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Ralph crasht das Netz mit Selbstkritik & bösen Gags

Feminismus, Product Placements und Brutalo-Games: So hat man Disney noch nicht gesehen.

Heute Redaktion
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"Same same but different" könnte als Leitspruch über allen Trickfilmen von Disney stehen. Ob Prinzessin oder Underdog, die Suche nach dem richtigen Platz (und dem richtigen Partner) im Universum eint die Kollegen von Mickey Mouse. Das Setting variiert von grauer Vorzeit bis zur weit entfernten Zukunft , der Ansatz fällt mal konservativer, mal fortschrittlicher aus, doch am erfolgreichen Grundkonzept ändert sich nichts.

Das "same same" hat man in "Chaos im Netz" - so der umständlich, offizielle Titel von "Ralph reicht's 2" - also schnell identifiziert. Der aufbrausende Rübezahl Ralph bleibt ein ungewöhnlicher, um nicht zu sagen absonderlicher Disney-Held, die erste Hälfte seines zweiten Kinoabenteuers hat trotzdem wenig Neues zu bieten.

Lenkrad gesucht

Wieder mal dreht sich alles um einen MacGuffin, quasi der Goldtopf am Ende des Regenbogens, mit dem klassische Schnitzeljagd-Plots gebastelt werden. Hier bestimmt die Beschaffung eines Arcade-Lenkrads die Handlung. Der Hersteller hat längst dicht gemacht, ein letztes Exemplar gurkt noch auf eBay herum. Um den Videospielautomaten zu retten, den seine beste Freundin Vanellope ihr Zuhause nennt, reist Ralph daher mit ihr ins World Wide Web.

Das erweckt Disney mit gewohntem Detail- und Ideenreichtum zum Leben. Adblocker sind als ruppige Personenschützer unterwegs, Suchmaschinen geben als schrullige Bibliothekare Auskunft, und Pop-ups hausen in heruntergekommenen Gegenden unweit des Dark Web. Sehr liebevoll ist das alles gestaltet (obwohl die ständigen Product Placements nerven), wirklich originell ist das Personifizieren von Bits und Bytes aber nicht. "Alles steht Kopf" (2015) machte es etwa ganz ähnlich, nur ging es da nicht um's Internet, sondern um die Psyche eines Kindes.

Der Trailer von "Chaos im Netz":

Neue Pfade

In Hälfte zwei zeigt der Film ein völlig neues Gesicht. Der Umschwung kommt mit dem Auftritt der Disney-Prinzessinnen - ALLER Disney-Prinzessinnen, um genau zu sein - der in komprimierter Form schon im Trailer gezeigt wurde. Schneewittchen, Mulan, Pocahontas und Co. ziehen leichtfüßig doch gnadenlos sämtliche Klischees durch den Kakao, die die Produktionsfirma in den letzten 80 Jahren unters Volk gebracht hat. Dresscodes, Daddy-Issues, starke Männer als Retter in der Not - nichts wird ausgelassen.

Kritische Töne und Selbstironie sind Disney nicht fremd, meist werden sie aber auf ein paar Gags beschränkt, die wenig bis gar nichts zur Story beitragen. Hier verlässt "Chaos im Netz" das "same same"-Terrain und beschreitet neue Pfade. Das MacGuffin-Lenkrad hat plötzlich ausgedient. Stattdessen beginnt die frisch inspirierte Vanellope ihr Leben zu überdenken. Ralph reagiert wie viele echte Kerle, die sich plötzlich hintangestellt fühlen: wütend und eifersüchtig.

Absonderlich gut

Eine klassische Komponente, der Bösewicht, fehlte dem Trickfilm bisher. Der nominelle Held der Geschichte erledigt den Job schließlich selbst und präsentiert sich einmal mehr als eine der ungewöhnlichsten, absonderlichsten Figuren aus dem Hause Disney. Am Ende darf Ralph dann auch noch einen der bösesten Gags der jugendfreien Trickfilm-Geschichte abliefern. Very different! Mehr von seiner Sorte bitte!

via GIPHY

"Chaos im Netz" startet am 24. Jänner 2019 in den österreichischen Kinos.