den Flow, bekommt das Selbstvertrauen." Da war es wieder, das allgegenwärtige Schlagwort. Es fällt häufig in Verbindung mit Leistungssport, wirkt wie eine abgedroschene Floskel. Am Beispiel LASK konnte man in die Vorsaison aber eindrucksvoll beobachten, wie viel dieser Faktor bewegen kann – in beide Richtungen. So war es wenig verwunderlich, dass auch auf der Gegenseite Trainer Stöger die Leistung seiner unterlegenen Mannschaft lobte, anstatt sich in der Nachbetrachtung auf die Fehler zu konzentrieren. Vor einem Jahr waren die Wiener nach dem 0:3 gegen den LASK in Runde zwei in eine Abwärtsspirale geraten.

      Der LASK-Plan

      Der Auftakt hat auch gezeigt, dass sich nach dem sportlichen Führungswechsel beim LASK an der Spielanlage nicht viel verändert hat. Die lautet schon seit Ex-Trainer Oliver Glasner (inzwischen VfL Wolfsburg): Aggressives Pressing. Hohe Intensität. Ebenso hohes Verteidigen. 

      Ranftl: "Unser Plan bleibt der gleiche: den Gegner früh unter Druck setzen. Aber er (Thalhammer, Anm.) versucht uns flexibler aufzustellen. Gegen Manchester United haben wir zum Beispiel im 4-3-3 attackiert, aber im 3-4-3 gegen den Ball gespielt. Wir verwenden auch andere Formationen. Aber die Grundausrichtung verschwimmt im Spiel."

      Der Rechtsaußen glaubt, dass sich die Linzer langfristig als Top-Klub in Österreich etablieren können. Auch vor den Wiener Klubs? "Auf jeden Fall!"

      "Der Klub ist so gut aufgestellt. Alleine die Trainingsbedingungen. Wir haben eine Kältekammer, vier Top-Trainingsplätze. Das ist auf dem Niveau, auf dem zum Beispiel deutsche Klubs agieren. Das Stadion wird neuen Schwung verleihen." Nachsatz: "Aber wir Spieler sind jetzt gefragt. Wenn es sportlich nicht läuft, wird das Stadion dann nicht voll sein."

      Im Jänner erfolgt der Spatenstich auf der Gugl, 2022 zieht der LASK in sein neues Stadion ein.

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        Nations League: Norwegen gegen Österreich
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          Nations League: Österreich gegen Rumänien
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