Österreich

Regierung diskutiert Impfpflicht für Kinder unter 12

Soll die Impfpflicht auch für Unter-12-Jährige gelten? Diese Frage bereitet Experten Kopfzerbrechen. Nun kristallisiert sich eine Antwort heraus. 

Jochen Dobnik
Teilen
Die EMA hat grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegeben.
Die EMA hat grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegeben.
Gideon Markowicz / Eyevine / picturedesk.com

Die Pläne der Bundesregierung sind durchaus ehrgeizig. Bereits in der Woche vom 6. Dezember soll der Entwurf für die Allgemeine Impfpflicht vorliegen, das soll eine ordentliche Begutachtung von mindestens vier Wochen ermöglichen. Doch eine Frage dürfte den Verhandelnden davor noch kräftig Kopfzerbrechen bereiten: Soll die Impfpflicht auch für Kinder unter 12 Jahren gelten? 

Runder Tisch soll dringliche Fragen klären

Am Dienstag haben Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler neben Ethikern, Wissenschaftlern und Grundrechtsexperten auch SPÖ und Neos zu einem Runden Tisch eingeladen. Grundsätzlich ist man sich einig, dass die Impfpflicht für alle gelten soll, für die es auch einen zugelassenen Impfstoff gibt - doch es gibt ein Aber.

1/3
Gehe zur Galerie
    Am Montag trafen Bundesregierung, Wissenschaftler und Sozialpartner zu einem runden Tisch in Wien zusammen.
    Am Montag trafen Bundesregierung, Wissenschaftler und Sozialpartner zu einem runden Tisch in Wien zusammen.
    ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

    Zwar hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegeben, doch die Verhandler sind sich uneins. 

    Es besteht die ernste Sorge, dass Eltern die Pflichtimpfung von Volksschülern eher irritiert als überzeugt – immerhin erkranken Kinder nicht nur seltener an Corona als Erwachsene, sondern dann auch meist weniger schwer (siehe Infobox).

    Aussetzen der Impfpflicht möglich

    "Die Einführung der allgemeinen Impfpflicht greift natürlich in Grundrechte ein, ist aber ein notwendiger und gerechtfertigter Schritt angesichts der dramatischen Situation. Er erfordert eine solide gesetzliche Grundlage. Deswegen ist es entscheidend, die konkrete Ausgestaltung in engem Austausch mit Expertinnen und Experten zu erarbeiten", so Edtstadler. 

    Im Gegensatz zu Erwachsenen, wo die Häufigkeit von schweren Verläufen bei Ungeimpften auf etwa 14 Prozent geschätzt wird, liegt diese bei Kindern laut Studien um die zwei Prozent. Ein Restrisiko ist also durchaus vorhanden, wenn auch vergleichsweise niedrig. Ähnlich wie bei Erwachsenen betrifft dies vor allem Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen.
    Etwa vier Prozent aller Kinder haben Krankheitsverläufe, die länger als vier Wochen andauern, berichtet Data4Life. Auch diese Zahlen liegen also deutlich unter denen von Erwachsenen. Unabhängig davon, wie sich Eltern bei der Impfung entscheiden, ist dies also schon mal erfreulich – wenn auch noch kein Grund zur Entwarnung.
    So gibt es seltene Komplikationen der Erkrankung, die ausschließlich bei Kindern auftreten. Hierzu zählt das sogenannte "Multisystem Inflammatory Syndrome in Children", welches von Fieber und Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Schock und Kreislaufversagen führen kann.

    In den nächsten Wochen werden weitere Gespräche mit Experten, etwa aus dem medizinischen Bereich, folgen. Gut möglich, dass man sich gemeinsam dazu durchringt, die Impfpflicht für die Sechs- bis Zwölfjährigen vorerst auszusetzen.

    Spielt die Bundesregierung auf Zeit?

    Insidern zufolge könnte die türkis-grüne Bundesregierung zuerst auf eine Informationsoffensive zur Impfpflicht für Unter-12-Jährige setzen - und damit auch ein wenig auf Zeit spielen. Denn sollte die Impfquote demnächst tatsächlich so deutlich steigen, wie man es sich erhofft, könnte eine Pflichtimpfung für Volksschüler womöglich überhaupt nicht mehr notwendig sein. 

    1/64
    Gehe zur Galerie
      <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
      26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
      Denise Auer, Helmut Graf