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Rassistisch, homophob: So werden Star-Kicker beleidigt

Hass im Netz ist auf für Fußball-Stars ein Problem. Eine Analyse der FIFA zeigt nun, wie schlimm die Entgleisungen auf Twitter & Co. wirklich sind.

Heute Redaktion
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Englands Jadon Sancho wurde nach dem EM-Finale Opfer von Hass im Netz
Englands Jadon Sancho wurde nach dem EM-Finale Opfer von Hass im Netz
imago images/PA Images

In der Anonymität von Social Media trauen sich Menschen andere mit einer Härte anzugehen, von der sie im persönlichen Kontakt wohl kaum Gebrauch machen würden. Wenn im Fußball die Emotionen hochkochen, scheinen üble Beleidigungen aller Art an der Tagesordnung. Eine Studie der FIFA hat insgesamt 406.987 Posts rund um das EM-Finale 2020 und das Afrika-Cup-Finale 2022 diesbezüglich untersucht.

Mit erschreckenden Erkenntnissen: So wurden nicht weniger als 55 Prozent der bei den beiden Endspielen involvierten Profis in irgendeiner Form Opfer von digitalen Beschimpfungen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz konnte zudem ausgewertet werden, um welche Arten von Beleidigungen es sich dabei handelt. Die bittere Wahrheit: 40 Prozent der Hass-Posts waren homophober Natur, 38 Prozent rassistischer.

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Weniger häufig wurden behindertenfeindliche (sechs Prozent) oder islamophobe Beiträge (sechs Prozent) entdeckt. Bei der Verteilung sind deutliche Unterschiede zwischen der EURO und dem Afrika Cup auszumachen: Während im Rahmen des EM-Finales 2020 78 Prozent der Hass-Kommentare rassistisch waren, gab es rund um das Africa-Cup-Endspiel 2022 62 Prozent homophobe Posts. Der Anteil an rassistischen Beleidigungen in Afrika betrug "nur" 26 Prozent. Die FIFA erklärt sich diesen Unterschied durch die Reproduktion von "kulturellen Stereotypen des Hauptpublikums".

Was das bedeutet? Die große Mehrheit der Beleidigungen im Rahmen des EM-Endspiels war an die drei dunkelhäutigen englischen Spieler gerichtet, die im Elferschießen gegen Italien ihren Versuche verschossen hatten: Marcus Rashford, Bukayo Saka und Jadon Sancho. Derweil sei Homophobie unter den afrikanischen Fans weiter verbreitet als Rassismus. Während auf Instagram die Posts hauptsächlich an Vorkomnisse (zum Beispiel ein verschossener Elfer) gekoppelt sind, ist auf Twitter rund um die Finalspiele ein konstantes Grundrauschen beobachtbar.

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Bei beiden Turnieren stammt das Gros der Kommentare aus dem Heimatland des Attackierten – und 58 Prozent sind bis heute auf der Plattform sichtbar. Interessant: Während durch die gezielte Moderation der Plattformen vor allem rassistische Beiträge entfernt werden, bleiben 87 Prozent der nicht-rassistischen Beleidigungen mehr als acht Monate lang veröffentlicht. Daraus lässt schließen, dass in den vergangenen Jahren eine gewisse, aber dennoch einseitige Sensibilisierung stattgefunden hat.

Eine Sensibilisierung, die auch im Zusammenhang mit der Rückverfolgbarkeit der Posts weiter vorangetrieben werden sollte. Schliesslich sind gemäß der FIFA-Studie 90 Prozent der fehlbaren Accounts identifizierbar. Heißt: Mit strengeren Maßnahmen von Behörden, nationalen Verbänden und teilweise auch nationalen Vereinen könnten viele beleidigende User und Userinnen geblockt oder auch bestraft werden. Denn ganz so anonym, wie viele meinen, sind sie auch auf Social Media nicht.