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Rapid-Fans rufen zu Mord an Hundeprügler (20) auf

Ein virales Facebook-Video löste am Samstag in Wien eine Welle des Hasses und Aufrufe zur Selbstjustiz aus.

Heute Redaktion
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Eine 18-jährige Frau meldete sich bei der Wiener Polizei, um Anzeige wegen des Verdachts der Tierquälerei zu erstatten. Sie hatte ihren Hund an einen Bekannten (20) zum Aufpassen übergeben. In der Nacht auf Samstag schickte ihr der Mann insgesamt drei Videos, auf denen zu sehen war, wie er das Tier misshandelt, tritt und würgt. Polizeikräfte wurden daraufhin zur Wohnung des Verdächtigen geschickt. Sie brachten den Hund in Sicherheit und zeigten den 20-Jährigen an – er ist geständig.

Am Samstagnachmittag postete dann eine Rapid-Fanseite das Video des Mannes – mit dem Ziel "ihn ausfindig zu machen" – und bemühte sich darum, einen neuen Besitzer für den Hund zu finden, was in Zusammenarbeit mit einer Tierschutzorganisation offenbar gelang. Auch mehrere Leser schickten die brutalen Videos an die Redaktion. "Heute" hat entschieden, die Clips nicht zu zeigen.

Aufruf zu Lynch-Justiz

Der Aufschrei unter den Rapid-Fans war unterdessen enorm, denn der Verdächtige hatte sich in der Szene bewegt und wurde sofort erkannt. Das Schicksal des 10 Monate alten Malteser-Welpen löste starken Hass aus. Viele Facebook-User wünschten dem vermeintlichen Täter Prügel und sogar den Tod.

Schnell verbreiteten sich Name, Adresse und sogar die Handy-Nummer eines Mannes im Netz. Für den wütenden Mob stand der 20-Jährige schon als Täter fest. Seine Facebook-Seite wurde mit Hunderten grausamen Kommentaren bombardiert.

Doch es kam noch schlimmer: Der virtuelle Mob verwandelte sich noch am Abend in einen realen. Stolz posteten einige, dass sie bereits vor dem Haus des Verdächtigen stünden und nur noch warteten, bis die Polizei abzieht, um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Polizeischutz für Verdächtigen

An der Adresse, die im Netz verbreitet wurde, befindet sich eine Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Einschränkung. Die Polizei blieb am Abend noch vor Ort, um weitere Straftaten zu verhindern. Morddrohungen wurden auch gegen einen weiteren Wiener laut – Nutzer warfen ihm vor, das Video mit seinem Handy gefilmt zu haben, was er bestreitet.

Hass-Poster können sich strafbar machen

Fest steht: Die Polizei hat den Hund in Sicherheit gebracht und wird sich der Sache weiterhin annehmen. Die Aufklärung dieser Straftat erfolgt dort, wo sie erfolgen soll und muss.

Fest steht auch: Lynchjustiz und Aufrufe dazu sind genau wie Tierquälerei eine Straftat. Die gefährlichen Drohungen gegen den mutmaßlichen Täter werden ebenfalls von der Landespolizeidirektion Wien verfolgt. (heute)