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Regisseurin Hardwicke: "Betroffene lieben diesen Film"

Heute Redaktion
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"Betroffene lieben diesen Film"Regisseurin Catherine Hardwicke ("Twilight") lehrt uns das Kämpfen - und das nicht nur in Bezug auf das Patriarchat Traumfabrik. Das große Interview zu ihrem neuen Film "Im Himmel trägt man hohe Schuhe"

Regisseurin Catherine Hardwicke (.

"Heute": Es geht um Freundschaft und Krankheit: Was ist die Message des Films?

Catherine Hardwicke: Er ist eine Ode an die unendliche Kraft von Freundschaft und Familie. Nichts im Leben zählt mehr.

"Heute": "Bester Freund" - was bedeutet das für Sie?

Hardwicke: Das ist jemand, der all deine Fehler und Makel kennt und trotzdem immer bei dir ist.

"Heute": Die Hauptdarstellerinnen Drew Barrymore und Toni Collette kannten einander nicht. War es schwierig, die zwei so schnell und so glaubhaft miteinander zu verbandeln?

Hardwicke: Man hofft immer auf eine gute Chemie. In diesem Fall mochten sich die zwei von der ersten Probe an.

"Heute": Sie haben enorm um Barrymore für dieses Projekt gebuhlt. Hat es sich ausgezahlt?

Hardwicke: Und wie! Drew ist wie eine Explosion. Sie ist so witzig und kreativ.

"Heute": Wird beim Zuschauen mehr gelacht oder mehr geweint?

Hardwicke: Ich habe viele Menschen beobachtet. Von der ersten Szene mit Drew an wird viel gelacht. Das bleibt auch so, erst in der letzten halben Stunde mischen sich Tränen dazu.

"Heute": Würden Sie jemanden, der gerade einen Menschen an den Krebs verloren hat, empfehlen, den Film zu sehen?

Hardwicke: Absolut. Ich habe den Film mit Ex-Patienten und Pflegepersonal gesehen. Sie alle waren begeistert von der realistischen Darstellung und vom feinen Humor.

"Heute": Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht - ist das Ihr Motto?

Hardwicke: Ich würde gerne immer lachen. Aber manchmal müssen die Tränen einfach raus.

"Heute":  Milly hat Brustkrebs. Würde der Film auch mit einer anderen entsetzlichen Krankheit funktionieren?

Hardwicke: Drehbuchautorin Morwenna Banks hat Krebs gewählt, weil er genau da zündet, wo es Milly am meisten trifft: in ihrem Selbstverständnis als sexy Frau.

"Heute": Sprache ist eine wesentliche Zutat von Comedy, vor allem in Großbritannien. Haben Sie den Film vor allem für Briten gemacht?

Hardwicke: Nein, ich hatte schon das Gefühl, dass die Dialoge für ein weltweites Publikum zugänglich sind. Sogar die ganz coolen britischen Sager!

"Heute": Die "weißen Oscars" heuer traten eine wilde Rassendebatte los. Wie steht es um die Genderproblematik in Hollywood?

Hardwicke: Ganz schlecht. Die Zahlen [nur 4,1 % der 1300 erfolgreichsten US-Filme zwischen 2002 und 2014 wurden von Frauen inszeniert, Anm.] sind traurig, da muss sich etwas ändern.

"Heute": Die US-Gleichstellungsbehörde ermittelt wegen skandalöser Einstellungspraktiken. Sie haben die Karten offengelegt und in dieser Causa ausgesagt…

Hardwicke: Ja, ich habe sieben Stunden mit der EEOC gesprochen und schon den Eindruck, dass sie wirklich versuchen, unser Business zu verstehen und an den verfahrenen Strukturen etwas zu ändern.

"Heute": Hat Kathryn Bigelow mit ihrem Regie-Oscar 2010 die gläserne Decke für Regisseurinnen in Hollywood gesprengt?

Hardwicke: Ich bin superhappy, dass sie gewonnen hat und ich hoffte, es gäbe viel mehr Frauen, die so unterstützt würden. Tatsächlich gab es für die Oscars 2016 keine einzige Kampagne für einen Film, der von einer Frau gemacht wurde. Wir haben einen langen Weg vor uns.

"Heute": Was bedeutete für Ihre Karriere?

Hardwicke: Der Film war enorm erfolgreich. Das war großartig und trägt natürlich dazu bei, als Freelancerin finanziell länger zu überleben

"Heute": Übertraf der Erfolg Ihre Erwartungen?

Hardwicke: Natürlich. Keiner hat damit gerechnet, dass er so einschlägt. Schade nur, dass sich mir danach nicht mehr Möglichkeiten eröffneten.

"Heute": Was sind Ihre nächsten Projekte?

Hardwicke: Ein Pilot für eine US-TV-Serie als Produzentin und Regisseurin. Und: Ich stecke gerade mit drei Studios in der Entwicklungsphase. Daumen halten!