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Rekordsumme für Dürers Holzschnitt "Rhinozeros"

Albrecht Dürers Holzschnitt eines Rhinozeros ist in New York für die Rekordsumme von 866.500 Dollar (rund 642.000 Euro) versteigert worden.

Heute Redaktion
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Dürers Holzschnitt eines Rhinozeros ist in New York für die Rekordsumme von 866.500 Dollar (rund 642.000 Euro) versteigert worden.

Nach Angaben von Christie's erzielte die Auktion einer privaten Sammlung wertvoller Druckgrafiken Dürers (1471-1528) am Dienstagnachmittag (Ortszeit) insgesamt gut sechs Millionen Dollar. Das Werk "Der heilige Eustachius" aus dem Jahr 1501 brachte 722.500 Dollar ein.

Das als Rarität geltende Werk "Rhinozeros", 1515 von dem deutschen Künstler geschaffen, war von Christie's vor der Auktion auf 150.000 Dollar geschätzt worden. Der erzielte Preis sei der höchste, der je bei einer Auktion für ein Dürer-Werk erzielt worden sei, berichtete das Auktionshaus.

Von den 62 Einzelblättern und Serien, die im Rockefeller Center versteigert wurden, wechselten laut einer Sprecherin von Christie's 47 Werke den Besitzer. Unter den Kupferstichen, Holzschnitten und Radierungen aus den Jahren 1495 bis 1526 mit religiösen und weltlichen Motiven befand sich auch "Melencolia I". Das vor 499 Jahren geprägte Stück wurde für 530.500 Dollar verkauft.

Am 20. Mai 1515 wird das indische Panzernashorn vom Schiff in den mächtigen, noch nicht ganz fertigen Turm am Hafen von Lissabons Vorort Belém gebracht. Der indische Herrscher Muzafar hatte den Koloss an Alfonso Albuquerque übergeben, der ihn wiederum nach Ankunft in Portugal seinem König Dom Manuel schenkte. Aus der antiken Überlieferung des römischen Geschichtsschreibers Plinius wusste man vom Mut und von der Überlegenheit der Nashörner gegenüber Elefanten. Dom Manuel, der spektakuläre Ereignisse liebte, ließ daher am 3. Juni 1515 einen Kampf veranstalten. Menschenmassen strömten herbei, um das Schauspiel zu verfolgen. Der Elefant nahm vor dem Nashorn schnell Reißaus. Das mutige und bizarre Tier war in aller Munde.

Eine (nicht mehr erhaltene) Skizze und eine Beschreibung des Rhinozeros, angefertigt von dem in Lissabon lebenden Valentin Ferdinand, gelangten nach Nürnberg und in Dürers Hände. Mit der Feder zeichnete er es um als Vorlage für seinen populären Holzschnitt. Dieser ist Dürers einzige großformatige Graphik eines exotischen Tiers und eine seiner wundervollsten Tierdarstellungen. Der massige Körper füllt das gesamte Blatt, ja scheint das Bild in alle Richtungen zu sprengen. Der Schwanz ist so angeschnitten, dass er bewusst knapp darüber hinaus reicht. Allein diese extreme Kompositionsstrategie ist genial und unterscheidet sich - wenn auch mitunter nur durch wenige wichtige Millimeter - von dem ebenfalls 1515 veröffentlichten Druck des Kollegen und Konkurrenten Hans Burgkmair, der wie Dürer für Kaiser Maximilan arbeitete.