Österreich

Riesenauflauf beim Begräbnis des "Roten Heinz"

Heute Redaktion
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Friedrich Torberg beschrieb in "Die Tante Jolesch" den Untergang des Abendlandes. Mit dem Begräbnis der Kriminal-Legende Heinz Bachheimer (76) am Samstag in Hernals ging die echte Wiener Unterwelt unter.

Friedrich Torberg beschrieb in "Die Tante Jolesch" den Untergang des Abendlandes. Mit dem Begräbnis der Kriminal-Legende Heinz Bachheimer (76) am Samstag in Hernals ging die echte Wiener Unterwelt unter.

Aber wie die "Tante Jolesch" lebt der "Rote Heinz" wohl weiter in Anekdoten. In den 70er-Jahren stieg der Sohn eines Fiakers und gelernte Anstreicher zur Größe im Milieu auf. Mit harter Hand beendete er Fehden und zog dann selbst die Fäden beim Stoßspiel und am Strich. Damals umgab sich Bachheimer mit einem Rudel von treuen Strolchen, jeder ein Wiener Original.

Der Leitwolf trug Zweireiher, hasste Drogen und liebte den Schmäh: Als "der Rote" merkte, dass er observiert wurde, klopfte er an den Wagen der Fahnder: "Ich sag euch lieber, wo ich hinfahr, falls ihr mich aus den Augen verlierts." Sein Freund Franz Altmann ("da Oide") warf die Schreibmaschine eines Polizisten aus dem Fenster: "Du kannst eh net schreiben, also brauchst di net." Bachheimer fand die Einvernahme "gelungen". Nur einmal musste "der Rote" in Haft. Als er dann grau wurde, zog er sich in seine Bar "Queens Club" und auf biedere Hobbys (Numismatik, Geschichte, Golf) zurück – und schaffte so den Sprung zum Talmi-Sir.

Resultat: "a schöne Leich" nach seinem Selbstmord wegen Krebs. Bei Bachheimers Bestattung trug nicht nur das Rotlicht (400 Gäste, 1.000 Jahre Vorstrafen) Schwarz. Auch Ex-Politiker Peter Westenthaler, Soziologe Prof. Roland Girtler und "Capitals"-Präsident Hans Schmid erwiesen die letzte Ehre. Sogar der "Lions Club Wien" schickte einen Kranz. Das hätte nicht einmal "Tante Jolesch" geglaubt.