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Reden über Lustlosigkeit - wo bleiben die Lösungen?

Miriam ist verzweifelt: Dauernd wird über Lustlosigkeit geschrieben, aber niemand zeigt Lösungen auf - auch nicht Doktor Sex. Woran liegt das?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Miriam (25) an Doktor Sex: Überall lassen sich Beziehungsexperten und Journalistinnen über die Lustlosigkeit aus. Sie schildern alle möglichen Facetten und skizzieren weitere Schwierigkeiten, die daraus entstehen können. Aber ich habe noch keinen Artikel gefunden, in dem echte Lösungen präsentiert werden. Auch hier nicht. Woran liegt das? Mein Partner (28) hat ebenfalls keine Lust mehr auf Sex. Ich habe wirklich alles versucht: Reden und fragen, was er sich wünscht; abwarten und schauen, was passiert; Druck aufsetzen; mich hübsch machen und ihn verführen – nichts hat gewirkt. Ich bin nicht hässlich und auch nicht 200 kg schwer. Und auch bei uns war der Sex am Anfang super und häufig. Sonst ist die Beziehung gut. Gibt es Lösungsansätze, wenn der Partner keinen Sex will und das Gespräch verweigert? Oder bedeutet dies dann einfach a) akzeptieren oder b) trennen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Miriam

Du bist nicht allein mit deiner Klage über das Fehlen "echter Lösungen" in meinen Beratungen. Immer wieder tauchen in den Kommentaren ähnliche Aussagen von Leserinnen und Lesern auf. Ich frage mich dann jeweils, was für sie wohl "echte Lösungen" wären. Wahrscheinlich, so meine Vermutung, stellen sie sich darunter Gebrauchsanweisungen vor, nach dem Prinzip: "Wenn dies geschieht, musst du das tun und alles wird wieder gut."

Nun sind Beziehungen aber nicht wie Mahlzeiten, die nach einem bestimmten Rezept zubereitet überall und von jeder beliebigen Person in stets gleichbleibender Qualität reproduziert werden können. Sie sind auch keine Häuser, die exakt genau so ausgeführt werden, wie es die Pläne vorsehen. Beziehungen sind ein Wagnis, sehr individuell und persönlich. Und Beziehungen sind nicht planbar - weil es die Menschen, die sie leben, auch nicht sind.

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Aus diesem Grund sind aus der Distanz meist auch keine konkreteren Lösungsvorschläge möglich als eben der, im Gespräch miteinander herauszufinden versuchen, was mögliche Richtungen und Schritte sein könnten, um eine festgefahrene Situation in Bewegung zu bringen, meist verbunden mit dem Hinweis, dass Bewegung auch bedeuten kann, die bisherigen Werte und Überzeugungen hinter sich zu lassen und beispielsweise eine Beziehung mehr zu öffnen, so dass andere Menschen darin Rollen übernehmen können, die der Partner oder die Partnerin nicht abdecken will. Genau das möchte aber niemand hören. Weil es nämlich bedeutet, Neuland betreten und sich bewusst machen zu müssen, dass das Leben stets in Bewegung ist, dass es keine Sicherheiten gibt, dass man scheitern kann und das Ende und der Tod allgegenwärtig sind. Es ist dann einfacher, sich der Angst vor dem Unbekannten zu beugen und moralische Argumente ins Feld zu führen oder eben die Beratung anzuzweifeln.

In einer Beziehung das Gespräch zu verweigern heißt, die Beziehung abzubrechen, denn Beziehung ist Austausch, ist Bewegung. So gesehen ist die Aussage deines Freundes eindeutig: Ich habe die sexuelle Beziehung mit dir beendet und ich will nicht über die Gründe sprechen. Was du daraus machen willst, bleibt dir allein überlassen. Zur Auswahl stehen mindestens folgende Möglichkeiten: Du trennst dich. - Du verzichtest auf Sex und bleibst. - Du holst dir Sex anderswo und bleibst. Und wenn du an Wunder glaubst, darfst du selbstverständlich auch hoffen, dass dein Freund plötzlich und aus dem Nichts heraus reden oder wieder Sex mit dir haben will.