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Rechte Wähler als letzte Chance für Sarkozy

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Der Sozialist Francois Hollande hat, wie von den Meinungsforschungsinstituten vorhergesagt, die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich am Sonntag für sich entschieden.

Der Sozialist Francois Hollande hat, wie von Meinungsforschungsinstituten vorhergesagt, die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich am Sonntag für sich entschieden.

Der konservative Amtsinhaber Nicolas Sarkozy landete in ersten, im TV veröffentlichen Hochrechnungen auf dem zweiten Platz. Hollande erreichte 28,5 Prozent der Stimmen, Sarkozy 27,1 Prozent. Die Kandidatin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, erreichte mit 18,2 Prozent ein historisches Ergebnis für ihre Partei.

Da keiner die absolute Mehrheit erreichte, gehen die beiden Bestplatzierten, Hollande und Sarkozy, am 6. Mai in die Stichwahl. Es ist das erste Mal bei einer französischen Präsidentenwahl, dass der Amtsinhaber im ersten Durchgang zurückliegt.  Umfragen vom Wahlabend sehen Hollande als klaren Sieger der Stichwahl in zwei Wochen. Nach Untersuchungen verschiedener Institute kann er mit 53 bis 56 Prozent der Stimmen rechnen

Historisches Ergebnis für Le Pen

Marin Le Pen übertraf das historische Ergebnis ihres Vater aus dem Jahr 2002: Jean-Marie Le Pen landete damals mit 16,9 Prozent auf dem zweiten Platz hinter dem konservativen Kandidaten Jacques Chirac und warf damit den Sozialisten Lionel Jospin aus dem Rennen. Im zweiten Wahldurchgang gelang Chirac mit 82,2 Prozent dann jedoch ein haushoher Sieg. 2007 konnte Jean-Marie Le Pen lediglich 10,4 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen.

An vierter Stelle mit 11,1 Prozent landete am heutigen Sonntag Jean-Luc Melenchon von der Linksfront aus Kommunisten (PCF) und Linkspartei (PG). Melenchon gab eine Wahlempfehlung für Hollande ab: Er rief seine Anhänger dazu auf, Sarkozy am 6. Mai zu schlagen. Das französische Volk habe genug von Jahren unter Sarkozy. Der Zentrumspolitiker Francois Bayrou kam auf 9,1 Prozent.

Die Wahlbeteiligung wurde mit 80,3 Prozent angegeben. 2007 waren es 84 Prozent.  Experten hatten eine extrem niedrige Wahlbeteiligung befürchtet und bereits den Vergleich zu 2002 gezogen.

Sarkozy kämpft um rechte Wähler

Der Kampf um die Stimmen begann sodann auch gleich nach Bekanntgabe des Ergebnisses: "Ich rufe alle, die ihr Vaterland lieben auf, mich zu wählen", appellierte Sarkozy an das nationalistische Lager. Hollande forderte er auf, sich in den kommenden beiden Wochen drei Live-Debatten zu stellen, statt der üblichen einen. "Alles muss debattiert werden, ohne Scheinheiligkeit, ohne Ausweichen, ohne Verstecken." Der Vorschlag wurde von Hollande allerdings abgelehnt.

Inhaltlich ging Sarkozy noch am Wahlabend erneut auf die Front National zu: Er kündigte an, die Grenzkontrollen zu verschärfen und die Zuwanderung weiter zu begrenzen.

Der UMP-Abgeordnete Bernard Debre sagte vor Journalisten, es sei "durchaus möglich" den zweiten Wahldurchgang zu gewinnen. Auch Außenminister Alain Juppe betonte in einer ersten Stellungnahme, noch sei "nichts verloren".

Vorteil für die Sozialisten

Hollande gibt sich siegessicher: "Am 6. Mai will ich einen Sieg, einen schönen Sieg". Er verfügt um ein viel reicheres Wählerreservoir als Sarkozy. Die meisten Melenchon-Wähler dürften in der zweiten Runde für den Sozialisten stimmen. Dasselbe gilt auch für die Wähler der Grünen-Kandidatin Eva Joly (Europe Ecologie Les Verts/EELV), für die allerdings nur 2,26 Prozent der Wähler votiert haben dürfte.

"Wir haben im ersten Durchgang ein ausgezeichnetes Ergebnis verzeichnet, die Würde hat sich bezahlt gemacht", begrüßte Aurelie Filipetti, Mitglied im Wahlkampfteam Hollandes, die Daten zur ersten Wahlrunde. "Es ist das erste Mal, dass ein Herausforderer in einem Präsidentschaftswahlkampf in der ersten Runde vorne liegt, das ist ein außerordentliches Ergebnis", betonte ihrerseits Segolene Royal, die Ex-Partnerin Hollandes, die vor fünf Jahren selbst gegen Sarkozy angetreten war und scheiterte.

Schlupfloch Twitter

Drakonische Strafen hat der französische Staat all denen angedroht, die erste Ergebnisse zur ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag vor Schließung aller Wahllokale um 20 Uhr in die Welt hinausposaunen. Doch findige Internet-Nutzer haben sich verabredet, unter Code-Namen die verbotenen Zahlen doch zu veröffentlichen: "Niederlande zur Halbzeit vor Ungarn", lautete ein Vorschlag für die besonders Neugierigen - wobei "Niederlande" als Deckname für den sozialistischen Kandidaten Francois Hollande im Netz zirkulierte und "Ungarn" für Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Vater aus Ungarn stammt.