Szene

Lachen über die Nöte der Generation Tinder

Die deutsche Sex/Beziehungs-Komödie "Safari - Match Me If You Can" ist überraschend unterhaltsam und aktuell.

Heute Redaktion
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Dröge, das ist ein schönes bundesdeutsches Wort für langweilig, das die Masse an Film- und TV-Komödien, die stetig über die Grenzen der BRD nach außen schwappen, passend bezeichnet. Klar gibt es immer wieder grenzgeniale Ausreißer, von "Lammbock" bis "Fack ju Göhte", von "Knockin on Heaven's Door" (ja, eigentlich ein Roadmovie) bis zum aktuellen "Sauerkrautkoma" (nein, definitiv kein Krimi), meist freut man sich aber schon, wenn der Humor der Nachbarn nicht zum Fremdschämen, sondern nur zum Gähnen anregt.

Auf Komödien, die sich eingehend mit den ewigen Themen Liebe und Geschlechtsverkehr befassen, trifft das ganz besonders zu: Die Charaktere blass und uninteressant, die Dialoge quälend lebensfern, die Pointen vom Hollywood-Kompost stibitzt. Man kann es den Zuschauern also nicht verübeln, wenn sie von "Safari - Match Me If You Can" das Schlimmste erwarten - es ist das Beste, was dem Film passieren kann, denn so sorgt er für eine positive Überraschung.

Überraschend relevant

Mit der titelgebenden Dating/Abschlepp-App schafft der Streifen aus dem Stand, was den meisten deutschen Komödien trotz größtmöglichem Anlauf nicht gelingt: Einen relevanten Aktualitätsbezug. Via Safari geht man in München auf die Jagd nach geeigneten GespielInnen und muss diese anschließend mit Sexual und Social Points bewerten. Wer's im Bett nicht so bringt, kauft sich eben im Onlineshop ein strahlendes Renommee, um PartnerInnen anzulocken. Auf welche Weise die verschiedenen Safari-Teilnehmer die App nutzen, ist schon sehr nah am richtigen Leben dran.

Der Trailer von "Safari - Match Me If You Can":

Wer geht auf Safari?

Insta-Star Lara (Elisa Schlott) wirbt online mit Enthaltsamkeit und greift für ihre körperlichen Bedürfnisse auf anonyme Stelldicheins zurück. Mit Pilot Harry (Justus von Dohnányi) könnte sie sich mehr vorstellen, doch der ist in Wirklichkeit Busfahrer und mit Sexualtherapeutin Aurelie (Sunnyi Melles) verheiratet. Die wiederum rät dem vermeintlichen Superstecher David (Max Mauff), seine Ejakulationsprobleme mit einer älteren Frau zu kurieren. Maklerin Mona (Juliane Köhler) stellt sich zur Verfügung, weil sie nach 24 Jahren als alleinerziehende Mutter endlich wieder vögeln will. Life (Sebastian Bezzel) würde ihr besser gefallen, doch der hat eine Tochter im Kindergartenalter und daher ganz andere Prioritäten. Die wären ganz gut mit den Wunschvorstellungen von Fanny (Friederike Kempter) vereinbar, würde die nicht auf den Aufriss-Meister Arif (Patrick Abozen) hereinfallen.

Witzig, wenn's traurig wird

Erzählt wird das Ensemble-Stück in Einzelepisoden nach dem Domino-Prinzip. Die Handlungs-Fackel wird von den Figuren weiter- und auch mal zurückgereicht. Das Ergebnis ist ein kurzweiliger Plot ohne gröbere Durchhänger, schade nur, dass dadurch auch die interessanteren Charaktere (vor allem Köhlers Mona) zwischendurch in der Versenkung verschwinden.

Am witzigsten ist der Film, wenn er die sozialen Engpässe der Generation Tinder ohne viel Tamtam offenlegt. Etwa als Fanny über die Dating-App unzweideutig nachfragt, ob ihr jemand beim Aufbau ihrer Regale helfen kann. Ebenfalls gut gelungen: Nur wenige der gezeigten Match-Situationen wirken übertrieben gekünstelt.

"Safari - Match Me If You Can" startet am 30. August 2018 in den österreichischen Kinos.

(lfd)

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