Österreich

Raubopfer in Kühltruhe gesperrt - 10 Jahre Haft

Heute Redaktion
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Jener Supermarkt-Räuber, der im vergangenen März gemeinsam mit einem zweiten, flüchtigen Täter einen Lidl-Markt in Wien überfallen und zwei Angestellte in eine Tiefkühltruhe gesperrt hatte, wurde am Donnerstag zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft warf dem 24-Jährigen nicht nur schweren Raub, sondern auch versuchten Mord vor. Doch was war an jenem 26. März geschehen? Zwei Männer hatten im Zuge eines Lidl-Überfalls zwei Angestellte in einen Kühlcontainer gesperrt, in dem diese fast erstickt wären. Während ein Täter unbekannt ist, ist der zweite, 24-jährige Täter am Donnerstag zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Täter stritt trotz DNA-Beweis alles ab

Er gab sich auch am zweiten Verhandlungstag gänzlich unschuldig. "Ich bin 24 Jahre alt und habe noch nie im Leben jemanden verletzt", sagte Milos M. vor Gericht.

Der Hergang des Überfalls: Am Tattag befanden sich um 5.30 Uhr zwei Lidl-Angestellte in der Filiale, als es am Lieferanteneingang klopfte. Eine Mitarbeiterin blickte durch den Spion, sah einen Mann mit Lidl-T-Shirt und öffnete die Tür. Anschließend ging alles blitzschnell: Milos M. soll sich - gemeinsam mit dem unbekannten Komplizen - gewaltsam Zutritt zu den Räumlichkeiten verschafft haben. Die Täter bedrohten die Mitarbeiter mit einer Waffe, um den Zahlencode für den Tresor herauszupressen.

Kampf um Leben und Tod

Mit der Beute von 8.000 Euro traten die beiden nicht gleich die Flucht an, sondern sperrten die Mitarbeiter in eine 1,65 Meter hohe, 65 Zentimeter breite und 1,08 Meter tiefe Kühltruhe und drehten sie mit Hilfe eines Hubwagens mit der Tür zur Wand. Für die beiden Opfer begann ein Kampf auf Leben und Tod. Da sie sich mit allen Mitteln zu befreien versuchten, wurde der Sauerstoff schnell aufgebraucht. Die beiden hätten "unfassbares Glück" gehabt, dass sie rechtzeitig befreit werden konnten. Denn die 37-jährige Angestellte fiel bereits mehrere Male in Ohnmacht , als ihr 31-jähriger Kollege immer wieder versuchte, sich mit aller Kraft gegen die Tür zu stemmen.

Der Ankläger habe sich selbst in die Truhe einsperren lassen: "Es ist stockfinster, ein unglaubliches Gefühl", die Opfer müssen unglaubliche Qualen erlitten haben. Beide Angestellte sind seit dem Vorfall arbeitsunfähig, trauen sich nur noch in Begleitung außer Haus und haben sich deshalb mit 10.000 Euro Privatbeteiligtenzuschuss dem Verfahren angeschlossen.

Nur durch Zufall wurden die beiden von einer Kundin entdeckt, die sich gewundert hatte, dass der Supermarkt 15 Minuten nach der üblichen Öffnungszeit immer noch geschlossen war.

Täter arbeitete im Supermarkt

Die Staatsanwaltschaft stützt sich u.a. auf DNA-Spuren, die auf einem Knopf, der im Büro lag, und einem Griff eines Hubwagens sichergestellt wurden. Zudem wurde ihm nachgewiesen, mit seinem Mobiltelefon ein Taxi bestellt zu haben, um sich am Tattag just zu jener Lidl-Filiale bringen zu lassen, in der er einst tätig war - und zwar bis August 2012.

"Es sind kaum mehr Beweise denkbar, als wir hier in dem Verfahren gesehen haben", so der Staatsanwalt in seinem Schlussplädoyer. "Der Angeklagte hatte das notwendige Insiderwissen." Einer der Täter hatte laut Opfer eine unglaubliche Ortskenntnis an den Tag gelegt. Der Angestellte sei sich "bis zu 80 Prozent sicher", in Milos M. seinen Ex-Kollegen wiedererkannt zu haben, sagte er vor der Polizei.