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Streit um "Negerküsse" eskaliert in Supermarkt-Filiale

Ein Kunde wurde in dem Supermarkt in Berlin beleidigt und sogar mit Kartons beworfen. Videos des rassistischen Vorfalls gehen nun viral. 

Roman Palman
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In Supermarkt mit Kartons beworfen: Prince Ofori filmte den Vorfall mit
In Supermarkt mit Kartons beworfen: Prince Ofori filmte den Vorfall mit
Instagram

Bereits fünf Millionen Mal wurde der Clip auf Instagram aufgerufen. Die Aufnahmen stammen von dem Deutsch-Ghanaer Prince Ofori (32). Er wollte am Donnerstag Vormittag in einer Aldi Nord-Filiale im Berliner Stadtteil Neukölln einkaufen, als es zu dem Vorfall kam. 

Wie Ofori auf Instragram schildert, hatte ein älterer Mann in seiner unmittelbaren Nähe rassistische Wörter in den Mund genommen. Demnach soll der 71-Jährige seinen Sohn gefragt haben, "ob sie sich heute nicht 'Negerküsse' gönnen sollten". "Als ich nicht reagierte, legte er noch weitere zwei Male nach, indem er weitere Formulierungen fand, in denen das Wort vorkam", so der 32-Jährige in einer Stellungnahme, die er etwas später veröffentlichte.

Er habe den Mann daraufhin angesprochen und ihn zur Rede gestellt. Auf die Frage, ob er nicht wisse, dass es sich dabei um ein Schimpfwort handelt und man diesen Begriff nicht mehr nutzen sollte, habe dieser nur aufgebracht geantwortet, dass er sich "den Mund nicht verbieten" lasse und, dass man "bei uns das Wort 70 Jahre lang verwendet" hatte.

Bedrohung

Daraufhin entbrannte offenbar ein lautstarker Streit. Wie die Polizei schreibt, hätten andere Kunden im Supermarkt später ausgesagt, dass ein Zeuge vergeblich versucht hatte, Ofori zu beruhigen. Dann kam auch noch der Filialleiter in Zivilkleidung hinzu.

Dieser hätte sich laut dem 32-Jährigen ebenso uneinsichtig gezeigt und ihn dann – in Begleitung eines Security – der Filiale verwiesen. Er soll auch die Person sein, die ihn noch im Gebäude mit Kartons beworfen hatte.

Weil sich gleich mehrere Menschen auf der Gegenseite in die Konfrontation einmischten und ihn als Bedrohung wahrnahmen, hätte er sich zurückgezogen. "Ich nahm mein Handy aus der Tasche und fing an zu filmen, da ich dachte, das würde mir sonst niemand glauben." 

Spontan-Demo vor Supermarkt

Die Polizei bestätigt einen Einsatz, nachdem es in dem Supermarkt gegen 11.40 Uhr zwischen zwei Kunden zu einem Streit gekommen war. Eine Klärung folgte vor Ort zwar nicht, es wurden aber Strafermittlungsverfahren wegen wechselseitiger Beleidigungen und Körperverletzung eingeleitet. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt wird die weiteren Ermittlungen übernehmen. "Die in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Videos und Fotos zum Tatgeschehen werden mit in die Ermittlungen einbezogen", teilt die Exekutive mit.

Am Tag nach der Veröffentlichung des schockierenden Clips versammelten sich spontan 20 Personen vor und in dem Discounter, um sich mit Ofori zu solidarisieren. Er selbst beschreibt den Vorfall als beleidigend, demütigend und schmerzhaft. Via Instagram bedankte er sich für die ermutigenden Zuschriften seiner rund 18.000 Abonnenten: "Von ganzem Herzen danke ich all der Liebe und dem wertvollen Empowerment, das mich in den letzten Stunden erreichte!".

So reagiert Aldi

Ein Aldi-Sprecher reagierte in der "Bild" auf den Vorfall. "Wir möchten uns bei unseren Kundinnen und Kunden entschuldigen." Sie hätten den Kunden kontaktiert, ihn um Verzeihung gebeten und "möchten gerne mit ihm persönlich über den Vorfall sprechen".

Aldi sei es bewusst, dass eine Entschuldigung alleine nicht reiche. Man werde alles aufarbeiten und dann Schlüsse daraus ziehen. "Als ersten Schritt haben wir uns von dem im Video handelnden Mitarbeiter aufgrund seines Fehlverhaltens getrennt". Aldi betonte, dass man sich "unmissverständlich gegen Rassismus und Gewalt" ausspreche. In dem Unternehmen würden Menschen aus mehr als 80 Nationen arbeiten. "Daher werden wir Rassismus nicht tolerieren – weder aus den eigenen Reihen noch in der Gesellschaft."

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