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Republikaner wollen jetzt Kavanaugh durchdrücken

Hat er Frauen sexuell belästigt? Die USA streiten über Donald Trumps Richterkandidat Brett Kavanaugh. Wie geht's weiter?

Heute Redaktion
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War es ein Vergewaltigungsversuch? Jetzt steht Aussage gegen Aussage: Entweder die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford lügt. Oder Richter Brett Kavanaugh lügt. Dass Ford den Täter verwechselt hat, schließt sie zu "100 Prozent" aus.

War Kavanaugh so betrunken, dass er sich nicht mehr erinnern kann? Er selbst gibt an, dass ihm noch nie der Film gerissen sei. Er sei zu „100 Prozent" sicher, noch nie jemand sexuell attackiert zu haben.

Die USA sind tief gespalten. "Ein politischer Rorschach-Test, wie ihn die USA seit dem OJ-Simpson-Urteil nicht mehr erlebt haben", twitterte CNN-Kommentator Bill Weir. Der afroamerikanische Football-Star OJ Simpson war in den Neunzigern in einem Aufsehen erregenden Doppelmord-Prozess freigesprochen worden.

Die Blitzumfrage

Eine Blitzumfrage von CNN nach der Senats-Befragung ergab, dass 38 Prozent der Amerikaner für Kavanaugh und 39 Prozent gegen ihn stimmten. Republikaner stehen wenig überraschend auf Seite des Richters, die Demokraten favorisieren Blasey Ford.

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Große Zeitungen wie die Trump-kritische New York Times oder die Washington Post halten Blasey Ford für glaubwürdiger. Trump-freundlichere Blätter wie die New York Post schreiben von „Nationaler Schande", und tendieren zu Kavanaugh.

Gespalten

Sogar bei Fox News, dem Haussender der konservativen Republikaner, gehen die Meinungen auseinander. Chris Wallace, langjähriger Moderator bei Fox, meldete: „Die Aussage von Christine Blasey Ford war extrem emotional, extrem echt und extrem glaubwürdig. Niemand kann ihr zuhören, wie sie den Übergriff und seine Auswirkungen auf ihr Leben beschreibt, ohne dass man mit ihr mitfühlt." Die Befragung sei ein „Desaster für die Republikaner". Fox-Starkommentator Sean Hannity hält hingegen zu Kavanaugh. „Ich glaube nicht, dass ich jemals eine überzeugendere Aussage gesehen habe", sagte der Trump-Vertraute über den Auftritt des rechten Richters.

Trump freut sich



Wie Millionen Amerikaner verfolgte auch der Präsident selbst die Befragung im Fernsehen. Diesmal sagte ihm Kavanaughs wütender Auftritt zu. Er twitterte nach der Anhörung: „Richter Kavanaugh hat Amerika gezeigt, warum ich ihn nominiert habe. Seine Aussage war kraftvoll, ehrlich und fesselnd." Die Strategie der Demokraten sei eine Schande und nur dazu gedacht, seinen Kandidaten zu verhindern. „Der Senat muss abstimmen", forderte Trump. So wird es wohl auch geschehen.

Heute, Freitag, entscheiden die Republikaner ab 15.30 Uhr unserer Zeit, die ob sie die Abstimmung im Justizausschuss durchziehen. Sie wollen ihren Kandidaten um jeden Preis durchdrücken.

Die Demokraten schäumen wiederum, weil die Hoffnung auf genügend Abweichler unter den Republikanern schwindet. Aber noch ist unklar, wie die moderaten Republikanerinnen Susan Collins aus Maine und Lisa Murkowski aus Alaska abstimmen werden. Sie sagten ebenso wenig wie der republikanische Trump-Kritiker Jeff Flake aus Arizona, der im Rechtsausschuss residiert.

Wikipedia verändert

Kuriosum am Rand: Kavanaugh sprach vor dem Senat von einem "bekannten Trinkspiel", das er "Devils Triangle" ("Bermuda-Dreieck" oder "Teufels-Dreieck") nannte. Auf US-Colleges wird dieser Ausdruck allerdings für eine sexuelle Praktik verwendet. Noch während der Anhörung wurde der Wikipedia-Eintrag zu "Devils Triangle" von Unbekannten an Kavanaughs Schilderung angepasst.

Im 100-köpfigen Senat sitzen derzeit 51 Republikaner, 47 Demokraten und zwei unabhängige Senatoren. Kommt es in der Kavanaugh-Abstimmung im Senat zu einem Patt, entscheidet US-Vizepräsident Mike Pence.

Ab kommenden Dienstag könnte Kavanaugh also als Oberster Richter bestätigt werden. Der 53-Jährige wäre auf Lebenszeit ernannt.



(GP)

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