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Rapper Jan Delay mit erstem Rock-Album

Heute Redaktion
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Jan Delay hat ein Album mit Rock-Einflüssen gemacht. "Als ich mit der Idee schwanger wurde, hatte ich Bock auf diese Energie", erklärte der Hamburger, der mit Hip-Hop und Disco bekannt wurde, am Donnerstag in Wien. Am 2. Oktober präsentiert er "Hammer & Michel" (Universal) im Wiener Gasometer.

Manchmal nervt mich das", meinte Delay auf die erstaunten Reaktionen auf sein neues Album, das so ganz anders ist. "Ich habe mich neulich selbst gefragt, wie das war, nachdem Bob Dylan zur E-Gitarre gegriffen hat und er deswegen ausgebuht wurde; wie das denn ausgegangen ist. Haben sich diese Typen, die 'buh' gerufen haben, irgendwann selbst Gitarren gekauft, weil sie das nach einiger Zeit doch gut fanden? Oder war für diese Leute Dylan für immer gestorben?"

Und Delay weiter: "Ich habe das ja immer schon gemacht, also Neues, mich verändert. Aber Reggae und Funk war für die Leute wohl noch OK. Jetzt heißt es allerdings: 'Na so was, er macht eine Rockplatte.'", beschrieb der Hamburger die Reaktion auf "Hammer & Michel".

"Schuss Ironie"

Die Songs mit den Gitarrenriffs seien eine Respektbekundung. "Ich mache mich ja nicht über irgendwas lustig." Ein Schuss Ironie sei trotzdem erlaubt: "Sogar Axl Rose kann mit den Augen zwinkern, wenn man genau hinschaut. Oder hinhört. Hm, zumindest früher konnte er das."

"Böse Reaktionen" auf Video

Wie die Headbanger reagiert hätten? "Ich war ja in Wacken und es war unglaublich", erzählte Delay. "Auch wenn Metalfans, was ihre Musik betrifft, sehr intolerant sein können, waren das dort die nettesten Menschen, die man bei Festivals treffen kann. Aber als ich dann das Video veröffentlicht habe, dann kamen schon einige böse Reaktionen von Rockfans, weil ich damit offiziell in ihre Welt eingedrungen bin."

In Wacken steigt jährlich das bekannteste Metal-Festival im deutschsprachigen Raum. , schmunzelte Delay.

Trotz der Rock-Einflüsse bietet "Hammer & Michel" auch wieder typische Tracks von Jan Delay und seiner Disko No. 1. "Die ersten Lieder waren wie 'Wacken', vielleicht sogar noch härter. Weil ich auf so was Bock hatte, auf 'Aufs-Maul-Musik'. Aber zwölf solche Stücke auf einem Album wären zu viel gewesen, darauf hatte ich keine Lust", erklärte der Deutsche.

Was die Texte betrifft, hieß das Motto diesmal "volle Kanne", betonte Delay. "Bei den beiden Platten davor ging es vorrangig ums Tanzen. Da kann man schwer kritische Texte unterbringen. Mit diesem Album konnte ich ausspucken, was mir wichtig ist, weil es die Musik ermöglicht. Da kann ich meine Anliegen rausschreien. Beim Rock kann man die Faust ballen, da muss man nicht mit den Fingern schnippen."

Im Herbst im Gasometer

Wie passen die aktuellen Sachen zu den Disco-Rhythmen? "Wir haben das bei Clubgigs getestet. Zur Band gehört jetzt ein zweiter Gitarrist, damit die Riffs live voll fett klingen. Es geht perfekt: Ich kann die neuen, kraftvollen Sachen spielen, die Kracher, aber dazwischen auch Disco und Reggae. Das ergibt ein schönes, stimmiges Gesamtes. Sogar Bläser sind wieder dabei."