Wien

"Rettungsanker" radeln jetzt über die Donauinsel

Seit Mai 2019 schützen "Rettungsanker" in Lokalen Frauen vor Belästigung. Nun wird das Service auf die Donauinsel und den Donaukanal ausgeweitet. 

Louis Kraft
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    "Sexuelle Belästigung hat in Wien keinen Platz", erklärt Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ, MItte). Ab sofort sind die "Rettungsanker", die im Notfall helfen, auch auf der Donauinsel und dem Donaukanal unterwegs. Peter (47) und Gwen (31) sind zwei davon.
    "Sexuelle Belästigung hat in Wien keinen Platz", erklärt Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ, MItte). Ab sofort sind die "Rettungsanker", die im Notfall helfen, auch auf der Donauinsel und dem Donaukanal unterwegs. Peter (47) und Gwen (31) sind zwei davon.
    PID/Martin Votava

    "Ich bin dein Rettungsanker" heißt es jetzt auch auf der Donauinsel. 2018 wurde die Aktion im Rahmen des Donauinselfestes gestartet, noch im selben Jahr auf die Wiener Bäder und die Wiener Linien ausgeweitet. Als Ziel nannte Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ), ein klares Zeichen zu setzen, dass (sexuelle) Belästigung in Wien keinen Platz hat. Im Mai 2019 weitete Gaal die Aktion des Frauenservice Wien auf Wiener Lokale aus. Eigens geschulte Mitarbeiter, die mit Buttons und Aufklebern leicht als "Rettungsanker" erkennbar sind, stehen als Hilfe und Ansprechpartner zur Verfügung, "Heute" hat berichtet.

    Nun wird dieses Service auch auf die Donauinsel und den Donaukanal ausgeweitet. 20 Mitarbeiter des "Mobilen Inselteams" wurden durch spezielle Schulungen für das Thema sexuelle Belästigung sensibilisiert und lernten im Fall des Falles richtig und schnell zu handeln. Die "Rettungsanker" sind Teil des "Mobilen Inselteams" der MA45-Wiener Gewässer, das seit bereits zehn Jahren sind in der Hochsaison zwischen April und September mit ihren Fahrrädern auf der Insel im Einsatz ist und auf die Einhaltung der Spielregeln achtet."Heute" hat zwei der neuen "Rettungsanker" bei der Präsentation auf der Donauinsel getroffen.

    Rollenspiele bereiten auf echte Einsätze vor

    Peter (47) ist seit sechs Jahren Mitglied des "Mobilen Inselteams", Gwen (31) ist in ihrem ersten Jahr. Als die "Wiener Gewässer" den Mitarbeitern die Schulungen zum "Rettungsanker" anboten, zögerten sie ebenso wenig wie ihre Kollegen. "Das Achtgeben war ja schon vorher Teil meiner Aufgabe", erzählt Peter. Wie man bedrohliche Situationen frühzeitig erkennt und wie man bei Agressionen richtig vorgeht, lernten er, Gwen und der Rest des "Inselteams" bei einer vierstündigen Schulung durch das Frauenservice Wien. Neben Mediation standen dabei auch Rollenspiele auf dem Programm, bei dem die häufigsten Konfliktsituationen durchgespielt und für etwaige Notfälle geprobt wurde. "Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. In dem meisten Fällen reicht Reden aus, wenn aber körperliche Gewalt in Spiel kommt, ist das ohnehin ein Fall für die Polizei", erzählen die Rettungsanker. "Bei den Rollenspielen hat sich auch gezeigt, wie wichtig es ist, das Opfer nicht zu vernachlässigen", so Gwen. Daher sind die "Rettungsanker" immer als Zweierteam unterwegs. Während sich einer um das Opfer kümmert und gegebenenfalls auf Hilfshotlines wie den Frauennotruf hinweist, versucht der andere den oder die Täter abzuschirmen und zu beruhigen.

    Wirklich gefährliche Einsätze hatten Gwen und Peter bisher zum Glück nicht, langweilig wird ihnen trotzdem nicht. So war Peter mehrfach im FKK-Bereich auf der Donauinsel im Einsatz. "Ich wurde wegen einem Exhinitionisten gerufen. Die Damen im FKK-Bereich war aber eher erbost als bedroht", so Peter. Gwen wurde zum Rettungsanker für einen Künstler, der – erlaubterweise – auf der Donauinsel ein Graffiti malte. "Zwei Kinder wollten sich die Spraydosen ausborgen und mitmalen. Ich habe sie an die 'Wiener Wand' verwiesen, wo sie selbst sprühen dürfen. Das war aber problemlos, da hat alleine die Inselteam-Uniform schon geholfen. Und der Künstler war er erleichtert, dass er in Ruhe weiterarbeiten konnte". 

    Rettungsanker als sichtbares Zeichen: Sexuelle Belästigung hat auch auf Donauinsel keinen Platz

    "Der 'Rettungsanker' ist ein sichtbares Zeichen: Sexuelle Belästigung hat auf der Donauinsel und in unserer Stadt keinen Platz! Die mobilen Inselteams sind jetzt speziell vom Frauenservice geschult. Dabei geht es darum, Frauen ernst zu nehmen und sensibel zu reagieren, wenn eine Frau von sexueller Belästigung betroffen ist", erklärt Gaal, die heute, Mittwoch, gemeinsam mit Marion Gebhart (Abteilungsleiterin des Frauenservice Wien) und Gerald Loew (Leiter der Abteilung Wiener Gewässer) den offiziellen Startschuss für den Rettungsanker auf der Donauinsel gab. 

    "Der Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Rädern auf der Donauinsel hat sich seit zehn Jahren bestens bewährt", betont Loew. Gerade im Sommer ist die Donauinsel mit ihren 42 Kilometern Uferlänge die Freizeitoase der Wienerinnen und Wiener – ob zum Grillen, Radfahren, Picknicken oder Spazierengehen (mit oder ohne Hund) am Wasser. "Da die Donauinsel sehr weitläufig ist und verschiedenste Besuchergruppen anzieht, können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Präsenz für ein Sicherheitsgefühl sorgen. Die Schulung im Rahmen des Rettungsankers ist ein wertvolles Werkzeug im Umgang mit Vorfällen von sexueller Belästigung. Es stärkt die Mitglieder des Inselteams und trägt dazu bei, dass sich besonders Frauen auf der Donauinsel noch sicherer fühlen können", so Loew. 

    "Rettungsanker" radeln ganze Donauinsel ab

    Die "Rettungsanker" sind täglich bis 20 Uhr mit ihren Fahrrädern auf der gesamten Donauinsel unterwegs. Eingeteilt in zwei Zonen (Nord und Süd mit der Reichsbrücke als Grenze) schauen sie darauf, dass auf der Insel alles friedlich bleibt. "Wir sind ständig miteinander im Kontakt. Das heißt, wenn es im Bereich der Grillzone oder bei der Hundezonen Probleme gibt, können wir dort gezielt Mitarbeiter hinschicken", erzählt Gwen. 

    Pro Tag radeln die Mitglieder des "Mobilen Inselteams" bis zu 100 Kilometer auf der Donauinsel ab. Sie achten auf Sauberkeit, unterstützen die GrillplatzmeisterInnen oder geben Auskünfte zum Freizeitangebot. Die Inselinfo (das Informationszentrum auf der Donauinsel, 350 Meter stromabwärts der Reichsbrücke, bei der U1-Station Donauinsel) ist dabei von Mai bis September Anlaufstelle für die Besucher. Zu erreichen ist dieses auch telefonisch unter 01/4000-96500.

    Frauenservice bietet "Rettungsanker"-Schulungen

    Seit Beginn der Aktion "Ich bin dein Rettunganker" wurden mehr als 1.000 Mitarbeiter der Stadt und Interessierte sensibilisiert und waren als Ansprechpartner im Einsatz. Und es sollen noch mehr werden. Daher bietet das Frauenservice Wien Schulungen zum "Rettungsanker" an. Die Erstgespräche werden kostenlos angeboten, alle Infos dazu gibt es unter der E-Mail-Adresse [email protected] oder unter frauen.wien.at.