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Rapid-Familie nach der Präsidentenwahl gespalten

Martin Bruckner hat einiges zu tun. Der neue Rapid-Präsident muss die Gräben, die im Wahlkampf aufgerissen wurden, zuschütten.

Heute Redaktion
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Seit wenigen Stunden heißt der Rapid-Präsident Martin Bruckner. Der 54-Jährige setzte sich am späten Montag-Abend in einer Kampfabstimmung gegen Mitbewerber Roland Schmid durch. Es war ein enges Rennen. 133 (!) der 1.985 abgegebenen und gültigen Stimmen gaben schlussendlich den Ausschlag. In Prozent ausgedrückt ging die Wahl 53,3 zu 46,7 aus.

Das bedeutet freilich auch, dass nicht alle Mitglieder der Rapid-Familie ihre Freude mit Bruckner haben. Das Fan-Lager ist gespalten.

-> So legt Bruckner sein Amt an

Das ist Martin Bruckner:
Der 54-Jährige ist Vorstand der Allianz Investmentbank AG und war im "alten" Rapid-Präsidium bereits Finanzreferent. Bruckner hatte die Unterstützung von Ex-Boss Michael Krammer und auch von den Ultras. Der Block West sprach Bruckner in einem offenen Brief die Unterstützung aus. Das kam wenig überraschend. Bruckner ging mit dem Slogan "Evolution statt Revolution" ins Rennen. Er steht für den aktuellen Weg. Geschäftsführer Christoph Peschek und Sportdirektor Zoran Barisic bleiben. Der lockere Kurs mit dem harten Fan-Kern wird wohl weiter Bestand haben.

Sein Team: Nikolaus Rosenauer und Gerhard Höckner aus dem aktuellen Krammer-Team. Rapid-Legende Gerry Willfurth, der Ex-Ski-Star Michaela Dorfmeister, Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn, Tipp-3-Boss Philip Newald, Mitglieder-Referent und Fan-Vertreter Stefan Singer.

"Es ist daher ganz wichtig, dass wir die Gräben, die es gibt, wieder zumachen und wir uns unter dem Wappen vereinigen. Das wird ein großer Teil unserer Arbeit", erklärt Bruckner, der den eingeschlagenen Weg mit Zoran Barisic und Didi Kühbauer weitergehen möchte – und Wunschkandidat der "Ultras" war.

"Ich heule nicht mit den Wölfen"

Zu späterer Stunde wurde im VIP-Bereich mit den tonangebenden Köpfen des "Block West" auf den Wahl-Sieg angestoßen. "Ich lasse mir die Fans nicht schlecht reden", betonte der neue Rapid-Boss. "Ich werde nie mit den Wölfen heulen. Wir sprechen unsere Probleme ehrlich aus, aber nicht vor den TV-Kameras, sondern hier daheim im Stadion."

Bruckner genoss auch die Unterstützung des "alten" Präsidiums, dem er selbst als Finanzreferent angehörte. Umfragen zeigten aber, dass die breite Masse – also vor allem Nicht-Mitglieder – Schmid eine Chance gegeben hätte.

70:30 Prozent votierten die heute.at-Leser vor der Wahl für Schmid. Und auch am "Tag danach" sprechen sich nur 23 Prozent (Stand 12.00 Uhr) deutlich für Bruckner aus.

Entschied die Präsentation?

"Es war der erwartet knappe Ausgang. Aus unserem Gefühl heraus sind wir mit einem gewissen Nachteil in die Wahl gestartet", Bruckner. "Wir haben dann aber eine sehr gute Linie gefunden mit unseren Argumenten, unserem Konzept und haben auch mit der Präsentation viele Mitglieder auf unsere Seite gezogen."

Eben jene Präsentation könnte am Ende den Unterschied ausgemacht haben. Beide Kandidaten hatten am Wahlabend elf Minuten Zeit, um sich ein letztes Mal den Stimmberechtigten zu präsentieren. Während man Schmid eine gewisse Nervosität anmerkte, brachte Bruckner eine emotionale Komponente ins Spiel: Er "opferte" Redezeit, um sich bei Andy Marek, der wegen einer Erkrankung nach 27 Jahren zurücktritt, zu bedanken. Das kam bei bis dahin Unentschlossenen gut an, wie der Applaus im Saal bewies.

Bruckner versicherte, dass er auf "Verlierer" Schmid und sein Team zugehen wird. "Wir werden nach diesem Wahlkampf in größerer Runde auf ein Bier miteinander gehen und auch deren Ideen mitnehmen. Wir nehmen gerne Rat von anderen an, sind nicht die, die die Weisheit erfunden haben."

Schmid bleibt Fan und Sponsor

Größe zeigte Herausforderer Schmid, der als erster Gratulant auftrat. "Ich bleibe natürlich Fan und Premium-Sponsor", versicherte der Unternehmer, der seit 2012 Geld in die Hütteldorfer pumpt.

Schmid stellte klar, in drei Jahren, wenn die nächste Wahl ansteht, nicht mehr zu kandidieren. "Das tu ich mir nicht mehr an. Ich hätte nicht gedacht, dass der Wahlkampf so anstrengend wird."

So verlief der Wahl-Abend: Der Ticker zum Nachlesen: