Österreich

Betrug: Wienerin versenkt 2.700 Euro für Geistervilla

Diese Finca war eine Finte – und eine PR-Managerin setzte ihr gesamtes Urlaubsbudget in den Sand. Im Netz wird vorm Anbieter twovillas.com gewarnt.

Heute Redaktion
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Reif für die Insel? Pech gehabt, denn "Herr Morales Rivera" und Co. sind mit dem Geld längst weg
Reif für die Insel? Pech gehabt, denn "Herr Morales Rivera" und Co. sind mit dem Geld längst weg
Bild: iStock/Montage

Türkisblaues Wasser, herrliche Sandstrände, romantische Fischerhütten – baden gehen hier aber nicht nur erholungssuchende Ibiza-Liebhaber, sondern auch 2.700 Euro.

Trick: 10 % Rabatt bei 100%-Überweisung vorab

Am 13.6. buchte PR-Managerin Therese für sich, ihren Lebensgefährten und den zweijährigen Sohn im Internet ein Haus mit drei Schlafzimmern in der traumhaften kleinen Bucht Cala Salada. Die Miete für sieben Nächte (1. bis 8.9.) überwies sie zur Gänze im Voraus. Dabei kam ihr nichts Spanisch vor – ein großer Fehler. Denn der Veranstalter twovillas.com ist mit dem Geld längst untergetaucht.

twovillas.com: "Bank-Überweisung am sichersten"

"Wir machen heuer nur eine Woche Sommerurlaub und wollten uns etwas Besonders gönnen. Beim Stöbern im Netz stieß ich durch Zufall auf den Anbieter twovillas.com, zu dem auch renommierte Reiseportale verlinken. Das hat mich beruhigt. Die Homepage wirkte absolut seriös und aufwändig gemacht, der anschließende E-Mail-Verkehr mit einem gewissen Herrn Rafael Morales Rivera war freundlich und professionell – und auch die Zahlungsmodalitäten, 10 Prozent Rabatt bei Vorab-Überweisung des Gesamtbetrages, erschien mir unbedenklich", erzählt Therese im „Heute"-Talk. „Ich bot an, meine Kreditkartendaten zur Abbuchung zu schicken, Herr Rivera bevorzugte aber eine Überweisung von Bank zu Bank. Die im Nachhinein besonders dreiste Begründung: ,Dieser Tansfer ist der sicherste'. So überwiesen wir den ganzen Betrag von 2.700 Euro. Uns erschien das schlüssig, wir haben das schon bei früheren Urlaubsreisen ähnlich gehandhabt."

Den Reiseveranstalter gibt's nicht (mehr)

Der kleine, aber feine Unterschied: Die gemietete Villa (Koordinaten: 39°01'17.6"N 1°18'05.0"E) gibt es zwar wirklich, den Veranstalter aber leider nicht (mehr). "Der letzte E-Mail-Kontakt erfolgte Mitte Juni", so Therese. "Herr Rivera versprach, sich eine Woche vor Reisebeginn noch einmal mit einem Update zu melden. Bitterer Nachsatz: ,Freuen Sie sich auf einen wundervollen, sonnigen Urlaub!'".

Nepp nur durch Zufall vor Abflug aufgedeckt

Statt Playa satt gibt's jetzt aber nur ein abgegrastes Konto – und dass die Geschasste den Nepp noch vor ihrem Abflug ins Paradies aufdecken konnte und nicht am 1.9. mit Kind und Kegel vor einer wildfremden Bleibe steht, ist nur einem Zufall zu verdanken: "Das Haus ist ja sehr geräumig, deshalb schloss sich uns eine Freundin mit ihrer kleinen Tochter spontan an. Sie buchte einen sehr frühen Flug und wollte den angebotenen, aber von uns zuvor ausgeschlagenen Early-Check-In in Anspruch nehmen. Ich kontaktierte den Anbieter deshalb am 9.8. noch einmal. Die E-Mail kam aber zurück, und auch die Homepage gab's plötzlich nicht mehr. Da läuteten bei mir alle Alarmglocken."

"Watchlist Internet" u.a. warnen vor Anbieter

Therese versuchte sofort, den Geldtransfer zu stoppen. Natürlich zu spät. Auf welche Namen das Konto wirklich läuft, darf die Bank aus Datenschutzgründen nicht sagen, die Familie erstatte bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. "Ich habe dann ein bisschen gegoogelt und gesehen, dass im Internet bereits am 6.7. vor dem Veranstalter gewarnt wurde." Und tatsächlich heißt es auf der Homepage von Watchlist: "In Wahrheit ist die Website twovillas.com betrügerisch. Konsument/innen, die auf ihr eine Unterkunft buchen, müssen ihre persönlichen Daten und eine Reisepasskopie an den Anbieter übermitteln. Sie erhalten einen Vertrag und werden aufgefordert, Geld an twovillas.com zu zahlen. Kommen Sie der Aufforderung nach, verlieren sie es, denn dafür erhalten sie von dem Unternehmen kein Zimmer vor Ort." Die Plattform onlinesicherheit.at schreibt: "twovillas.com bietet vorrangig Reisen nach Ibiza und Mallorca an. Nach der Angabe der persönlichen Daten soll man eine Kopie des Reispasses übermitteln. Dann erhält man einen Vertrag und wird aufgefordert, den entsprechenden Betrag zu überweisen. Nach vollendeter Transaktion ist das Geld unwiederbringlich und es gibt keine gebuchte Unterkunft vor Ort."

Geschädigte schickte auch Passkopie

Einen solchen Vertrag erhielt auch Therese. "Er regelte u.a. die Stornobedingungen ganz klar. Alles wirkte so professionell". Dass die Geschädigte auch eine Passkopie an die Betrüger übermittelt hat, bereitet ihr zusätzlichen Stress. „Kein gutes Gefühl, zu wissen, dass die jetzt vielleicht auch unter meinem Namen ihr Unwesen treiben können."

Im Worst-Case gehen auch 870 Euro für Flüge flöten

Nach all den Strapazen ist die Familie jetzt erst recht reif für die Insel. Ob so kurzfristig ein adäquater und leistbarer Ersatz für die gebuchte Unterkunft gefunden werden kann, ist allerdings fraglich. Und im schlimmsten Fall rinnen ihr am Ende auch noch die 870 Euro für die im schlimmsten Fall nicht in Anspruch genommene Flüge durch die Finger. Für die wurde nämlich keine Versicherung abgeschlossen.