Österreich

Rekrut spielte Verbrecher, um abzurüsten

Heute Redaktion
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Ein 20-jähriger Steirer stand am Freitag vor dem Wiener Straflandesgericht, weil er aus Liebeskummer vortäuschte, drogensüchtig sowie ein Dieb und Betrüger zu sein. Als Zweifel an seiner Diensttauglichkeit aufkamen, wurde er tatsächlich frühzeitig entlassen. Die Anklage wirft ihm Täuschung im Sinne des Militärstrafgesetzes sowie Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung vor.

Der damals 19-Jährige war bis über beide Ohren in seine in Wien lebende Freundin verliebt. Doch im Jänner 2012 musste er in eine Grazer Kaserne einrücken. "Ich habe das Heer eigentlich eh machen wollen", betonte der junge Mann vor Gericht. Man habe ihn aber die Grundausbildung nicht in der Bundeshauptstadt oder einer näher gelegenen Kaserne machen lassen, "wo ich wenigstens am Wochenende nach Wien gekommen wäre".

Über 30 Delikte erfunden

Daher habe er sich "diesen Blödsinn" einfallen lassen. Er behauptete, heroin- und drogensüchtig sowie ein Dieb und ein Betrüger zu sein, um vorzeitig abrüsten zu können. Er hatte zwar hie und da Cannabis geraucht, härtere Drogen aber nicht einmal ausprobiert. Die 20 Einbruchsdiebstähle, die er der Militärbehörde gegenüber auf seine Kappe nahm, waren ebenso erfunden wie angeblich zehn betrügerisch abgeschlossene Handy-Verträge.

Der Rekrut wurde tatsächlich frühzeitig entlassen, weil seine Angaben offenbar Zweifel an seiner Diensttauglichkeit nährten. Sofort eilte er in die Bundeshauptstadt und begab sich in die Arme seiner Freundin, bis ein Strafantrag ins Haus flatterte. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Dienstentziehung durch Täuschung im Sinne des Militärstrafgesetzes sowie Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung an.

Er zog Lügenmärchen Untertauchen vor

Er sei "wirklich schwerverliebt" und habe seiner Freundin helfen wollen, die damals Probleme gehabt hätte, sagte der Angeklagte. Auf die Frage von Richterin Beate Matschnig, weshalb er sich als Krimineller ausgab und nicht einfach untergetaucht sei, erwiderte der junge Mann: "Da wird man ausgeschrieben und gesucht." Das habe er vermeiden wollen: "Das kannte ich schon von meinem Bruder."

Die Verhandlung wurde auf Ende Februar vertagt. Grund: Wie das Beweisverfahren zutage förderte, wäre eine behauptete kriminelle Karriere eigentlich gar kein Grund, den Grundwehrdienst nicht leisten zu müssen. Die Richterin will jetzt erforschen, weshalb der Angeklagte trotzdem entlassen wurde. Zum Abschluss merkte der deutlich jünger wirkende 20-Jährige noch an, er wolle "das Bundesheer gern fertig machen". Er sei mittlerweile ja in Wien gemeldet.