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Rassismus-Vorwurf – keine "Dschungel-Floßfahrt" mehr

Die Attraktion im Europa-Park in Rust steht seit Jahren in Kritik wegen rassistischer Darstellungen. Jetzt wird die Bahn geschlossen und ersetzt.

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Die «Dschungel-Flossfahrt» im Europa-Park steht seit Jahren in der Kritik.
Die «Dschungel-Flossfahrt» im Europa-Park steht seit Jahren in der Kritik.
Philipp von Ditfurth / dpa / picturedesk.com

Schwarze Personen in traditioneller Kleidung, daneben weiße Kolonialherren in beigen Safari-Anzügen und Hüten: So sieht die "Dschungel-Floßfahrt" im Europa-Park aus. Damit ist jetzt Schluss. Der Freizeitpark schließt die Bahn, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt.

Denn die 40 Jahre alte Attraktion steht seit Jahren in Kritik wegen rassistischer Darstellungen. Darum hat der Freizeitpark bereits im vergangenen Jahr unter anderem eine Figur eines Schwarzen ersetzt, der unter einem Affen eine Seilbahn entlangfährt. Zudem wurde der Essensstand von "Colonial Food Station" zu "Adventure Food Station" umbenannt.

Jetzt wird die Dschungelfahrt durch eine neue Bahn ersetzt. Diese werde dem Themenbereich Österreich zugeordnet. "Die Neugestaltung ist seit mehreren Jahren in Planung", sagt Dieter Borer vom Schweizer Außenbüro des Freizeitparks zu "20 Minuten". Corona habe die Pläne aber verzögert.

"Die Dschungel-Floßfahrt ist thematisch veraltet und allgemein ins Alter gekommen", erklärt Borer. So wurde die Attraktion kurz nach der Eröffnung des Europa-Parks 1979 eingeweiht.

Im Rahmen der Gesamtplanung werden zwei weitere Bahnen dauerhaft geschlossen: der "Flug des Ikarus" und der "Traumzeit-Dome". Am 9. Jänner, mit Ende der Wintersaison, machten die Attraktionen zu.

Die Ankündigung löste auf Social Media ein großes Echo aus: Auf Facebook hat der Beitrag schon über 400 Kommentare. Viele schreiben, dass sie die Wasserbahn vermissen werden. Eine Frau berichtet sogar, dass sie dort einen Heiratsantrag bekommen hat. Es gibt Verständnis für die Veränderung, viele halten die Schließung wegen rassistischer Darstellungen aber für übertrieben.

Entspricht nicht mehr dem Zeitgeist

Die Berner Rassismus- und Minderheitenrechtsexpertin Doris Angst begrüßt die Schließung der Bahn: "Was Ende der siebziger Jahre dem Zeitgeist entsprach, ist heute nicht mehr angebracht." In den letzten zwanzig Jahren habe sich in der Aufarbeitung von Kolonialismus und Versklavung viel getan.

"Wir wissen heute über die schädliche Wirkung rassistischer Rollenbilder Bescheid und haben auch gegenüber dem Schutz von Wildtieren eine andere Einstellung", erklärt Angst. Mit der Neuausrichtung auf eine Wildwasserfahrt in Europa überwinde der Freizeitpark auch gleich den früheren europäisch geprägten Blick auf andere Kulturen. "Und das ist gut so!"

Céleste Ugochukwu, Präsident des Afrikanischen Diaspora-Rats der Schweiz begrüßt die Schließung der Bahn ebenfalls. Er hätte sich aber über eine neue Bahn im Themenbereich Afrika gefreut: "Ich hätte mir eine Attraktion über afrikanische Heldinnen und Helden sowie die verschiedenen Kulturen gewünscht. So könnte man die Leute besser über Afrika informieren."

"Attraktion passt nicht zum Europa-Park"

Dass der Freizeitpark die "Dschungel-Floßfahrt" schließt, macht laut Marketing-Spezialistin Johanna Gollnhofer von der Universität St. Gallen Sinn: "Der Europa-Park steht für Spaß und Familienfreundlichkeit, da passt so eine Darstellung nicht mehr rein."

Die Bahn sei ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Mit dem Rückbau der Attraktion passe sich der Freizeitpark dem Wandel der Zeit an und geht auf die heutigen Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten ein.

Kein Image-Schaden für den Freizeitpark

Einen Image-Schaden wird der Europa-Park durch die "Dschungel-Floßfahrt" wohl nicht davontragen, sagt Marketing-Expertin Adrienne Suvada von der ZHAW. Denn die Gründerfamilie Mack sei bekannt für ihr soziales Engagement und ihre christlichen Werte.

"Auch wissen die Leute, dass die Bahn alt war und in einem Freizeitpark alles überspitzt dargestellt wird", so Suvada. Es sei zudem sinnvoll, dass die Bahn nun durch ein anderes Thema ersetzt wird. Denn eine moderne Version der "Dschungel-Floßfahrt" sei schwierig. "Man eckt mit dem Thema schnell an."

Corona-Regeln im Europa-Park
Im deutschen Freizeitpark in Rust gilt Maskenpflicht für alle Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr. Zulässig sind dabei nur medizinische und FFP2- und FFP3-Masken. Genesene und geimpfte Personen können den Europa-Park ohne Einschränkung besuchen, wenn ihre Impfung oder Erkrankung nicht mehr als drei Monate zurückliegt. Liegt die Impfung länger zurück, muss ein negatives Testergebnis vorgelegt werden. Falls eine Genesung mehr als drei Monate, aber nicht länger als sechs Monate zurückliegt, braucht es ebenfalls einen negativen Test. Ungeimpfte Personen können den Park nicht besuchen.

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