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Blutrache-Mord wegen Mafiafehde in der Schweiz

Heute Redaktion
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Restaurantbesitzer I. I. wurde von einem Unbekannten erschossen. Er ist ein weiteres Opfer einer jahrelangen Fehde zwischen zwei Familien aus Mazedonien.

Am Weihnachtsmorgen hat ein Mann mehrere Schüsse auf einen Gastbetrieb in Rüti im Schweizer Kanton Zürich abgegeben. Dabei wurde der Restaurantbesitzer I. I.* (51), ein gebürtiger Mazedonier tödlich verletzt. Der Täter flüchtete und konnte bislang nicht gefasst werden.

Wie nach den tödlichen Schüssen in Wien führt die Spur offenbar zum organisierten Verbrechen.

Es soll nicht der erste tragische Vorfall in der Familie sein. Seit Jahren herrscht laut mazedonischen Medien zwischen der Familie I. und der Familie B. eine blutige Fehde. Der Grund: eine Konzession über einen Strandabschnitt in der mazedonischen Stadt Struga, die Familie B. schließlich erhalten habe.

Laut einem Bekannten der Familie gingen die beiden Söhne des getöteten Restaurantbesitzers, S. I.* (23) sowie P. I.*, vor einigen Jahren mit Baseballschlägern auf ein Mitglied der Familie B. los. Deren Kopf ist laut mazedonischen Medien ein gefürchteter Mafioso.

Blutrache und "Königs der Prostitution"

Der Angriff hatte Folgen: S. I. wurde am 13. Dezember 2015 erschossen. Das bestätigt eine Verwandte des Restaurantbetreibers gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten". Dessen anderer Sohn P. I. wurde schwer verletzt und ist laut dem Bekannten seither invalid. Die Täter sollen der Vater und der Bruder des Mafioso sein, die die beiden Söhne mit automatischen Waffen in ihrem Auto beschossen hätten, so der Bekannte. Daraufhin soll die Familie von I. laut den mazedonischen Medien Rache genommen und 2017 den Bandenführer in seiner Bar in Struga erschossen haben.

Auch der Mafioso soll früher in der Schweiz gelebt haben und im Bauwesen tätig gewesen sein, bevor er nach Mazedonien zurückkehrte und mehrere Bars eröffnete. Albanische Medien bezeichnen das Familienoberhaupt auch "als den König der Prostitution" auf dem Balkan.

"Das Töten geht ganz sicher weiter"

Angehörige des Opfers vermuten einen Zusammenhang mit der seit Jahren schwelenden Familienfehde. Aus Angst vor Blutrache soll der getötete Wirt seinen invaliden Sohn sogar in die Schweiz geholt haben. I. habe den Familienstreit immer beilegen wollen, so der Bekannte der Familie. Nun hat es ihn selber getroffen. Ob das Töten weitergeht? "Ganz sicher. Das ist Blutrache."

Die Kantonspolizei Zürich will sich aufgrund den laufenden Ermittlungen nicht zu Details des Falls äußern. "Grundsätzlich fahnden wir jetzt nach dem Täter, der die Schüsse abgegeben hat", sagt Kapo-Sprecher Marc Besson zu "20 Minuten". Fragen zu Tatmotiv und -hergang sollen nach der Einvernahme des Täters geklärt werden.

Eine Nachbarin kannte das Opfer. (Video: 20 Minuten)

*Namen der Redaktion bekannt

(20 Minuten)

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