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Rassismus-Skandal im Schweizer Fasching

Heute Redaktion
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Bild: zvg

Sie nannten sich Spastrim-Clean und waren als Putzmänner verkleidet: Unter dem Motto "Ihr effizienter Partner für eine saubere Schweiz" zog die sechs- bis achtköpfige Faschings-Clique am vergangenen Wochenende durch die Gassen im solothurnischen Mümliswil, wie die "Nordwestschweiz" berichtet. Was sie unter einer sauberen Heimat verstehen, verdeutlichten die "Narren" auf dem Flugblatt, das sie vor den Faschingslokalen verteil

Sie nannten sich Spastrim-Clean und waren als Putzmänner verkleidet: Unter dem Motto "Ihr effizienter Partner für eine saubere Schweiz" zog die sechs- bis achtköpfige Faschings-Clique am vergangenen Wochenende durch die Gassen im solothurnischen Mümliswil, wie die "Nordwestschweiz" berichtet. Was sie unter einer sauberen Heimat verstehen, verdeutlichten die "Narren" auf dem Flugblatt, das sie vor den Faschingslokalen verteilten. 

Auf diesem werden die Merkmale und Gefahren dreier "Hauptkrankheiten" aufgelistet. So äußere sich die sogenannte "Albaneritis" durch "Köpfe wie Kartonschachteln" und den BMW M3.

Menschen, die von der "Syritis" befallen seien, würde man an "zerschnittenen Kleidern, meistens wegen Stacheldraht", erkennen. Die "Negritis" schließlich äußere sich in einem "sehr großen Lümmel" und sei "sehr gefährlich, da in der Nacht unsichtbar". Gegen all die Leiden verspricht Spastrim Clean Abhilfe: "Falls sie so ein Exemplar sichten, bitte sofort bei uns melden."

Alte und dumpfe Klischees

Der Flyer stößt bei Rassimus-Experten auf harsche Kritik. Eine gewisse Narrenfreiheit sei im Faschings-Treiben zwar erlaubt, sagt Dominic Pugatsch von der Stiftung gegen Rassimus und Antisemitismus, doch: "Eine solche Aktion aber ist geschmacklos und hässlich."

Der Fasching habe für die Bevölkerung seit jeher eine Ventilfunktion, um ein Unbehagen auszudrücken. Diese dürfe aber nicht missbraucht werden, um Menschen zu diffamieren. Erst recht nicht durch solch "alte und dumpfe Klischees" wie auf dem Flugblatt.

Rassimus auch an Fasching strafbar

Das sieht auch das Gesetz so. Bereits 2003 verurteilte das Baselbieter Strafgericht die Macher einer Fasch8ings--Zeitschrift, weil sie gegen die Rassimus-Strafnorm verstießen. Asylsuchende wurden darin als Dschungelvolk diffamiert. Der Text verletze die Menschenwürde, fanden die Richter.

Das Guldentaler Fasnachtskomitee (GFK), das für die Organisation der Fasnacht Mümliswil zuständig ist, wusste auf Anfrage der Zeitung nichts von den verteilten Flugblättern. Man hätte die Aktion aber nicht toleriert.