Szene

Familientherapie mit der Sci-Fi-Krach'n

Drama, Thriller und (wortwörtlich) ein paar Schüsse Science-Fiction. Die Rechnung geht in "Kin" auf.

Heute Redaktion
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In der kaputt gewirtschafteten Autostadt Detroit radelt der 14-jährige Eli (großartiges Filmdebüt: Myles Truitt) zwischen verlassenen Fabrikshallen umher und stiehlt Kupfer aus den Wänden. Als Kleinkind wurde er von Bauarbeiter Hal (Dennis Quaid) adoptiert, der sich seit dem Tod seiner Frau mit dem Erziehen schwer tut. Die Rückkehr von Elis Stiefbruder Jimmy (Jack Treynor) sorgt für weiteren Stress.

Sechs Jahre lang saß Jimmy im Gefängnis, nun schuldet er dem Gangster Taylor (herrlich schmierig mit Locken-Vokuhila: James Franco) 60.000 Dollar, weil dieser ihn im Knast beschützen ließ. Ein Einbruch soll die Misere aus der Welt schaffen, geht jedoch gründlich schief. Jimmy packt Eli daher in den Truck seines Vaters und büchst Richtung Westen aus. Auf der Flucht vor Taylor gabeln sie die Stripperin Milly (Zoë Kravitz) auf und kitten auf dem Roadtrip langsam ihre angeknackste Beziehung.

Der Trailer von "Kin":

Der gewagte Mix gelingt

"Kin" gibt ein formidables Sozialdrama ab, doch der Film will weit mehr sein als ein Geheimtipp, der von Indie-Festival zu Indie-Festival gereicht wird. Deshalb darf Eli gleich zu Beginn eine mächtige Sci-Fi-Kanone finden, mit der er Jimmy aus brenzligen Situationen ballert. Die vermummten Aliens, denen die Krach'n gehört, heften sich selbstverständlich ebenfalls an die Fersen der Brüder.

Die futuristische Waffe macht aus "Kin" ein Kino-Event. Weil es sich trotzdem um eine kleinere Produktion ohne ganz große Namen auf der Besetzungsliste handelt, bleibt der Charme des Geheimtipps aber erhalten. Die Science-Fiction-Komponente fügt sich wunderbar in den Plot ein (bis die letzten zehn Minuten des Films einen unbefriedigenden Twist bringen), die besten Momente des Films gehören aber Gangster Taylor (Stichwort: Pinkelszene) und dem Brüder-Drama - etwa wenn der von seiner neuen Rolle als großer Bruder überforderte Jimmy beim Überbringen schlechter Neuigkeiten klingt, als würde er eine Freundin abservieren.

Achtziger-Style

Das Plakat von "Kin" wirbt übrigens damit, dass die Produzenten (Dan Cohen und Shawn Levy) der Hitserie "Stranger Things" für den Film verantwortlich zeichnen. Das zeigt sich vor allem in den blinkenden Neon-Lichtern, mit denen der Film die Sci-Fi-Filme der Achtziger in Erinnerung ruft, und seinem Synth-lastigen Soundtrack. Der stammt von der schottischen Post-Rock-Band Mogwai und entpuppt sich als sphärischer Hinhörer.

"Kin" startet am 13. September in den österreichischen Kinos. (lfd)

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