Österreich

Wiener Linien setzen jetzt auf Augmented Reality

Heute Redaktion
Teilen

Die Wiener Linien setzen auf digitale Innovationen, um komplexe Tätigkeiten zu erleichtern. Künftig könnte die Augmented Reality-Brille auch bei der Lehrlingsausbildung zur Anwendung kommen.

Jeder, der schon einmal versucht hat, ein Ikea-Regal aufzubauen, weiß, dass man bei den vielen Schrauben leicht den Überblick verliert. Wenn das aber bei dem Drehlager einer Wiener U-Bahn passiert, können die Folgen dramatisch sein.

Damit das nicht passiert, kommen bei den Wiener Linien neben erfahrenen Monteuren neuerdings auch digitale Lösungen zum Einsatz. In nur rund sechs Monaten entwickelten die Wiener Linien gemeinsam mit dem Start Up "3D Macher" aus Wien eine eigene "Augmented Reality"-Software, die Handbücher oder gedruckte Handlungsanweisungen überflüssig machen könnte.

Wiener Linien wollen digitale Technik sinnvoll nutzen

Im Gegensatz zu Virtual Reality, bei der die gesamte Umgebung computergeneriert wird, schneidet Augmented Reality 3D-Modelle aus dem Computer in reale Welten ein. Bei dem Pilotprojekt der Wiener Linien handelt es sich bei der Welt um die Hauptwerkstätte in Simmering, bei den 3D-Modellen um Anleitungen, wie ein Erdungskasten eines Schienenfahrzeuges richtig gewartet wird.

"Wir sind noch ganz Anfang der Reise. Augmented Reality birgt für uns wahnsinnig viele unterschiedliche Anwendungsgebiete. Wir sind gerade dabei auszuloten, wohin die Reise gehen soll", erklärt Wiener Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer.

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigten die Wiener Linien am Dienstag vor Journalisten. Ausgestattet mit einer AR-Brille von Microsoft nähert sich ein Wiener Linien-Techniker einem Drehgestell einer U6. Die Aufgabe: Das Zerlegen und Zusammenbauen eines Erdungskontaktes samt folgender Montage ins Drehgestell. Der Erdungskontakt stellt sicher, dass der Strom der U-Bahn nicht über die Räder ins Erdreich abgeleitet

wird.

Virtuelle Schritt-für-Schritt-Anleitung führt durch Arbeitsgänge

Die richtige Wartung eines Erdungskontaktes ist für alte Wiener Linien-Hasen längst keine Herausforderung mehr, mittels AR wird aber das Anlernen neuer Mitarbeiter erleichtert und beschleunigt. Vor allem weil es bei Instandhaltungsarbeiten an Fahrzeugen immer wieder zu Tätigkeiten kommt, die nicht alltäglich sind.

Bei solchen Arbeiten müssen die Mitarbeiter derzeit diverse Handbücher und Arbeitsanweisungen zur Lösungsfindung durchlesen. Dies könnte dank AR-Brille bald Geschichte sein: Mit der Brille wird das Objekt fotografiert, die eigens entwickelte App erkennt dieses und leitet Schritt für Schritt durch die richtige Montage. Während der Monteur die reale Umgebung durch die Kamera sieht, werden im 3D-Modus virtuell etwa Schrauben, benötigtes Werkzeug und Drehmomente angezeigt und Arbeitsschritte vorgeführt. Der Vorteil ist, dass Mitarbeiter beide Hände für die Arbeit frei haben und einen Arbeitsschritt beliebig oft ansehen können. Durch die leichte Anleitung kann außerdem Zeit gespart werden.



Hohe Erwartungen an AR in Lehrlingsausbildung

Auch wenn die Technologie noch ganz am Anfang steht, die Wiener Linien haben sich schon soweit überzeugt, dass ein zweiter Prototyp gebaut werden soll, in dem erweiterte Anwendungsfälle und zusätzliche Technologien erprobt werden sollen.

Zeitgleich erfolgen Abstimmungen mit mehreren Austauschpartnern im Bereich von Augmented Reality. "Langfristig ist es unser Ziel, Anwendungsfelder dieser vielversprechenden Technologie in der Fahrzeugtechnik zu evaluieren und diese dann dort einzusetzen, wo es sinnvoll und effizient ist – zum Beispiel für Schulungen, der Ausbildung von Lehrlingen, bei Sicherheitseinweisungen, zur Qualitätsüberprüfung, aber auch im Marketing oder Recruiting", erklärt der Leiter der strategischen Planung der Wiener Linien Andreas Kollegger.