Szene

Reinwaschen mit Seife aus menschlichem Körperfett

Heute Redaktion
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So ekelhaft kann Hygiene sein: In seiner "Schuldfabrik" in Braunschweig bittet Künstler Julian Hetzel zum Einseifen mit Körperfett. 2016 provozierte er damit in Graz.

Schuld und Schulden, diese Begriffe sind untrennbar miteinander verbunden: Julian Hetzels "Schuldfabrik" erforscht diesen Konflikt und die Tatsache, dass wir schon bei der Geburt einen Rucksack an historischen oder religiösen Ereignissen umgehängt bekommen – eine Kollektivschuld, die wir nicht selbst verursacht haben. 2016 versuchte er bereits die Besucher des "steirischen herbst" reinzuwaschen.

"Schuldfabrik" ist performative Installation

Das Publikum betrat damals einen Concept Store, eine Schönheitsklinik, einen Beichtraum und eine Seifenfabrik. Die performative Installation macht Schuld und Schulden zu Rohstoffen, die verarbeitet, produziert und zu Objekten gemacht werden. Es gibt mehrere Eingänge, aber keinen Ausweg: Wer sich einmal in die Produktionsweisen der "Schuldfabrik" begeben hat, hat keine Entschuldigungen mehr.

Provokante Installation beim "steirischen herbst" 2016

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Abfälle von Schönheitsoperationen

Nun bietet Hetzel die (Seelen-)Hygiene in einer Einkaufspassage in der Braunschweiger Innenstadt an: In einem einstündigem Rundgang besichtigen Fans die "Human Soap" – gemacht aus menschlichem Körperfett. Dieses soll aus Abfällen von Schönheitsoperationen stammen. Mit dem Erwerb erhält der Theatergast laut Hetzel die Möglichkeit, sich von Schuld freizukaufen. Der Erlös geht an ein Brunnenbauprojekt in Afrika.

Aktion erinnert an NS-Geschichte

Die Aktion im Rahmen des Festivals Theaterformen (bis 17.6.) stößt Besuchern nicht nur ob ihrer Unappetlichkeit auf, sondern ist auch ethisch durchaus problematisch: Man fühle sich zwangsläufig an die NS-Geschichte und die Verwertung menschlicher Körper in den Konzentrationslagern erinnert.

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