Wirtschaft

Rezession in EU – es drohen Entlassungen und Unruhen

Die Aktienhändler seien angesichts der Wirtschaftslage zu optimistisch, so der Anlageexperte der Raiffeisen. Er empfiehlt Gold, Fonds sowie Anleihen.

Die Börsen sind zu optimistisch, die wirtschaftlichen Aussichten in vielen Ländern schlecht.
Die Börsen sind zu optimistisch, die wirtschaftlichen Aussichten in vielen Ländern schlecht.
REUTERS

Die Notenbanken steigern seit einem Jahr massiv die Leitzinsen. So wollen sie den wirtschaftlichen Aufschwung abschwächen, damit die Nachfrage und schließlich die Inflation abnimmt. Nun zeigt die Zinswende Wirkung. Zuletzt ging die Preissteigerung in der Schweiz auf unter zwei Prozent zurück. Doch in vielen Ländern wie Österreich (rund acht Prozent) ist die Inflation weiterhin zu hoch. Die Notenbanken befinden sich zunehmend in einer schwierigen Lage, sagte Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, an einem Medienanlass am Donnerstagmorgen.

Risiken für wirtschaftlichen Abschwung steigen

Die Nationalbanken dürften die Zinserhöhungen wohl bald beenden. Geissbühler rechnet mit einem weiteren Erhöhungsschritt im Juli bei der US- und EU-Notenbank. Baldige Zinssenkungen seien wegen der hohen Inflation aber nicht zu erwarten. Die Zinsen dürften wohl bis nächsten Sommer auf dem hohen Niveau bleiben.

Damit steigen die Risiken für wirtschaftlichen Abschwung. Insbesondere die Industrie sende deutlich negative Signale. Raiffeisen rechne deshalb mit einer weiteren Abschwächung des globalen Wachstums. Deutschland befindet sich bereits in einer Rezession, dort drohen steigende Arbeitslosenzahlen (siehe Box).

Die Folgen der Rezession
Deutschland steckt in der Rezession. Zwei Quartale hintereinander ist die Wirtschaftstätigkeit allgemein zurückgegangen. Auch fürs Gesamtjahr dürfte Deutschlands Wirtschaft schrumpfen. Bei einer Rezession halten Unternehmen und Haushalte ihr Geld zurück. Es drohen steigende Arbeitslosenzahlen und mehr Kurzarbeit. Wenn die Leute weniger Geld verdienen, sinkt wiederum auch die Nachfrage. Österreich schrammt heuer laut Prognose zwar haarscharf an einer Rezession vorbei – das Wirtschaftswachstum soll allerdings nur minimal ausfallen.

Auch in der EU sei die Rezession schon da und in den USA nur eine Frage der Zeit. "Die Arbeitslosenzahlen in Europa und den USA werden steigen", sagt Geissbühler. In der Schweiz sehe es noch etwas besser aus. Doch auch hier nehme die Dynamik ab, so Geissbühler. Man höre auch in der Schweiz davon, dass Firmen damit beginnen, Arbeitsplätze abzubauen. Der Schweizer Franken bleibe aber stark und könnte noch mehr steigen.

Gewinnschätzungen zu hoch

Wer Aktien besitzt, muss sich jetzt auf schlechtere Zeiten gefasst machen. Die Aktienmärkte seien zu optimistisch, die Gewinnschätzungen für das laufende und nächste Jahr zu hoch, sagt Geissbühler. Wenige große Tech-Titel hätten den Markt getrieben wegen des KI-Hypes. Dort sei jetzt viel heiße Luft drin. Außerdem sei es ein Warnsignal, wenn nur wenige Titel steigen. Der Anlageexperte rechnet mit erhöhten Schwankungen und temporären Rücksetzern. "Es sind Enttäuschungen möglich", so Geissbühler.

Diese Anlagen empfiehlt der Experte

Zu empfehlen seien breite Streuungen. Firmen mit soliden Bilanzen und krisenerprobten Geschäftsmodellen seien vorzuziehen. Den Vorzug hätten defensive Sektoren wie Nahrungsmittel, Gesundheit und Konsumgüter für den täglichen Gebrauch. Dies spreche etwa für den Schweizer Aktienmarkt.

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    <strong>Jahresinflation nach Bereichen:</strong>&nbsp;Preisentwicklung zum Vorjahr 2021 und 2022.
    Jahresinflation nach Bereichen: Preisentwicklung zum Vorjahr 2021 und 2022.
    Statistik Austria / APA-Grafik / picturedesk.com

    Attraktiv seien Edelmetalle wie Gold, Schweizer Immobilienfonds sowie Staats- und Unternehmensanleihen. Bei Hochzinsanleihen mahnt Geissbühler allerdings weiter zur Vorsicht. Die Kreditaufschläge reflektierten die erhöhten Rezessionsrisiken zu wenig.