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Rätsel um Identität des Bus-Bombers von Burgas

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Bulgarien und Israel stehen nach dem Attentat auf einen isrealischen Bus im bulgarischen Burgas unter Schock. Überwachungskameras hielten den mutmaßlichen Attentäter auf Video fest. Um seine Identität rankten sich am Donnerstag unterschiedliche Gerüchte.

im bulgarischen Burgas unter Schock. Überwachungskameras hielten den mutmaßlichen Attentäter auf Video fest. Um seine Identität rankten sich am Donnerstag unterschiedliche Gerüchte.

Langes Haar, Kappe, Kurzarm-Shirt, weiße Sneakers, Rucksack und kurze, karierte Hose: Der junge Mann, der da im Flughafengebäude von Burgas am Schwarzen Meer auf und ab geht, sieht aus wie ein 0815-Tourist. Kurz danach steigt der Mann in einen Reisebus, voll mit Israelis. Den Rucksack hat er im Gepäckfach des Busses verstaut. Kurz danach fliegt der Reisebus in die Luft.

Die Bilanz: 37 Verletzte und sieben Tote, darunter fünf Israelis, ein bulgarischer Busfahrer sowie der mutmaßliche Selbstmordattentäter. Seine Leiche habe schlimmste Verletzungen aufgewiesen, berichtete die bulgarische Nachrichtenagentur Novinite.

Mit Hilfe einer DNA-Probe aus einem Finger des Attentäters werde nun versucht, seine Identität zu ermitteln. Laut bulgarischem Innenminister Zwetan Zwetanow hatte der vermeintliche Tourist eine gefälschte Fahrerlaubnis aus dem US-Bundesstaat Michigan als Reisedokument bei sich.

Streit zwischen Israel und dem Iran entfacht

Der tödliche Anschlag von Burgas verschärfte die Spannungen zwischen Israel und dem Iran. Während die israelische Regierung am Donnerstag erneut die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz für das Selbstmordattentat verantwortlich machte, wies die Führung in Teheran den Vorwurf zurück. Der Iran verurteile "jeden terroristischen Akt". Die islamische Republik sei "das größte Opfer des Terrorismus". Israel dagegen sei für mehrere Anschläge verantwortlich, unter anderem auf iranische Atomforscher, und schrecke nicht vor "grundlosen" Anschuldigungen zurück, um von seiner "terroristischen Natur" abzulenken. Auch die libanesische Hisbollah nannte die Vorwürfe aus Jerusalem in einer offiziellen Reaktion lächerlich.

Israel stehe einer "weltweiten Terrorwelle" gegenüber, sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak im israelischen Rundfunk. Der Anschlag in der bulgarischen Schwarzmeerstadt sei von Mitgliedern der Hisbollah verübt und vom Iran finanziert worden. Israel werde alles tun, um die Hintermänner zu fassen.

Attentäter ein früherer Guantanamo-Häftling?

Unbestätigt blieb zunächst ein Bericht der Online-Zeitung Inter-view.info, nachdem es sich bei dem Attentäter um den 33-jährigen Algerier Mehdi Muhammad Ghazali gehandelt habe. Laut den Berichten, die auch von israelischen Online-Medien übernommen worden waren, sollte es sich bei dem Selbstmordattentäter um einen 33-jährigen schwedischen Staatsbürger mit algerischen Wurzeln gehandelt haben. Er sei nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan gefangen genommen und ins US-Lager Guantanamo auf Kuba gebracht worden. 2004 sei er an die schwedische Behörden übergeben worden, hieß es weiter. 

Die Behörden in Bulgarien und Schweden haben dementiert, dass es sich bei dem Attentäter von Burgas um einen ehemaligen Guantanamo-Häftling aus Schweden handelt. Diese Berichte seien unwahr, teilte das Innenministerium in Sofia mit. Der schwedische Geheimdienst Säpo bezeichnete die von bulgarischen Medien im Internet verbreiteten Meldungen als eindeutig falsch.

Öl-Preis steigt

Der Anschlag wurde international scharf verurteilt. US-Präsident Barack Obama sprach von einem "barbarischen Terror-Attentat" und bot Israel Hilfe bei der Suche nach den Verantwortlichen an. "Die Täter müssen rasch gefunden und für diese schreckliche Tat zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Die Furcht vor einem bewaffneten Konflikt ließ am Donnerstag auch den Öl-Preis steigen. Israelische Experten gingen jedoch davon aus, dass eine israelische Vergeltung andere Formen annehmen würde.

Der Flughafen von Burgas blieb auch am Donnerstag für Touristen geschlossen. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte einmütig den Anschlag und brachte sein Bedauern gegenüber den Angehörigen der Opfer zum Ausdruck.