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Review: Das erwartet Sie in "Assassin's Creed"...

Heute Redaktion
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Die erste grandiose Videospielverfilmung hätte "Assassin's Creed" werden sollen. Zum Messias-Film eines Genres, das bisher keinen Publikum und Kritiker gleichermaßen begeisternden Film hervorgebracht hat, ist die Game-Adaption aber nicht geworden.

Die erste grandiose Videospielverfilmung hätte "Assassin's Creed" werden sollen. Zum Messias-Film eines Genres, das bisher keinen Publikum und Kritiker gleichermaßen begeisternden Film hervorgebracht hat, ist die Game-Adaption aber nicht geworden.

Ein sagenumwobenes Artefakt ermächtigt seinen Besitzer in "Assassin's Creed" dazu, den menschlichen Willen zu kontrollieren und die Geschicke der Welt zu lenken. Dass dieser sogenannte "Apfel von Eden" aussieht wie eine leuchtende Bocciakugel versinnbildlicht das Dilemma der Videospielverfilmung.

Zerrissen zwischen dem Wunsch, den Zuschauern die Grundidee der Game-Reihe näherzubringen, der Verpflichtung gegenüber deren Fans, die Moves aus den Spielen auf die Leinwand zu übersetzen und dem ambitionierten Vorhaben, einen anständigen Spielfilm-Plot um das Ganze zu spinnen, rutscht "Assassin's Creed" schnell in die Untiefen der Genre-Standards ab.

Wird nicht gerade mit dekorativen Parcours-Mätzchen durchs mittelalterliche Madrid gehüpft, stehen doppelte und dreifache Exposition (wir haben's kapiert, die Assassinen beschützen die Welt vor dem Bösen) und sich selbst in den Schwanz beißende Dialoge auf dem Programm. Die wirklich interessanten Themen behandelt der Film hingegen nicht. Wie funktioniert der Animus, jene für die Handlung so entscheidende Zeitreise/Rückführungsmaschine? Wie kann die leuchtende Bocciakugel die Welt verändern? Was treiben die Assassinen im 21. Jahrhundert, wenn sie nicht gerade eingesperrt und für wissenschaftliche Experimente missbraucht werden?

Plot

Cal Lynch () soll nach dem Mord an einem Zuhälter hingerichtet werden. Statt nach injizierter Todesspritze das Zeitliche zu segnen, erwacht er allerdings in einem abgeriegelten Forschungslabor des Templer-Ordens. Die Templer suchen seit Jahrhunderten nach dem Apfel von Eden, mit dessen Hilfe sie die Gewalt auf Erden - und nebenbei auch den freien Willen der Menschen - abschaffen wollen.

Per High-Tech-Apparatur (dem Animus) zwingt Dr. Sofia Rikkin () Cal zu diesem Zweck die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar (ebenfalls Michael Fassbender) auf. Der gilt als letzter belegter Besitzer des Apfels und gehörte im 15. Jahrhundert den Erzfeinden der Templer, der verbrecherischen Killer-Truppe der Assassinen an. Während Cal seinen Stammbaum erforscht, lernt er die anderen Versuchskaninchen der Templer kennen, inhaftierte Assassinen, die ihn davon abhalten wollen, mit Dr. Rikkin zu kooperieren.

Problematisch

"Fighting for peace is like screwing for virginity", ("Krieg führen für den Frieden ist wie Vögeln für die Jungfräulichkeit") hat Comedian George Carlin einst treffend angemerkt... Dass die Assassinen sich von jeglicher Moral und Gesetzgebung lossprechen, für ihre (gute, einzige, richtige?) Sache also abscheuliche Verbrechen begehen dürfen, sorgt für eine problematische Message. Die lautet nicht nur "Der Zweck heiligt die Mittel", sondern impliziert auch "Gewalt ist eine brauchbare Lösung". wird dabei - obwohl zigfach im Film erwähnt - nicht näher erläutert, wir erfahren lediglich die Slogans, die daraus hervorgehen ("Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" und "Wir arbeiten im Dunkeln, um dem Licht zu dienen").

Positiv

Wirklich gut ist "Assassin's Creed" zumindest der Look des mittelalterlichen Madrids geglückt, das trotz CGI eindrucksvoll auf Film gebannt werden konnte. Auch der Cast punktet: Fassbender und Cotillard zeigen solide Leistungen in widrigen Umständen. Dialog-Höhepunkt des Films ist ein Zitat aus der Bhagavad Gita, das Oppenheimer mit der Entwicklung der Atombombe verknüpfte: "I am [sic] become death, the destroyer of worlds". Auf die erste grandiose Videospielverfilmung müssen wir trotzdem weiter warten.

"Assassin's Creed" startet am 27. Dezember 2016 in den österreichischen Kinos.