Wien

Riesige Holzskulptur um 100.000 € für Lueger-Denkmal

Die Stadt Wien will das umstrittene Denkmal nicht abreißen. Für ein Jahr kommt eine Kunstinstallation, danach wird das Denkmal dauerhaft umgestaltet. 

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Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bei der Präsentation der temporären Kunstinstallation für das umstrittene Lueger-Denkma in Wien.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bei der Präsentation der temporären Kunstinstallation für das umstrittene Lueger-Denkma in Wien.
Helmut Graf

Das Denkmal für den Antisemiten und früheren Bürgermeister Karl Lueger wurde bereits mehrfach beschmiert, mit Hitlerbärten bemalt oder mit Kloschüsseln verziert. Nach jahrelangen Diskussionen präsentierte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) den Entwurf für die Kunstinstallation "Lueger temporär". Die 25 Meter lange Holzkonstruktion kostet 100.000 Euro und soll rund ein Jahr am Karl-Lueger-Platz (City) bleiben, um das Denkmal zu ergänzen.

Umrisse von Lueger-Objekten in Originalgröße 

Entworfen haben die Konstruktion die Künstler Nicole Six und Paul Petritsch. Für ihr Werk haben sie die Umrisse von 15 Gebäuden, Brücken und Gedenktafeln in Wien vermessen, die mit Lueger in Verbindung stehen: die ehemalige Lueger-Gedächtniskirche (in Gelb) und Toranlage am Zentralfriedhof (in Orange), eine ihm gewidmete Brücke oder auch das Denkmal selbst (in Grau).

Ihre Silhouetten werden im Maßstab 1:1 an ein fast 13 Meter hohes Holzgerüst gelehnt. Aufstellen will man die Konstruktion samt Informationstafel noch im Herbst. "Es ist als hätte man einen Speicher ausgeräumt und auf den Platz gestellt", erklärte Cornelia Offergeld, kuratorische Leiterin bei KÖR (Kunst im öffentlichen Raum). 

"Entsorgung des Denkmals ist falsches Signal"

"Die Installation ist ein wichtiger Schritt, den Platz als lebendigen Mahn- und Lernort gegen Antisemitismus und politischen Populismus zu gestalten", betonte Kaup-Hasler bei der Präsentation. Jede Stimme sei ihr wichtig, ein Abriss des Denkmals und Umbenennung des Platzes lehnte sie aber ab: "Verschwindet das Denkmal in einem Museum, erreicht man nur mehr einen kleinen Teil der Öffentlichkeit. Wenn man alles, was einen an unserer Geschichte stört, wegräumt, haben wir eine antiseptische Stadt."

Ähnlich sah es Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP): "Die Entsorgung des Lueger-Denkmals ist das falsche Signal, denn unsere Vergangenheit soll nicht ausgelöscht werden, sondern wir müssen uns ihr stellen. Es geht um eine Erinnerungskultur, deren Teil Straßennamen und Denkmäler sind." 

500.000 Euro für dauerhafte Umgestaltung

Um das Denkmal dauerhaft umzugestalten, werden im Herbst 15 Künstler zu einem Wettbewerb eingeladen, der von KÖR durchgeführt wird. An der Einladungsliste wird noch gearbeitet, das Budget hat man bereits mit 500.000 Euro festgesetzt. In Vorbereitung ist auch die Besetzung der Jury, die den Siegerentwurf auswählen wird. Dieser soll im Frühjahr 2023 der Öffentlichkeit präsentiert werden.