Szene

Nach dem Begräbnis beginnt der Terror

Grausig, spannend, furchteinflößend - "Hereditary" ist der bislang beste Horrorfilm des Jahres.

Heute Redaktion
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Ein Baumhaus, nein, eine ganze Hütte, perfekt gezimmert und zugeschnitten, die auf kahlen, pfahlartigen Baumstämmen steht. Wir sehen sie durch ein Fenster, die Vorhänge zappeln im Wind, bevor uns die Kamera den Rest des Raumes zeigt. Es ist ein langsamer, unsauberer Schwenk. Immer wieder und jedes Mal gerade so stark, dass wir es noch wahrnehmen können, ruckelt das Bild. Als würde es sich sträuben, an der Hand eines unbarmherzigen Kerker- (oder Lehr-)meisters mitgeschleift zu werden. Irgendetwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung. Die Kamera hält an. Wir sehen ein Puppenhaus, und in einem der kleinen, unglaublich detailliert gestalteten Zimmer regt sich etwas...



Annie (Toni Collette) hat das Puppenhaus gebaut. Sie ist Miniatur-Künstlerin, ihre Modelle sind Szenen aus ihrem Leben nachempfunden, insbesondere den düsteren. In diesen hat meist ihre Mutter eine tragende Rolle. Als herrische Unruhestifterin im Türrahmen. Als lebender Leichnam im Krankenbett. Vor Kurzem ist die alte Frau gestorben. Annie empfindet keine Trauer und plagt sich daher mit Schuldgefühlen herum. Gatte Steve (Gabriel Byrne) und Teenager-Sohn Peter (Alex Wolff) tun sich da erheblich leichter. Nur Tochter Charlie (Milly Shapiro), 13 Jahre alt, ein wenig absonderlich und Grannys Liebling, vermisst ihre Großmutter.

Der Trailer von "Hereditary":

Echte Gänsehaut

Nach dem Begräbnis beginnt der Terror. Annie hat grausige Visionen und schlafwandelt durch das Haus. Charlie wird am Schulhof von einer mysteriösen Fremden beobachtet. Peter kann seinem eigenen Spiegelbild nicht mehr trauen. Alles nur Einbildung oder das übernatürliche Vermächtnis der toten Matriarchin?



"Hereditary" macht Angst. Mit leise wummernden Bässen und entschleunigten Einblicken in ein zerrüttetes Familienleben. Jumpscares sind Mangelware. Endlich wieder ein Horrorfilm, der echte Gänsehaut hervorzurufen vermag. Die Ungewissheit, auf welche Tragödie Annies Sippe zusteuert, sorgt für nervenaufreibende Spannung.



Die Produktionsfirma A24 sorgte schon mit "The Witch" für Schweißausbrüche und Gekreische in den Kinosälen; "Hereditary" ist mindestens genauso angsteinflößend. Das ließ bereits der Trailer erkennen, der in einem australischen Lichtspielhaus versehentlich vor dem Kinderfilm "Peter Hase" gezeigt wurde. Ob die Vorschau den Kids das Fürchten lehrte, ist nicht überliefert, der fertige Film hätte in jedem Fall für viele schlaflose Nächte gesorgt.

"Hereditary - Das Vermächtnis" startet am 14. Juni 2018 in den österreichischen Kinos.

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