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Rapid-Pechvogel Mocinic: "Zwölfter Mann unglaublich"
Rapid trifft in der Europa League auf Dinamo Zagreb. Ex-Legionär Ivan Mocinic kennt den Gegner, kickt in derselben Liga. "Heute" fragte nach.
Die Vorfreude war groß. Im Sommer 2016 lotste der damalige Rapid-Sportdirektor Andreas Müller den kroatischen "Sechser" Ivan Mocinic nach Hütteldorf. Die Wiener griffen tief in die Tasche, überwiesen rund zwei Millionen Euro nach Rijeka. Der zweitteuerste Transfer der Klub-Geschichte (Arnor Ingvi Traustason kostete im selben Jahr kolportierte 2,3 Millionen Euro) war perfekt.
Neuer Anlauf bei Sibenik
Die große Erfolgsstory sollte es jedoch nicht werden. Mocinic legte ein solides Halbjahr hin – ehe ein hartnäckiger Knorpelschaden beinahe die Karriere kostete. In drei Jahren kam der sympathische Kicker auf magere 24 Einsätze. Im Februar 2019 trennten sich die Wege. Der heute 28-Jährige startete in seiner Heimat bei NK Istra einen neuen Anlauf, heuerte wenig später bei Olimpija Ljubljana an. Seit Mai ist der kroatische Erstligist HNK Sibenik sein Arbeitgeber.
"Heute" erreichte Mocinic am Telefon. Der Ex-Rapidler packte sein bestes Deutsch aus. "Ich hatte ja in Wien genug Zeit, um die Sprache zu lernen", scherzt er. Gut gelaunt erzählt er von seiner glücklosen Zeit in Österreich – und von Dinamo Zagreb. Der Rekordmeister aus Kroatien gastiert am Donnerstag in der Europa League im Allianz Stadion.
"Heute": Herr Mocinic, starten wir mit der Frage nach der Gesundheit: Wie geht es dem geschundenen Körper? Ein Blick in die Datenbank zeigt, Sie haben bei Ihrem Klub HNK Sibenik seit Mai nicht gespielt. Warum?
Ivan Mocinic: "Danke, mittlerweile geht es mir sehr gut. Ich wurde leider durch zwei Verletzungen ausgebremst, deshalb konnte ich erst ein Spiel für Sibenik bestreiten. Im Mai habe ich einen Meniskusriss erlitten, jetzt hatte ich zwei Monate lang Probleme mit dem Oberschenkel. Aber: Ich bin wieder fit, trainiere bereits mit der Mannschaft. In ein paar Tagen sollte ich wieder im Kader stehen."
Bei Rapid wurden Sie damals von einem Knorpelschaden im Knie ausgebremst. Behindert Sie der noch?
"Nein, eigentlich nicht. Ich habe keine Schmerzen mehr. Ich muss nur geduldig sein, immer in meinen Körper reinhören. Zwei Mal pro Woche mache ich Extra-Übungen mit dem Knie."
Es gab in Hütteldorf Zweifel, ob es mit der Profi-Karriere weitergehen kann. Sie ging weiter, allerdings nicht in Wien. Warum?
"Es war eine schwierige Zeit. Ich kam 2016 mit großen Erwartungen, wechselte zum ersten Mal in eine andere Liga. Ich wollte mein Bestes geben. Das erste Halbjahr war noch nicht perfekt, aber ganz okay – und dann kam der Knorpelschaden. Es war meine erste große Verletzung. Ich wusste zunächst nicht, wie ich damit umgehen soll. Aber ich habe alles gegeben, hart um mein Comeback gekämpft. Ich habe immer an mich geglaubt. Und auch Rapid hat sich zwei Jahre lang großartig um mich gekümmert. Die Ärzte haben keinen Fehler gemacht, ich kann nur das Beste über den Klub sagen. Es war dennoch hart, die Spiele jede Woche nur von der Tribüne aus zu sehen. Die Leute haben immer gefragt, wann ich endlich wieder am Platz stehe. Das hat Nerven gekostet. Ich war traurig, dass ich die Geduld des Klubs nicht zurückzahlen konnte. 2019 haben wir uns dann entschieden, den Vertrag aufzulösen."
Was blieb von der Rapid-Zeit?
"Ich habe gute Freunde gefunden. Und ich hatte viel Zeit, um Deutsch zu lernen – ich habe ja kaum gespielt. Im Dezember habe ich geplant, nach Wien zu kommen und mich mit Sprachlehrerin Nelly zu treffen (➤ "Heute" war 2017 beim Unterricht dabei – hier geht es zur Story). Ich wollte sie schon früher besuchen, aber wegen Corona war es nicht möglich."
Verfolgen Sie die Spiele ihres Ex-Klubs?
"Ja, so gut es geht. Ich empfange die Spiele leider nicht. Wenn ich Zeit habe, suche ich im Internet nach Highlights. Rapid spielt jedenfalls besser, als sie punkten, das habe ich mitbekommen. Das Glück wird wieder zurückkommen, da bin ich mir sicher."
Am Donnerstag trifft Rapid in der Europa League auf Dinamo Zagreb. Sie sind Kroate, spielen in derselben Liga, kennen beide Klubs. Wie stehen die grün-weißen Chancen?
"In Wien ist Rapid leichter Favorit – wegen der Fans. Der zwölfte Mann ist wirklich unglaublich. Zu meiner Zeit waren immer 15.000 Zuschauer im Stadion und waren richtig laut. Dinamo ist aber ein richtig starker Gegner. Sie waren in den letzten 16 Jahren 15 Mal Meister. Sie könnten auch in der Champions League spielen, tätigen immer gute Transfers."
Was sind die Stärken von Dinamo Zagreb?
"Sie spielen immer gleich, immer offensiv. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter. Am Samstag lag sie gegen Tabellenführer Rijeka schon 0:3 zurück, hat aber noch ein 3:3 geholt. Und natürlich gibt es tolle Spieler. Mit Dominik Livakovic haben sie den Tormann der kroatischen Nationalmannschaft. Bruno Petkovic ist ein erfahrener Stürmer, Mislav Orsic ist auch torgefährlich. Und mit Luka Ivanusek stellen sie den besten Spieler der ganzen Liga."
Dafür fehlt gegen Rapid Kapitän Arijan Ademi – er ist verletzt. Wie schwer wiegt der Ausfall?
"Er ist vielleicht nicht der beste Spieler, aber ein wichtiger Führungsspieler. Einer, der den Unterschied ausmachen kann. Er fällt glaube ich bis Dezember aus. Sicher kein Nachteil für Rapid."
Wem drücken Sie am Donnerstag die Daumen?
"Natürlich Rapid, ganz klar."