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Regen beendet Demo von 20 Rechtsradikalen

Zum Jahrestag der Ausschreitungen von Charlottesville haben Rechtsextreme zu Kundgebungen in der US-Hauptstadt aufgerufen.

Heute Redaktion
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In Washington haben sich zum Jahrestag der gewaltsamen Proteste von Charlottesville am Sonntag schätzungsweise zwei Dutzend weiße Nationalisten sowie Tausende Gegendemonstranten versammelt. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort.

Die Sicherheitskräfte hielten die beiden Kundgebungen in der Nähe des Weißen Hauses getrennt. Bis zum Abend habe es keine Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit. Über die Zahl der Demonstranten beider Gruppen machte sie keine Angaben. Größere Zwischenfälle wurden zudem nicht gemeldet.

Rechtsextremisten hatten zu der Demonstration unter dem Motto "Unite the Right 2" aufgerufen. Nach zwei Stunden und einigen Reden endete diese Kundgebung vorzeitig im Regen.

Gegendemonstranten an der Absperrung störten die rechte Veranstaltung mit Pfiffen und Sprechchören wie "Geht nach Hause, Nazis" oder "Schande, Schande, Schande", wie Reporter berichteten. Auf Transparenten war "Stoppt rassistische Angriffe" und "Nur ein toter Faschist ist ein guter Faschist" zu lesen. Die Organisatoren der rechten Demonstration hatten 100 bis 400 Teilnehmer angemeldet, die tatsächliche Zahl blieb mit 20 bis 30 Personen weit darunter.

Enttäuschung bei den Rechten

Auf der Rednerliste der rechten Kundgebung standen unter anderem der Antisemit Patrick Little und David Duke, der einst ein führendes Mitglied des rassistischen Ku Klux Klans war. Jason Kessler, der zu den Organisatoren der diesjährigen Demonstration und der vor einem Jahr gehörte, sagte vor US-Reportern im Sicherheitsbereich: "Mir ist die Beteiligung egal." Menschen hätten Angst gehabt, teilzunehmen. "Ich bin nicht enttäuscht, weil wir eine friedliche Demonstration hatten und wir die Redefreiheit gewahrt haben."

"Trump lügt"

Vor dem rechtsextremen Aufmarsch hat in Washington eine Gegendemonstration begonnen. Zum Auftakt am Sonntagmittag versammelten sich mehrere Hundert Menschen im Zentrum der US-Hauptstadt.

Einige von ihnen trugen die typische schwarze Antifa-Kleidung, Gesichtsmasken und Helme. Polizisten säumten Metallabsperrungen, welche die beiden Gruppen voneinander trennen sollten. Aus Sorge vor Ausschreitungen zwischen den gegnerischen Gruppen waren zahlreiche Straßen für den Verkehr gesperrt. Das Weiße Haus war hermetisch abgeriegelt.

Teilnehmer der Gegendemonstration hielten Schilder mit Aufschriften wie "Deportiert Nazis", "Weiße Vorherrschaft ist Terrorismus" oder "Keine Nazis – kein KKK – keine faschistischen USA" hoch. Das Kürzel KKK steht für den rassistischen Ku Klux Klan.

Der 71 Jahre alte Demonstrant David Barrows sagte: "Wir erheben uns gegen den rechten Flügel." Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump, der zuvor auf Twitter "alle Formen von Rassismus und Gewalttaten" verurteilt hatte, sagte Barrows: "Er lügt." Barrows trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Trump ist ein rassistisches Schwein".

Die 28 Jahre alte Demonstrantin Alex Bloomfield sagte mit Blick auf Trumps Aussagen: "Das ist Bullshit. Er sagt das, weil er das sagen muss." Cindy James, 57 Jahre alt, die ebenfalls gegen den rechten Aufmarsch auf die Straße ging, sagte: "Ich bin hier, um gegen Weiße Vorherrschaft zu protestieren." Trump habe Rassismus "in die Öffentlichkeit gebracht".

Trump war nach den Zusammenstössen in Charlottesville vor einem Jahr dafür kritisiert worden, nicht eindeutig die rechtsextreme Gewalt verurteilt zu haben. "Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt", hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch "sehr gute Menschen" gegeben. Trump hatte damit Empörung ausgelöst.

Ivanka Trump äußert sich klarer als ihr Vater

Die US-Präsidententochter Ivanka Trump hat sich deutlicher als ihr Vater von Rassismus und Neonazismus distanziert. Bei dem Neonazi-Aufmarsch in der Stadt Charlottesville vor einem Jahr sei eine "hässliche Zurschaustellung von Hass, Rassismus, Fanatismus und Gewalt" zu beobachten gewesen, erklärte Ivanka Trump am Samstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. Für "weiße Vorherrschaft, Rassismus und Neonazismus" sei in den USA aber "kein Platz".

Im Zuge der Demonstration "Vereint die Rechte" in Charlottesville war es am 12. August 2017 zu schweren Ausschreitungen gekommen. Ein Rechtsextremist steuerte ein Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten. Die 32 Jahre alte Heather Heyer starb, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Die Nachfolgeveranstaltung "Vereint die Rechte 2" fand vor dem Weißen Haus statt. (bee/chk/sda)