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"Rez Infinite" im PSVR2-Test – hypnotischer denn je

Eine 22-jährige Erfolgsgeschichte geht weiter. Der surreale Rail-Shooter "Rez" wurde zu "Rez Infinite" – und schafft nun den Sprung auf PSVR2.

Rene Findenig
"Rez Infinite" im PSVR2-Test – hypnotischer denn je, und das Anvisieren funktioniert nun per Augen-Tracking.
"Rez Infinite" im PSVR2-Test – hypnotischer denn je, und das Anvisieren funktioniert nun per Augen-Tracking.
Enhance

2001 schlug "Rez" auf der Sega Dreamcast so heftig ein, dass es später auf PlayStation und Xbox portiert wurde. Dann wurde es ruhig um den Rail Shooter. Vielleicht war die Stille um "Rez" auch dem Umstand geschuldet, dass es mit seiner futuristischen Cyberspace-3D-Kulisse seiner Zeit weit voraus war. 15 Jahre später war die geeignete Umgebung für den Techno-Titel schließlich mit der VR-Technologie gekommen und "Rez Infinite" wollte den Erfolg wiederholen. Das gelang auch durchaus beeindruckent und mit ausgezeichneten Wertungen. Nun wurde "Rez Infinite" auch für PlayStation VR2 gestartet.

"Rez" begeisterte seinerzeit mit der futuristischen 3D-Welt in Verbindung mit Soundeffekten und Musik, die sich je nach Spielsituation fließend änderten. Die damalige Story: Die künstliche Intelligenz namens Eden hatte sich so viel Wissen angeeignet, dass sie aus Selbstzweifel mit dem Abschaltungsprozess begonnen hatte und damit die ganze Datenwelt zu vernichten drohte. Der Spieler machte sich als Hacker auf die Suche nach dem Datengott und wollte sein Überleben sichern. Doch auch ohne eine tiefgründigere Story war "Rez" ein fantastisches Erlebnis für den Spieler.

Überschaubare Verkaufszahlen, bombastische Bewertungen

Musikeffekte, die Einfachheit der Steuerung beim "Abschießen" der Gegner sowie Force-Feedback machten "Rez" zu einem erlebbaren Meistertitel. "Rez Infinite" für Virtual-Reality-Plattformen wie die PlayStation VR änderte nicht viel am ursprünglichen Gameplay, es handelte sich nicht um eine Fortsetzung, sondern eher um ein Remake. Neu war nur ein Level, das "Area X" genannt wurde, dazu bot das gesamte Game 3D-Sound und 120 Frames pro Sekunde. Wie dem Original ging es auch der VR-Version: Die Verkaufszahlen blieben zwar übersichtlich, die Kritiken fielen aber fantastisch aus.

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    2001 schlug "Rez" auf der Sega Dreamcast so heftig ein, dass es später auf PlayStation und Xbox portiert wurde. Dann wurde es ruhig um den Rail Shooter. 
    2001 schlug "Rez" auf der Sega Dreamcast so heftig ein, dass es später auf PlayStation und Xbox portiert wurde. Dann wurde es ruhig um den Rail Shooter.
    Enhance

    Die Geschichte der Menschheit, die eine künstliche Intelligenz kreiert, die sich gegen ihre Schöpfer wendet und die Vernichtung anstrebt, ist etwas angestaubt. Ebenso das Spielkonzept, als Hacker stehen einem nur ein Suchvisier und Bomben zur Verfügung. Trotzdem liegt in der Einfachheit die Genialität des Titels. Die immer komplexeren Levels und der stetig ansteigende Schwierigkeitsgrad gehen mit einem Erfühlen und Erleben der digitalen Techno-Welt und der Motive von Eden einher. Ausweichen kann man den Angriffen der Digital-Gegner übrigens nicht, man muss sie geschickt blocken.

    Rhythmisches, aber recht einfaches Gameplay

    Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, zeitlich genau zu timen, wann man einen Gegner mit seinem Suchfeld anvisiert und wann man die Angriffe abwehren muss. Während kleinere Gegner sich noch leicht abschießen lassen, muss man bei Bossen die Schwachstellen suchen und in der Hektik zwischen "Bullet Hell"-gleichen Szenen zu treffen versuchen. Wer scheitert, ist nicht gleich frustriert, sondern noch eher dazu motiviert, es noch einmal zu versuchen. Was "Rez" schon gut konnte, kann "Rez Infinite" noch besser. Durch den Waffengebrauch macht man eigene Musik, die durch den 3D-Sound spektakulär klingt.

    Das Gameplay bestimmt die Melodie aus schwerpunktmäßig Elektronik mit Einflüssen aus Rock und Hip-Hop. Man selbst orientiert wiederum die Steuerung am erklingenden Rhythmus, schnell stellt sich ein fließendes Spielgefühl ein. Die Richtung des Avatars in der Digitalwelt namens Project K kann man nicht bestimmen, aber die Spielfigur auf dem Screen nach links, rechts, oben und unten "fliegen" lassen. Der Spieler steuert seinen Hacker-Avatar mit den Controller-Sticks, gleichzeitig visiert man Gegner mit dem VR-Headset an. Bei dem Tempo überrascht es, dass "Motion Sickness" keinerlei Problem darstellt.

    Knackig schwer, aber ohne Frust-Momente

    Bis zu acht Gegner können gleichzeitig ins Visier genommen werden – löst man die Lock-Mechanik, feuert man auf sie. Das Abfeuern steuert auch den Sound, jeder Treffer gibt der Melodie eine neue Note. Große Innovationen kann man "Rez Infinite" inhaltlich im Vergleich zum Original aber nicht unterstellen, sogar das Aufleveln mittels blauer Sphären und der "Overdrive"-Modus, dessen zerstörerische Kraft man durch das Sammeln roter Sphären erreicht, sind simpel ausgerichtete Features. Checkpoints fehlen – wer stirbt (passiert ab Areal 3 von 5 mit je 10 Unterlevels ständig) beginnt das Areal von vorne.

    Klingt alles nach Frust, "Rez Infinite" ist aber tatsächlich ein großartiges Spiel und ein exzellenter VR-Titel. Die Mischung aus simpler digitaler Welt in Verbindung mit einer einfachen Steuerung und einer der besten Musikuntermalungen, die die Videospielwelt je gesehen hat, macht "Rez Infinite" wie schon das originale "Rez" zu einem Pflichtspiel. Dass "Infinite" aber noch nicht das Ende der VR-Fahnenstange ist, zeigt das neue Level "Area X". Dieses zeigt als eine Art Demo, wie ein künftiges "Rez" aussehen könnte. Statt vorgegeben Pfade kann man sich selbst mit der Schultertaste durch eine Arena bewegen.

    Anvisieren funktioniert nun neu mit Augen-Tracking

    Ein Marker zeigt an, wo sich Gegner befinden und die Abschüsse werden durch Explosionen unterlegt. Hier steigert sich das Musikerlebnis noch einmal. Egal ob man Fan von Rail-Shootern ist oder nicht: "Rez Infinite" sollte man als VR-Gamer einfach ausprobiert haben. Und das gilt besonders mit der brandneuen Version für die PlayStation VR2. Großes Highlight der PSVR2-Version ist nun, dass die Gegner dank Augen-Tracking dadurch anvisiert werden, indem man sie einfach anblickt. Und das funktioniert flüssig, ohne merkbare Verzögerungen und äußerst präzise. Geschossen wird dann gewohnt per Controller.

    Die übrigen Verbesserungen sind eher Details: Dank OLED-Display ist der Hintergrund nun tiefschwarz, die 120 Hertz pro Headset-Linse machen das Game noch flüssiger und einige Effekte wie Explosionen werden nun zusätzlich per Vibration an PSVR2-Headset und Sense-Controller übertragen. Ein neues Game darf man nicht erwarten und in den in die Jahre gekommenen Levels bleiben die neuen Möglichkeiten dennoch sehr beschränkt, alleine das Augen-Tracking macht aber ein erneutes Spielen lohnenswert. Etwas happig: Zehn Euro zahlt man für das Update, wenn man das Game auf der PS4 besitzt.