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Reicher Russe will Zarenreich auferstehen lassen

Irre Pläne: Auf Kiribati soll die Russen-Monarchie neu gegründet werden. Die Verhandlungen laufen bereits.

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/sorincolac

Die Gegensätze könnten kaum größer sein. Mit Moskau, dem Ural oder Sibirien hat Kiribati wirklich überhaupt nichts zu tun. Die 33 Inseln und Atolle im Pazifik, auf halber Strecke zwischen Australien und Hawaii, erfüllen die Südsee-Klischees in Perfektion. Sandstrände, Palmen, mehr als 30 Grad. Von der Hauptstadt Tarawa Bairiki bis zum Kreml, wo es gerade wieder eisig kalt ist, sind es Luftlinie mehr als 13.500 Kilometer.

Aber wenn es nach Anton Bakow geht, soll genau hier das neue Zarenreich entstehen. Der Vorsitzende der russischen Monarchistenpartei will auf drei der Inseln die Regentschaft der Romanows wiederbeleben – pünktlich zum hundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution.

Kaufen, nicht leasen

Einen Zaren hat er schon: den deutschen Adligen Prinz Karl Emich zu Leiningen, ein entfernter Verwandter von Zar Alexander II. Der 64-Jährige – früher einmal mit Gabriele Thyssen verheiratet, der späteren Ehefrau des Aga Khan – lässt sich bereits Nikolaus III. nennen. Was noch fehlt, ist die Zustimmung der Regierung von Kiribati. Und Untertanen.

Denn auf den Inseln namens Malden, Starbuck und Millennium lebt im Moment noch niemand. Insgesamt haben sie eine Fläche von immerhin 64 Quadratkilometern – deutlich mehr zum Beispiel als der Vatikan. Aber die Inseln liegen mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt. Malden – mit 40 Quadratkilometern die grösste – wurde von Grossbritannien 1956 benutzt, um dort eine Wasserstoffbombe zu testen.

Bakow will die Inseln nicht etwa leasen, sondern gleich kaufen. Das neue Reich der Romanows soll dann, erläutert er, eine «eigenständige Verwaltungseinheit in freier Verbindung mit der Republik Kiribati» sein. 

Nach Zerfall der Sowjetunion reich geworden

Das Geld dafür hat er wohl. Bakow gehört zu den Leuten, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion reich geworden sind, im Tourismus und mit Finanzinvestitionen. Vorübergehend war er am Moskauer Flughafen Domodedowo beteiligt. Zwischenzeitlich saß er auch in der Duma, dem russischen Parlament.

Heute sei er mit dem "An- und Verkauf von Land" beschäftigt. Wie viele Millionen er aktuell besitzt, verrät der Monarchist nicht. Im Jänner traf sich Bakow mit Kiribatis Präsidenten Taneti Mamau, um die Dinge voranzubringen. Der Russe stellte den Insulanern 120 Millionen US-Dollar in Aussicht. Zudem will er "in einem ersten Schritt" weitere 230 Millionen in die Entwicklung von Malden investieren. Auf der Insel soll unter anderem eine Kette von Öko-Hotels entstehen.

"Universität des Russischen Reichs"

Bakow verspricht aber auch Häfen, Schulen, Spitäler, Solaranlagen und, als Extra, eine "Universität des Russischen Reichs". Alles in allem sollen tausend neue Arbeitsplätze geschaffen werden. "Darüber hinaus würden auch mehr Steuern und Zollgebühren in Kiribatis Staatshaushalt fließen", sagt er. Für den verarmten Mini-Staat würde das einen ziemlichen Auftrieb bedeuten. Bakow hofft darauf, dass die Sache noch in diesem Monat klar gemacht werden kann. 

Anstieg des Meeresspiegels befürchtet

Doch selbst wenn er mit seinen Plänen Erfolg haben sollte: Eine sichere Zukunft garantiert das nicht. Kiribati, das in der Regel nur wenige Meter aus dem Wasser ragt, gehört zu den Ländern, die von den Auswirkungen des Klimawandels am schlimmsten betroffen sind. Wenn der Meeresspiegel tatsächlich weiter steigt, könnte einem Zarenreich abermals der Untergang drohen – dieses Mal im wahrsten Sinne des Wortes.