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"Ich bat ihn, den American Dream zu vergessen"

Heute Redaktion
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Auf der Suche nach seinem Glück in den USA kam Óscar Martínez Ramírez in den Fluten des Rio Grande ums Leben. Seine Mutter hatte ihn vor seiner Abreise noch gewarnt.

Rosa Ramírez sitzt in ihrem Haus in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador, und weint. Am Sonntag verlor sie ihren Sohn Óscar und ihre Enkelin Valeria. Der 25-jährige Óscar Martínez Ramírez und seine 23 Monate alte Tochter ertranken im Rio Grande, als sie versuchten, auf dem Weg in die USA den Fluss von der mexikanischen Seite aus zu überqueren. Die beiden Leichen wurden am Montag in Matamoros im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas gefunden. Ein Foto, das Vater und Kind mit dem Gesicht nach unten leblos im Wasser des Rio Grande treibend zeigt, ging viral.

Óscar war am 3. April mit seiner Ehefrau Tania Ávalos in Richtung USA aufgebrochen, erzählt seine Mutter gegenüber "La Prensa Grafica". Ihr Sohn habe dafür seine Arbeit in einer Pizzeria von San Salvador gekündigt. Tania hatte ihre Stelle als Kassiererin in einem Supermarkt aufgegeben, als Valeria auf die Welt kam.

Er sollte nicht gehen, bat die Mutter

"Ich bat ihn, den amerikanischen Traum nicht zu verfolgen", sagt Rosa unter Tränen. Óscar sei aber von der Idee besessen gewesen, in die USA auszuwandern. Dort glaubte er, bessere Chancen auf einen gut bezahlten Job zu haben. Mit dem Ersparten wollte er seiner Familie ein Haus kaufen. "Er war immer ein guter Sohn und ein hart arbeitender Mann", erzählt seine Mutter.

Nach Mexiko waren alle drei legal eingereist. In Tamaulipas beantragten sie Asyl und warteten zwei Monate in einem Auffanglager auf Antwort. Als diese nicht kam, entschied sich die Familie aufzubrechen und weiter Richtung Norden zu reisen.

Die Regierung bezahlt die Rückführung der Leichen

Jetzt brauchen die Angehörigen Geld, um die Leichen nach El Salvador zurück zu holen. Dafür sollen sie zwischen umgerechnet 730 und 840 Franken aufbringen. Via Twitter bot der salvadorianische Präsident Nayib Bukele nun an, für die Kosten aufzukommen. Außerdem bot er der Familie finanzielle Unterstützung an.

(kle)