Szene

Blutiger Ballerporno mit Ungustl und Macho-Frauen

Mark Wahlberg zerlegt Südostasien und beschert Waffennarren feuchte Träume.

Heute Redaktion
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Gute Action darf blutig sein. Gute Action darf der Logik ein Schnippchen schlagen und die Gesetze der Physik beugen. Gute Action darf sich notfalls sogar aus der untersten Klischee-Schublade bedienen. Aber sich mit Pathos und politischen Untertönen aufplustern, nein, das darf sie nicht. Dann nämlich kommt ein zynisches, gewaltverherrlichendes Schundwerk wie "Mile 22" zustande.

Schön, dass der Actioner mit "Walking Dead"-Star Lauren Cohen und MMA-Ikone Ronda Rousey zwei Frauen wortwörtlich zum Schuss kommen lässt. Härter als Sargnägel sind die von ihnen verkörperten Black-Ops-Kriegerinnen und gleichberechtigt in die Macho-Welt von Elitesoldat Jimmy Silva (Mark Wahlberg) integriert - obwohl Alice (Cohen) eine kleine Tochter hat und Sam (Rousey) gerne Kuchen isst. Das war's leider auch schon mit den löblichen Erwähnungen.

Der Trailer von "Mile 22":

Eskorte durch den Kugelhagel

Als im fiktiven Land Indocarr der Spion Li Noor ("The Raid"-Star Iko Uwais) an die Tür der amerikanischen Botschaft klopft, um im Gegenzug für einen positiven Asylbescheid eine nukleare Terrorwelle abzuwenden, greifen der cholerische Unsympathler Jimmy und sein Team zu den Sturmgewehren. Unter der Ägide von Einsatzleiter Bishop (John Malkovich) sollen sie Li auf der 22 Meilen langen Strecke zu einem verlassenen Flugfeld beschützen - weil ihm ein sinistrer Regierungsschurke (Sam Medina) im Minutentakt seine Minions auf den Hals hetzt.

Verschnitten

Als wäre es nicht schon dämlich genug, dass die ausnahmslos mit Sprechverbot belegten Schützen zwischendurch mit Messern und Fäusten angreifen, wurden die dadurch forcierten Martial-Arts-Einlagen im Schneideraum bis zur Unkenntlichkeit massakriert. Keine Einstellung dauert länger als ein paar Sekunden; in eine Choreographie wollte man offenbar nicht investieren. Warum dann überhaupt Iko Uwais, einen Meister der Kampfkunst Pencak Silat, in den Film holen? Wohl nur, um den großen Reibach an den asiatischen Kinokassen zu machen.

Bay-lastig

Urbanen Häuserkampf und atemlose Verfolgungsjagden zu Fuß hat Regisseur Peter Berg schon einmal besser inszeniert ("Operation Kingdom", 2007), damals auch mit einer sinnvollen und überraschend subtil vorgetragenen Botschaft (Gewalt erzeugt Gegengewalt). Sein neuer Actioner ist hingegen ein kaum verhohlener Michael-Bay-Abklatsch, ein unübersichtlicher Ballerporno, zu dem waffennarrische Weltpolizei-Fetischisten befriedigt "America, fuck yeah!" stöhnen können.

"Mile 22" startet am 14. September in den österreichischen Kinos.

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